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Sally Rooney sagt israelischem Verlag ab

13. Oktober 2021

Sally Rooneys neuester Roman "Schöne Welt, wo bist du" soll nicht bei einem israelischen Verlag erscheinen - aus Solidarität mit den Palästinensern.

USA Pasadena | Irische Autorin | Sally Rooney
Schriftstellerin Sally RooneyBild: Amy Sussman/Getty Images

Die irische Autorin Sally Rooney ist international erfolgreich, seit sie 2017 ihr Erstlingswerk "Gespräche mit Freunden" veröffentlichte. Ihr zweiter Roman wurde prompt fürs Fernsehen verfilmt. Die Serie erhielt gleich vier Emmy-Nominierungen. Im September 2021 veröffentlichte Rooney ihren dritten Roman "Schöne Welt, wo bist du". 

Israelische Leser und Leserinnen werden sich aber noch etwas gedulden müssen, denn jetzt machte die Schriftstellerin laut Medienberichten deutlich, dass sie es nicht verantworten könne, "unter den gegenwärtigen Umständen (...) einen neuen Vertrag mit einem israelischen Unternehmen anzunehmen, das sich nicht öffentlich von der Apartheid distanziert und die von den Vereinten Nationen festgelegten Rechte des palästinensischen Volkes unterstützt". Bei offiziellen Stellen in Israel stieß die Entscheidung auf deutliche Kritik.

Der Roman "Schöne Welt, wo bist du" erschien im September 2021Bild: picture alliance/dpa/Claassen

Unterstützung der Israel-Boykott-Bewegung

Die junge Autorin blieb dabei und bekundete ihre Solidarität mit der Israel-Boykott-Bewegung BDS ("Boycott, divestment, sanctions"), die seit 2019 vom Deutschen Bundestag als antisemitisch eingestuft wird. "In diesem speziellen Fall folge ich dem Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft, einschließlich aller großen palästinensischen Gewerkschaften und Schriftstellergewerkschaften", so Rooney.

Ihre ersten beiden Romane "Gespräche mit Freunden" (2017) und "Normale Menschen" (2018) wurden noch von dem israelischen Verlag Modan veröffentlicht. Der Verlag wollte sich auch die Rechte zu ihrem neuesten Werk kaufen. Rooneys frühere Werke hätten sich in Israel "sehr gut" verkauft, so der Verlag.

Hebräische Übersetzung ja, bei israelischem Verlag nein

Einer Übersetzung ins Hebräische gegenüber ist die Autorin aber nicht abgeneigt. Im Gegenteil, es wäre ihr laut der englischen Zeitung "The Guardian" eine "Ehre", solange die "Rechte in einer Weise zu verkaufen sind, die den institutionellen Boykottrichtlinien der BDS-Bewegung entsprechen".

In einer Erklärung gab die Schriftstellerin an, dass sie hoffe, irgendwann einen hebräischen Übersetzer für "Schöne Welt, wo bist du" zu finden, sie werde dies aber nicht über einen israelischen Verlag tun.

Sally Rooney hat bisher drei Romane geschrieben. Ihr zweiter Roman "Normale Menschen" wurde 2020 als Fernsehserie verfilmt.Bild: Ullstein/dpa/picture alliance

Gemischte Reaktionen

Die Organisation Jewish Voice For Just Peace - Ireland äußerte sich auf Twitter mit den Worten: "Als wachsende Gemeinschaft von Juden in Irland, die sich gegen die israelische Besatzung wehren, solidarisieren wir uns mit der Entscheidung von Sally Rooney." 

Es gibt aber auch starke Gegenreaktionen und Antisemitismus-Vorwürfe gegen Rooney. Ein Mitarbeiter der pro-israelischen Non-Profit Organisation Jewish People Policy Institute erklärte: "Das Wesen der Literatur ist ihre Kraft, der Welt ein Gefühl von Kohärenz und Ordnung zu verleihen. Dies wird durch Rooneys Entscheidung, eine Gruppe von Lesern aufgrund ihrer nationalen Identität auszuschließen, negiert." Unterschiedliche Tweets heben auch hervor, dass Rooney ihre Bücher auch ins Chinesische oder Russische übersetzen ließ, und fragen sich: "Warum Israel boykottieren, aber nicht China? Oder geht es vielleicht gar nicht um die Menschenrechte?"

Rooney zählt zu den populärsten und bekanntesten jungen Schriftstellerinnen weltweit. Ihre früheren Werke werden in Israel weiterhin sowohl auf Hebräisch als auch auf Englisch erhältlich sein. Israelische Leser und Leserinnen werden auch "Schöne Welt, wo bist du" in englischer Sprache auf ausländischen Websites bestellen können.

Sally Rooneys Debüt-Roman "Gespräche mit Freunden" erschien 2017.Bild: Luchterhand Verlag/dpa/picture alliance

Ihr neuer Roman adressiert gesellschaftspolitische Themen wie Ungleichheit, soziale Klassen und Kapitalismus. Der Titel stammt aus einem Gedicht von Friedrich Schiller, das Franz Schubert 1819 vertonte.

kt/rbr (mit dpa/AP)

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