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Sadio Mané: Vom Bayern-Flop zur saudischen Hoffnung?

Michael da Silva
1. August 2023

Sadio Mané wechselt vom FC Bayern zu Ronaldo-Klub Al-Nassr nach Saudi-Arabien. Der Senegalese, der in München scheiterte, ist damit der nächste Starspieler, der sich der saudischen "Fußball-Revolution" anschließt.

Fotomontage: Sadio Mané im Bayern-Trikot vor Wappen des saudi-arabischen Vereins Al-Nassr
Abschied nach nur einer Saison: Sadio Mané soll in Saudi-Arabien 40 Millionen Euro netto verdienenBild: Sven Simon/Imago Images

Vor etwas mehr als einem Jahr kam Sadio Mané mit großem Tamtam zum FC Bayern München. 32 Millionen Euro ließen sich die Münchener Afrikas Fußballer des Jahres damals kosten. Die Hoffnungen waren groß, ebenso die Enttäuschung ein Jahr später. Bis zu seiner Wadenverletzung, die er sich Anfang November 2022 zuzog und wegen der er auch die Fußball-WM in Katar verpasste, lief es gut für den Senegalesen: In 23 Spielen erzielte er wettbewerbsübergreifend in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal zwölf Tore und bereitete vier weitere Treffer vor.

Der damals 30-Jährige war als multifunktionaler und schneller Offensivspieler für das Pressing-System von Trainer Julian Nagelsmann verpflichtet worden. Nach dem Abgang von Torjäger Robert Lewandowski sollten Mané und andere eine variable und schwer auszurechnende Sturmreihe bilden, die die Last des Toreschießens unter sich aufteilt.

Formabsturz unter Tuchel

Nach seiner Genesung und dem Trainerwechsel von Nagelsmann zu Thomas Tuchel kam für Mané aber nur noch ein Tor hinzu. Meist fand sich der vermeintliche Superstar nur auf der Bank wieder. "Er ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben", sagte Thomas Tuchel zu Beginn der Saisonvorbereitung des FC Bayern gegenüber "Sport1" und malte ein dunkles Zukunftsbild für Mané in München. "Die Konkurrenzsituation ist extrem hoch, eine Startposition ist für ihn nicht einfach." Das wisse auch Mané, so Tuchel. Der Spieler kenne seine - Tuchels - Meinung und auch die des Vereins.

Keine Zukunft beim FC Bayern mehr: Sadio Mané war zuletzt fast nur noch ErsatzspielerBild: Markus Fischer/Imago Images

"Es tut mir weh, dem FC Bayern Lebewohl zu sagen", sagte Mané in dieser Woche gegenüber Sky Deutschland und bestätigte damit seinen Abgang aus München, auch wenn eine offizielle Ankündigung seines Wechsels nach Saudi-Arabien noch aussteht. "Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht. Ich weiß, dass ich der Mannschaft in dieser Saison hätte helfen können, und das wollte ich allen beweisen."

Schlag gegen Sané als Anfang vom Ende

Nicht nur fußballerisch hatte Mané in der Rückrunde Probleme: Der Frust über die eigene Situation und den Misserfolg der Mannschaft brach sich nach der 0:3-Champions-League-Niederlage der Bayern gegen Manchester City in einem Zwischenfall mit Leroy Sané Bahn. Eine zunächst verbale Auseinandersetzung endete damit, dass Mané seinem Mitspieler einen Schlag versetzte und Sanés Lippe blutete. Angeblich soll eine rassistische Beleidigung Sanés vorausgegangen sein - bestätigt werden konnte das aber nicht. Fakt ist allerdings, dass der Verein Mané mit einer Geldstrafe von 300.000 Euro und einer Sperre von einem Spiel belegte.

"So etwas kann passieren. Es ist passiert. Wir waren in der Lage, dieses kleine Problem zu lösen", sagte Mané später über den Vorfall. Manchmal ist es gut, Probleme zu lösen, aber vielleicht nicht auf diese Weise. Das liegt jetzt hinter uns. Wir werden versuchen, gemeinsam zu kämpfen, um dem Verein zu helfen, seine Ziele in der nächsten Saison zu erreichen", sagte er. Allerdings wird es keine nächste Saison für Mané bei Bayern geben.

