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Keine Tabus mehr

10. Februar 2010

Sambia will die Krankheit Aids bekämpfen. Mobile Gesundheitszentren fahren in die ländlichen Gebiete, um zu informieren und zu behandeln. Das Programm zeigt Erfolge.

Eine Frau kommt mit ihrem Kind zum mobilen Gesundheitsdienst (Foto: Daniel Scheschkewitz)
Der mobile Gesundheitsdienst reist durch das Land und bietet Hilfe und BeratungBild: DW

Singonya ist ein kleines Hüttendorf mitten in der Buschsteppe Sambias. Frauen haben ihre Babys in den traditionellen Tragetüchern zum Aids-Vorsorge-Termin des mobilen Gesundheitsdienstes mitgebracht. Das zentralafrikanische Land hat eine der höchsten Infektionsraten weltweit. Die meisten HIV-infizierten Sambier sind weiblich. 2004 wurde der nationale Notstand ausgerufen.

Aids und Familienplanung

Rund 16 Prozent der schwangeren Frauen sind mit dem HI-Virus infiziert. Ohne die richtige Vorsorge würde ein Drittel ihrer Kinder dieses Virus 'erben'. Ein neues Präventionsprogramm könnte dies verhindern helfen. Frauen können ab dem siebten Schwangerschaftsmonat ein Medikament nehmen, das ihre Kinder vor der Infektion schützt. "Wir erzielen damit gute Ergebnisse, vor allem wenn die Behandlung rechtzeitig begonnen wird. Viele Kinder werden dann ohne das Virus geboren", sagt Schwester Jospehine Haampeyo. Sie betreut das "Mother to Child"-Programm am Monze Mission Hospital. Für die Kinder, die das Virus in sich tragen, gibt es inzwischen spezielle anti-retrovirale Medikamente, die den vollständigen Ausbruch der Aids-Krankheit vermeiden.

Die Bekämpfung von Aids beginnt mit der AufklärungBild: DW/D. Scheschkewitz

Gemeinsamer Aids-Test

Auch im nahegelegenen Provinzkrankenhaus von Chikuni wird das Programm seit einigen Jahren erfolgreich angewendet. Das medizinische Personal verabreicht nicht nur Medikamente, sondern klärt auch auf - Frauen und Männer. "Als wir 2005 mit den Aids-Tests für Schwangere begannen, sagten viele von ihnen: Wir müssen erst unsere Männer um Erlaubnis fragen. Also mussten wir die Männer überzeugen", erinnert sich Klinikleiterin Claudia Caracciolo. Dieses Konzept hatte Erfolg: Heute kämen die Paare oft gemeinsam zur Vorsorgeuntersuchung, sagt Caracciolo. Über 70 Paare hat das Provinzkrankenhaus im vergangenen Jahr in zwei Monaten beraten und auf HIV getestet. 400 Männer haben an Informationsveranstaltungen teilgenommen. Für die Ärztin wird die Zukunft der sambischen Gesellschaft von einer guten Aids-Vorsorge für die Kinder mitbestimmt.

Dank dem mobilen Gesundheitsdienst hat sich die Situation verbessertBild: DW

Kinder werden jedoch nicht nur durch ihre Mütter mit dem HI-Virus infiziert. "Sexueller Kindesmissbrauch ist eine andere Form, wie die Aids-Pandemie sich unter jungen Menschen ausbreitet", sagt Monica Nsofu, die das Homebased Care Center, die mobile Krankenversorgung der Gemeinde Chikuni, leitet.

Stigma und Aberglaube

Auch wenn es immer noch Probleme bei der Bekämpfung von Aids gibt: Die Erfolge der Programme sind in Sambia spürbar. Früher scheuten sich viele, um Hilfe zu bitten. "Wenn wir von Haus zu Haus fuhren, haben die Menschen in der jeweiligen Gemeinde sogar unser Fahrzeug mit Schimpfwörtern belegt. Sie deuteten auf ein bestimmtes Haus und flüsterten sich zu, dass dort ein Aids-Kranker lebt", erinnert sich Monica Nsofu. Familienmitglieder, die das Virus in sich trugen, durften nicht aus derselben Tasse trinken und mussten getrennt von den anderen schlafen. Die Menschen wussten nicht, wie das Virus übertragen wird. Viele glaubten, die Kranken wären verhext, sagt Nsofu.

Offener Umgang mit Aids

Im Erweiterungsbau des Krankenhauses in Monze will Dr. John Mvula vor allem Aidspatienten behandelnBild: DW/ Scheschkewitz


Heute ist die Krankheit weitgehend enttabuisiert, auch in den ländlichen Gebieten. "Mit der Zeit haben die Menschen begriffen, dass es keinen Sinn macht, die Krankheit zu verheimlichen. Heutzutage gehen die Betroffenen an die Öffentlichkeit und zu ihrem nächsten Krankenhaus, um sich behandeln zu lassen", sagt Dr. John Mvula, Chef des Missionshospitals von Monze. Nur so könne Aids gezielt bekämpft werden.

Im Hüttendorf Singonya kehren die Mütter inzwischen heim. Ihre Kinder sind getestet worden und haben, wenn notwendig, die überlebenswichtigen Medikamente bekommen. Monica Nsofu und der mobile Gesundheitsdienst haben einen weiteren Beitrag zur Zukunft der sambischen Familie geleistet.

Autor: Daniel Scheschkewitz
Redaktion: Julia Kuckelkorn

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