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Sanders gegen Clinton: 9 zu 4

Jens Thurau14. Mai 2016

Berlin ist seit einigen Tagen Treffpunkt der "Democrats Abroad". Die Auslandsmitglieder der Demokratischen Partei bestimmen 13 Delegierte für den Wahlparteitag in Philadelphia. Die meisten sind für Bernie Sanders.

USA Vorwahlen TV Debatte Clinton Sanders
Geht's nach den "democrats abroad", gewinnt der Herr rechts. Aber sie stellen nur 13 von 4800 Delegierten.Bild: Reuters/L. Jackson

"Das Rennen ist noch lange nicht gelaufen, ich glaube fest daran, dass Bernie gewinnt", sagt Larry im 5. Stock der SPD-Parteizentrale in Berlin. Der Wissenschaftler aus Oxford in Großbritannien hat einen persönlichen Grund, warum er glaubt, dass der linksgerichtete US-Demokrat Bernie Sanders noch Chancen hat, Kandidat der Demokraten bei den Präsidentenwahlen im November zu werden. Und nicht Hillary Clinton, die klar vorne liegt nach den bisherigen Vorwahlen. Aber Larry ist der ältere Bruder von Bernie Sanders, und aufgeben gilt nicht in der Familie, damit das mal klar ist.

13 Delegierte - von insgesamt 4800

Wie Larry Sanders sind hunderte von US-Demokraten aus der ganzen Welt für vier Tage nach Berlin gekommen, um die 13 Delegierten zu bestimmen, die die Auslandsdemokraten ("Democrats Abroad") zum Wahlparteitag Ende Juli nach Philadelphia schicken dürfen. Das Wahlverfahren ist furchtbar kompliziert und dauert Stunden. Und das für 13 von fast 4800 Delegierten, entscheidend werden die Stimmen der Demokraten, die nicht in den USA leben, also kaum sein.

"Bernie schafft das noch". Larry Sanders, wohnhaft in Großbritannien, ist zuversichtlich: Sein Bruder gewinnt.Bild: DW/J. Thurau

Aber sie kommen mit einem klaren Votum: Bereits im März haben sie abstimmen dürfen, für wen sie sind, für Sanders oder Clinton, über 34.000 US-Amerikaner in rund 200 Ländern haben das getan. Ergebnis: Fast 69 Prozent für Sanders, nur gut 31 für Clinton. Und das heißt: 9 Delegierte werden für Sanders stimmen im Juli, 4 für Hillary Clinton. Und wer genau die Reise in die Heimat antreten darf, das bestimmen die "Democrats Abroad" hier, während ihres Treffens in Berlin.

"Auslandsdemokraten sind halt progressiver"

"Wenn man im Ausland lebt, ist man progressiver, internationaler orientiert, deshalb sind wir eher für Sanders. Natürlich, am Ende wird Hillary siegen, aber es ist doch gut, wenn Bernie dafür sorgt, dass sich Hillary etwas mehr nach links bewegt", meint Roberta Camhi, die schon lange in Mexiko lebt. Und vielleicht für immer da bleibt, jedenfalls wenn "der andere" gewinnt. Der, den keiner gern beim Namen nennt in diesen Tagen im Willy-Brandt Haus: Donald Trump, der Populist, der Milliardär, der Hetzer, einzig übrig gebliebener Kandidat der Republikaner, unbeliebt auch in der Grand Old Party, aber offenbar nicht im Volk. "Das wäre für mich das Schlimmste. Ich würde dann niemals mehr in die USA gehen und in Mexiko bleiben. Das wäre furchtbar, denn meine Familie lebt in den Staaten", will sich Camhi das lieber nicht vorstellen.

"Trump? Das wäre das Schlimmste!"

Und Bill Barnard aus Oxford in Großbritannien meint nur: "Für mich ist es immer noch ein Wunder, das einer, der Eigenschaften eines Marktschreiers hat, so weit kommen kann." Annamaria Modly ("Ich bin einhundertprozentige Amerikanerin und einhundertprozentige Ungarin") sagt: "Das ist das Ergebnis des großen Verlusts von Kultur und Bildung, den die USA in den letzten Jahren erlebt haben. Aber wir müssen Trump ernstnehmen, nicht als Politiker, aber als Kandidaten."

Aber eigentlich glauben sie nicht daran, sondern sind zuversichtlich. Und würden sich eben auch über eine Präsidentin Clinton freuen. Und so bekommt auch John Kornblum als Gastredner viel Beifall, der Ex-Botschafter der USA in Deutschland, der ein flammendes Plädoyer für Clinton hält.

Setzt sich für Hillary Clinton ein: John Kornblum, Ex-Botschafter der USA in Deutschland.Bild: DW/J. Thurau

Die große Zuversicht der US-Demokraten spürt auch Katarina Barley, die SPD-Generalsekretärin, die die Gäste aus der ganzen Welt am Freitag in der SPD-Zentrale begrüßte. "Eure Chancen, die Herausforderungen der nächsten Zeit zu meistern, sind wohl besser als unsere im Moment", muss sie zerknirscht zugeben angesichts von Umfragen, die die SPD bei knapp 20 Prozent sehen.

"Seid stolz auf Barack Obama"

Und sie erntet donnernden Applaus, als sie den Amerikanern zuruft: "Ihr als Demokraten könnt stolz sein auf die letzten acht Jahre mit Barack Obama als Präsidenten. Ihr habt viel erreicht." Und sie zählt auf: Gesundheitsversorgung, Klimaschutz, bessere Rechte für Homosexuelle. Und dafür würde dann ja wohl auch Hillary Clinton stehen, vielleicht nicht ganz so wie Sanders. Aber egal, Hauptsache, es wird der verhindert, dessen Namen sie hier so ungern aussprechen.

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