Transferoffensive aus Nahost

Sicherlich hätte der Senegalese gerne weiter bei den Bayern gespielt. Mit 31 Jahren ist er auch nicht zu alt, woanders in Europa bei einem Top-Verein weiterzuspielen. Letztlich jedoch waren die Aussicht an der Seite Cristiano Ronaldos eine tragende Rolle zu spielen und die exorbitanten Verdienstmöglichkeiten in Saudi-Arabien wohl zu verlockend, um abzulehnen. Seit der Verpflichtung Ronaldos im Dezember 2022 steht Al-Nassr an der Spitze einer Gruppe von Vereinen der saudischen Profiliga, die viel Geld ausgeben.

Nach Ronaldo kamen mit Marcelo Brozovic von (Inter Mailand), Seko Fofana (RC Lens) und Alex Telles (Manchester United) weitere Stars aus Europa zu Al-Nassr. Karim Benzema (Real Madrid) und N'golo Kanté (FC Chelsea) schlossen sich Konkurrent Al-Ittihad an.

Früher gemeinsam bei Real Madrid, jetzt Gegner in Saudi-Arabiens Liga: Cristiano Ronaldo (l.) und Karim Benzema (r.)Bild: Kristian Kane/Focus Images/IMAGO

Der ehemalige Bundesligaprofi Roberto Firmino (FC Liverpool) und Champions-League-Sieger Riyad Mahrez (Manchester City) spielen künftig für Al-Ahli, Liverpools ehemaliger Kapitän unter seinem Ex-Mitspieler Steven Gerrard für Al-Ettifaq. Die Reihe ließe sich noch fortsetzen.

Ronaldo, dessen Jahresgehalt bei 192 Millionen Euro liegen soll, hat das Potenzial der Liga angepriesen. "In einem Jahr werden mehr und mehr Spitzenspieler nach Saudi-Arabien kommen", prophezeite er. "Die Liga wird die türkische und die niederländische Liga überholen." Der Klub Al Hilal soll angeblich sogar 300 Millionen Euro für Kylian Mbappé von Paris St. Germain geboten haben.

Erst Golf, jetzt Fußball?

Al-Nassr, Al-Hilal, Al-Ahli und Al-Ittihad wurden allesamt im Juni vom staatlichen Public Investment Fund (PIF) übernommen, um eine "Top Vier" zu schaffen, die die Attraktivität der Liga steigern und TV-Gelder generieren soll. Diese Vereine dürfen jeweils drei Top-Spieler verpflichten, während sich die anderen zwölf Vereine der saudischen Profiliga mit jeweils einem Spieler begnügen müssen.

Die staatlich verordnete Transferoffensive Saudi-Arabiens ist Teil des Programms "Vision 2030", im Rahmen dessen sich der Öl-Staat am Sponsoring und an der Ausrichtung von Box-, Formel-1-, Kricket- und anderen Sportveranstaltungen beteiligt. Ziel ist es, die Abhängigkeit des Landes von den schwindenden Ölreserven durch eine stärker auf Tourismus und Unterhaltung ausgerichtete Wirtschaft zu ersetzen, um die junge Bevölkerung des Landes anzusprechen.

Erzwungene Fusion? - die PGA Tour hatte dem finanziellen Druck von LIV Golf nichts entgegenzusetzenBild: Steve Szurlej/AP/picture alliance

Gleichzeitig sollen die positiven Bilder, die der Sport liefert, die negative Sicht auf die Menschenrechtslage im Land kaschieren. Zuletzt hatte der PIF bereits den Golfsport quasi gekauft, indem die vom Fonds finanzierte Turnierserie LIV Golf, den bisherigen Branchenführer PGA mehr oder weniger übernahm und nun die Kontrolle im weltweiten Top-Golf hat. Dargestellt wurde das Ganze als friedliche Fusion. Es entstehe ein "gemeinsames, gewinnorientiertes Unternehmen, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten von einem Modell profitieren, das maximale Spannung und Wettbewerb unter den besten Spielern des Spiels bietet".

Ob eine solche Übernahme auch im Fußball möglich ist, oder ob die Aufbesserung der saudischen Liga durch Ronaldo, Benzema, Mané und Co. nur ein kurzer Höhenflug ohne nachhaltige Wirkung wird - wie es ihn vor einigen Jahren auch in China gegeben hat - wird die Zukunft zeigen.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

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