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Sadio Mané - Superstar und Nationalheld

22. Juni 2022

Der FC Bayern verpflichtet in Sadio Mané den momentan vielleicht besten Außenstürmer im europäischen Fußball. Doch mit dem 30-Jährigen kommt nicht nur ein Spitzenfußballer, sondern auch ein senegalesischer Nationalheld.

Stürmer Sadio Mané hält bei der Vorstellungs-Pressekonferenz das Trikot des FC Bayern München in die Höhe. Darauf steht 2025 - so lange läuft sein gerade unterschriebener Vertrag bei Bayern München
Königstransfer: Mané im Kreise der Bayern Bosse bei seiner Vorstellung in MünchenBild: IMAGO/Xinhua

Sadio Mané ist der neue Königstransfer des FC Bayern, der 30-jährige Außenstürmer vom FC Liverpool unterschreibt beim deutschen Rekordmeister bis 2025. Unter Jürgen Klopp entwickelte der Senegalese sich in Liverpool zum Superstar, wurde mit 22 Treffern Torschützenkönig der Premier League (2019), gewann die Champions League (2019) und die englische Meisterschaft (2020) mit den Reds. Zwei weitere Finals in der Königsklasse gingen zwar verloren (2018, 2022), doch drei Champions-League-Finalteilnahmen in fünf Jahren sprechen eine eindeutige Sprache: Liverpool und Offensivstar Mané spielen seit Jahren eine der Hauptrollen auf Bühne des europäischen Topfußballs. Nun also Bayern!

  

Der Klubfußball ist das eine, doch der für Mané persönlich größte sportliche Erfolg ist der Triumph mit der senegalesischen Nationalmannschaft beim Afrika-Cup im vergangenen Februar in Kamerun - der erste Titel bei den Kontinentalmeisterschaften für das westafrikanische Land. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Sadio Mané höchstpersönlich und nahm als Kapitän den Pokal entgegen. "Ich habe viele Titel gewonnen, aber dieser hier ist die Nummer eins", sagte Mané nach dem Finale. "Der erste Titel mit meinem Land, das ist wichtiger als alles andere. Das ist der beste Tag meines Lebens." 

Nationalheld im Senegal

Nach zwei verlorenen Afrika-Cup-Finals 2002 und 2019 waren Mané und der Senegal endlich angekommen auf dem Thron von Afrikas Fußball. Der Superstar, der in der regulären Spielzeit noch einen Elfmeter vergeben hatte, tröstete nach dem Spiel den weinenden Mohamed Salah - Superstar der ägyptischen Nationalmannschaft und kongenialer Sturmpartner Manés in Liverpool. Wahre Größe zeigt sich in solchen Momenten und nicht an der profanen Trophäensammlung. 

Der Rest war ein rauschendes Fest: Aufwachen mit Pokal im Hotelzimmer, Staatsempfang bei der Rückkehr in den Senegal durch Staatspräsident Macky Sall, der den Tag kurzerhand zum nationalen Feiertag erklärte. Mané widmete den Triumph Trainer Aliou Cissé, der im Elfmeterschießen im Finale 2002 gegen Kamerun zu den Fehlschützen gehört hatte.

"Als ich den Elfmeter verschossen habe, dachte ich sofort an ihn. Und als ich den letzten Elfmeter verwandelt haben, dachte ich wieder sofort an ihn." Es sind diese Momente der Empathie, die Sadio Mané zum Nationalhelden im Senegal gemacht haben. 

Von Bambali zu Afrikas Fußballer des Jahres

Seine Bedeutung reicht dort nämlich längst über den Fußball hinaus. Mané ist eine nationale Identifikationsfigur und ein Vorbild, so wie es für ihn El Hadji Diouf war, der den Senegal bei der WM 2002 in Japan und Südkorea bis ins Viertelfinale führte. Mané war damals zehn Jahre alt. Drei Jahre zuvor hatten er und die Familie den Tod des Vaters zu überwinden. "Als ich klein war, sagte mein Vater immer, wie stolz er auf mich sei. Er war ein Mann mit einem großen Herz", sagte Mané in der Dokumentation "Made in Senegal", die seinen Weg aus dem Dorf Bambali bis zum FC Liverpool nachzeichnet. 

Unter Trainer Jürgen Klopp (l.) wurde Sadio Mané beim FC Liverpool zum Weltstar Bild: Laurence Griffiths/Getty Images

Wäre es nach dem Wunsch der Eltern und besonders des Vaters - einem Imam - gegangen, hätte Sadio Mané diesen Weg gar nicht erst begonnen. Die gläubigen Muslime wollten nicht, dass ihr Sohn dem Traum des Profifußballers hinterherjagt. Stattdessen sollte er Lehrer werden. "Sie dachten, Fußball sei Zeitverschwendung und ich würde es nie schaffen. Ich habe immer gesagt: 'Das ist der einzige Job, der es mir ermöglicht, euch zu helfen'", sagte Mané in einem Interview bei "Bleacher Report". Und er hielt an seinem Traum fest. Mit 15 riss er von zu Hause aus und ging in Senegals Hauptstadt Dakar, um einen Ausbildungsverein zu finden. Drei Wochen lang suchte die Familie ihn und brachte ihn schließlich zurück in sein Heimatdorf.  

Nach seiner Rückkehr und dem Schulabschluss ging es für Mané mit 17 Jahren erneut nach Dakar, wo er unter seinem Mentor Mady Touré in der "Generation Foot Academy" trainierte. 2011 führte sein Weg weiter nach Frankreich zum FC Metz, ein Jahr darauf weiter zu Red Bull Salzburg und schließlich nach England in die Premiere League, wo Mané von 2014 bis 2016 für Southampton auflief, ehe es zum großen FC Liverpool ging. 2019 wurde sein erfolgreichstes Jahr: Er gewann mit den Reds nicht nur die Champions League, sondern auch die Klub-WM und wurde zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt. 

"Meine Leute sollen etwas zurückbekommen"

Damals wie heute unterstützt Mané als millionenschwerer Topfußballer seine Heimat mit Spenden. Kurz vor Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern postete der Außenstürmer ein Video bei Instagram, das ihn bei einem Benefizspiel auf einem matschigen Platz gemeinsam mit dem ehemaligen Freiburger Profi Papiss Demba Cissé in seiner Heimat zeigt. 

Dank des prominentesten Sohnes des Dorfes ist in Bambali in den letzten Jahren vieles entstanden. Mané finanzierte den Bau einer Schule, steuerte rund 600.000 Euro zur Eröffnung eines Krankenhauses bei, das es zur Zeit als sein Vater verstarb in Bambali nicht gab. Infrastrukturprojekte wie Tankstellen oder ein Postamt unterstützt Mané genauso wie die Familien der rund 2.000 Einwohner des Dorfes mit Geldspenden. 

"Warum sollte ich zehn Ferraris, 20 Diamantuhren oder zwei Flugzeuge wollen? Ich habe Schulen gebaut, ein Stadion, wir versorgen Menschen, die in extremer Armut leben, mit Kleidung, Schuhen und Essen", entgegnete Mané als Spieler des FC Liverpool Fans, die sich über den zersplitterten Bildschirm des Smartphones in seiner Hand lustig gemacht hatten. "Ich ziehe es vor, dass meine Leute ein wenig von dem bekommen, was das Leben mir gegeben hat."

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion