Die Salzburger Festspiele, das größte Musik-Theater und Opernfestival der Welt, sollten 2015 besonders modern daherkommen. Zu modern um jeden Preis, meinen Kritiker. Neben wahren Highlights gab es zu viel Mittelmaß.
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Tops und Flops der Salzburger Festspiele
Über 200.000 Zuschauer kommen alljährlich zu den Salzburger Festspielen. Auch 2015 war der Andrang zum renommiertesten Musik- und Theaterfestival der Welt groß. Doch nicht alle waren begeistert.
Bild: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli
Die ganze Stadt war eine Bühne
"Die ganze Stadt ist eine Bühne": Dieser Slogan stammt vom Gründungsmitglied der Festspiele, Max Reinhard. Nicht nur, dass in der 150.000 Einwohnerstadt alljährlich 12 Spielstätten bespielt werden: Es gab auch in diesem Jahr wieder über 70 Veranstaltungen, die die Bürger kostenfrei erleben durften. Kritiker hielten das Programm in diesem Jahr allerdings eher für durchwachsen.
Bild: Salzburger Festspiele/Kolarik
Aufbegehren und Gehorsam
Das Thema "Ungleichheit" zog sich als thematischer Leitfaden durch die Festspiele 2015. Gegensätze wie "Oben und Unten" oder "Aufbegehren oder Gehorsam" wurden in Oper und Schauspiel aufgegriffen. Dabei ging es nicht nur um politische Gegensätze: In Shakespeares Stück "Die Komödie der Irrungen" erleben zwei Zwillingspaare in einem virtuosen Verwechslungsspiel Armut und Reichtum gleichermaßen.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz
Außer Konkurrenz: die Jedermann-Aufführung
Als Geburtsstunde der Salzburger Festspiele gilt die Aufführung des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal im Jahr 1920. Regie führte Max Reinhardt. Auch heute noch eröffnet das Stück die Festspiele auf dem Domplatz: Ein geiziger Reicher, der dem Tod geweiht ist, entkommt dem Teufel nur durch die Gnade Gottes. Christoph Franken, bekannt als Film- und Theaterschauspieler, spielte 2015 den Teufel.
Bild: Salzburger Festspiele/Forster
Jubel für die"Eroberung von Mexico"
Ein Höhepunkt der Festspiele: Die Neuinszenierung der Oper "Die Eroberung von Mexico" begeisterte sowohl Kritiker als auch Publikum. Komponist Wolfgang Rihm schuf eine gigantische Klangkulisse, um den Sieg der Spanier über die Azteken zu untermalen. Das moderne Musiktheater brachte, ganz im Sinne der Veranstalter, frischen Wind in die Festspiele.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Gindl
Mackie Messer ohne Schärfe
Enttäuscht hat dagegen die Adaption von Bertolt Brechts "Dreigroschenoper", bei der Intendant Sven-Eric Bechtolf Regie führte. Sie war mit "Synthiepop" und Musicalklängen überfrachtet. Die Kritikerin Anke Dürr brachte es auf den Punkt: "So entsteht ein großer optischer und akustischer Overkill, der aber in der Gegenwart ohne Resonanz bleibt. Die Dreigroschenoper verhallt im luftleeren Kunstraum."
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz
Kein Salzburg ohne Mozart
Auch bei Mozarts Oper "Le nozze di Figaro" führte Sven Eric-Bechtolf Regie. Manchem Kritiker war die Inszenierung zu seicht, doch das Publikum mochte die Geschichte um den Grafen, der seinem Kammerdiener die Verlobte ausspannen will. Der Prager Bassbariton und Publikumsliebling Adam Plachetka setzte sich als "Figaro" nicht nur stimmlich erfolgreich zur Wehr.
Bild: Salzburger Festspiele/Ruth Walz
Seit 40 Jahren Stargast: Placido Domingo
Die Salzburger Festspiele werben damit, das weltweit umfangreichste Festivalprogramm zu haben. Aus finanziellen Gründen musste das Paket mit 188 Aufführungen in diesem Jahr allerdings etwas kleiner geschnürt werden. 2014 waren es noch 223. Nach wie vor sind die Festspiele ein Festival der Stars. Tenor Placido Domingo konnte 2015 sogar sein 40. Salzburger Bühnenjubiläum feiern.
Bild: Salzburger Festspiele/Andreas Kolarik
Troubadour ohne Domingo
Aus finanziellen Gründen gab es mehrere Wiederaufführungen. Verdis Troubadour in der Besetzung mit Anna Netrebko und Plácido Domingo war im vergangenen Jahr ein Verkaufsschlager. Das schrie nach Wiederholung. Aus gesundheitlichen Gründen sagte Domingo allerdings kurzfristig ab. Die russische Sopranistin dagegen begeisterte erneut mit ihrer Gesangs- und Gestaltungskunst.
Bild: Salzburger Festspiele/Forster
Ein festivalwürdiger Fidelio
Um diese Karten hatten sich die Festspielbesucher gerissen: Tenorstar Jonas Kaufmann sang den "Florestan" in der Neuinszenierung von Beethovens Oper "Fidelio". Seine Partnerin war die ebenso bekannte kanadische Sopranistin Adrianne Pieczonka als Leonore. Auch der Österreicher Franz Welser-Möst, der die Wiener Philharmoniker dirigierte, wusste musikalisch zu überzeugen.
Bild: Salzburger Festspiele/Monika Rittershaus
Ehrung von Anne-Sophie Mutter
Eine "Festspielnadel" mit Rubinen erhielt neben Plácido Domingo auch die Geigerin Anne-Sophie Mutter. Vor 30 Jahren führte sie mit Herbert von Karajan das Violinkonzert von Tschaikowsky auf und ist seitdem Stammbesetzung in Salzburg. Unter Standing Ovations spielte sie mit den Wiener Philharmonikern unter Riccardo Muti. Neben Brahms stand auch wieder Tschaikowsky auf dem Programm.
Bild: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli
Die Erfolgsverwöhnten
Neben Anne-Sophie Mutter gab es auch andere altbekannte Interpreten im Konzertprogramm. Immer beliebt sind der Pianist Maurizio Pollini und die Dirigenten Daniel Barenboim oder Nikolaus Harnoncourt. Eine dritte Rubinnadel ging an die Wiener Philharmoniker. Sie sind mit Abstand am längsten dabei und bestreiten seit 90 Jahren die meisten Konzerte und Opernaufführungen der Salzburger Festspiele.
Bild: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli
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"Ungleichheit" war in diesem Sommer das Thema der Salzburger Festspiele. Ungleichheíten fanden Kritiker vor allen Dingen in der Qualität des Opernprogramms. Nach einem internen Streit hatte der bisherige Intendant der Festspiele, Alexander Pereira, das Handtuch geworfen und war im vergangenen Jahr vorzeitig an die Mailänder Skala gegangen.
Das brachte bereits im Vorfeld einige Unstimmigkeiten und Programmänderungen mit sich. Interimsintendant Sven-Eric Bechtolf musste noch dazu finanzielle Kürzungen hinnehmen. Dennoch hatten die Kritiker mehr von ihm erwartet. Seine musicalartige Inszenierung von Bertold Brechts Dreigroschenoper - eigentlich als ein Highlight der Festspiele gedacht - konnte die Kritiker nicht überzeugen, und auch andere Aufführungen ernteten nur wenig Beifall.
Einer der größten Erfolge und wirklich neu war dagegen Wolfgang Rihms Oper "Die Eroberung von Mexiko". Die DW war dabei.