Salzburg: Ort mozärtlicher Hassliebe
27. Januar 2006Die Getreidegasse in Salzburg ist eine Laden- und Flaniermeile mit unzähligen schmiedeeisernen Zunft- und Gewerbeschildern und alten Durchhäusern, die die Blicke in arkadengeschmückte Innenhöfe leiten. Vor dem Haus mit der Nummer 9 knubbeln sich die Menschenmassen.
Das Geburtshaus
27 Jahre lang bewohnte der aus Augsburg stammende "Hochfürstliche Salzburgische Kammermusikus" Leopold Mozart mit seiner Frau Anna Maria eine Mietwohnung im dritten Stock im Haus des Gewürzhändlers Johann Lorenz Hagenauer: Küche, kleiner Vorraum, Wohnzimmer, Schlafzimmer und das Arbeitszimmer des Vaters.
Hier wurde am 27. Januar 1756 abends um acht Uhr Wolfgang Amadeus Mozart geboren. Im Dom zu Salzburg steht noch immer das Taufbecken, über dem Mozart am Tag nach seiner Geburt getauft wurde und zwar auf die Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus. Seinen letzten Vornamen übersetzte Mozart später in Amadeo oder Amadé.
Devotionalien
350.000 Menschen besuchen Jahr für Jahr Mozarts Geburtshaus, wo das geniale Kind geigte und komponierte, Sauerkraut mit Leberknödel aß und sich wenig interessierte für irgendetwas anderes als das Klavierspiel. Die Menschen stehen ehrfurchtsvoll in dieser Wohnung, in der Mozart siebzehn Jahre, also die Hälfte seines Lebens, zu Hause war. Die Besucher starren auf Porträts, auf Briefe von den zahlreichen Reisen kreuz und quer durch Europa und nicht zuletzt auf die Originalinstrumente: auf Mozarts Kindergeige, eine Konzertvioline und ein Clavichord.
Süße Erinnerung und "falsches" Denkmal
Kaum anderswo wird der große Komponist so verehrt, aber auch so vermarktet wie in Salzburg. Vor allem für Süßigkeiten muss Wolfgang Amadeus herhalten. Weit mehr als 100 Millionen Mozartkugeln werden jedes Jahr hergestellt. Der Zuckerbäcker Paul Fürst kreierte 1890 Salzburgs köstlichstes und kalorienreichstes Souvenir. Sein Urenkel Norbert Fürst macht die Kugeln heute noch so. Wirklich echt sind sie also nur im "Café Fürst" in der Brodgasse 13.
Das Mozart-Denkmal steht - wie könnte es anders sein - am Mozartplatz: Mit Mozart, wie ihn seine Zeitgenossen beschreiben, hat der hier gezeigte hochgewachsene schlanke "Held" mit dem edlem Profil freilich nichts gemein. Mozart war nur 1,50 Meter groß, hatte einen viel zu großen Kopf, eine Knollennase und hervorstehende Augen.
Die Residenz
Ein Blickfang ist die Salzburger Residenz mit dem sprudelnden Brunnen: Um drei Höfe gruppiert sich der ehemalige Palast der Erzbischöfe, den Wolf Dietrich von Raitenau im Jahr 1600 prachtvoll errichten ließ. Kostbare Möbel und Brüsseler Tapisserien zieren den Audienzsaal. In der Residenz wirkte Leopold Mozart zunächst als vierter Violonist, später als Hofkomponist und Vizekapellmeister.
Am 28. Februar 1763 spielte sein siebenjähriger Sohn Wolfgang dort erstmals vor Fürsterzbischof Siegmund von Schrattenbach ein Geburtstagsständchen für den Brotgeber und Förderer der Familie Mozart. Ein paar Jahre später wurde er unbesoldeter Konzertmeister der Salzburger Hofmusik. Ab 1772 erhielt Wolfgang zwar ein Jahresgehalt von 150 Gulden, doch hielt der neue Landesherr wenig von seiner Hofmusik und verleidete ihm letztlich den Aufenthalt in Salzburg. 1781 schied Mozart im Streit.
Rechts und links der Salzach
Der Mozart-Steg führt über die Salzach zu Mozarts Wohnhaus. Im Herbst 1773 war die Familie von ihrem engen Quartier in der Getreidegasse in das so genannte Tanzmeisterhaus am Hannibalplatz umgezogen und bewohnte dort eine Acht-Zimmer-Wohnung. Mozart lebte hier im Familienverband bis 1780 und schrieb zahlreiche Symphonien, Serenaden, Divertimenti sowie fünf Konzerte für Violoine und Klavier. Ganz in der Nähe ist der Mirabellengarten, der Freizeitpark der Salzburger, und das Theater, das die Mozarts eifrig frequentierten. Im Garten des Hauses vergnügte man sich beim Kegelspiel oder beim Preisschießen, dem so genannten "Bölzlschießen" auf bemalte Jux-Scheiben.