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Sanofi investiert 1,3 Milliarden Euro in Frankfurt

1. August 2024

Der französische Pharmakonzern Sanofi baut für eine Milliardensumme eine neue Produktionsanlage für Insulin in Frankfurt am Main. Am Ende hat sich die Mainmetropole doch noch gegen Paris durchgesetzt.

Ein Mitarbeiter von Sanofi hält eine eine Ampulle mit Insulin in seiner Hand
Eine Ampulle mit Insulin von SanofiBild: Fredrik von Erichsen/dpa/picture alliance

Das neue Werk werde die bisherigen Produktionsstätten für Insulin am Standort Höchst bei Frankfurt ersetzen, teilte das Unternehmen mit. Geplant ist demnach ein Werksgelände in der Größe von 36.000 Quadratmetern, das entspricht rund fünf Fußballfeldern. Die neue Produktionsanlage soll bis 2029 fertiggestellt sein. Voraussichtlich würden dann dort mehrere hundert Fachkräfte arbeiten.

Der bisherige Sanofi-Standort Höchst deckt die gesamte Produktionskette von Insulin ab, von der Herstellung des Wirkstoffs über die Fertigung der Spritzen bis hin zum weltweiten Vertrieb. Insulin wird von der wachsenden Zahl an Diabetikern weltweit zur Behandlung ihrer Krankheit benötigt.

Das Firmenlogo von SanofiBild: Gonzalo Fuentes/REUTERS

Das Projekt soll "die langfristige Versorgung mit lebenswichtigem Insulin für Menschen, die mit Diabetes leben, sicherstellen und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der europäischen Versorgung stärken", erklärte Sanofi. Die Chefin von Sanofi Deutschland, Heidrun Irschik-Hadjieff, sprach von einem "wichtigen Signal für die biopharmazeutische Industrie".

Gezielte Investitionsförderung

Unterstützung für das Vorhaben gab es von der Bundesregierung, der hessischen Landesregierung und der Stadt Frankfurt am Main. Die Genehmigung der Europäischen Kommission im EU-Beihilfeverfahren steht noch aus. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) begrüßten die Entscheidung des Konzerns. Sie sei "ein starkes Signal für unseren Pharma-Standort und ein weiterer Meilenstein für unsere Arzneimittel-Souveränität und Exportstärke in Deutschland".

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Pharmagewerkschaft IG BCE, sagte, Sanofi stärke mit der Investition den Pharmastandort Deutschland und bringe "die mehr als 100-jährige Tradition der Insulinproduktion in Frankfurt Höchst auf eine neue Stufe". Angesichts der "teilweise noch immer dramatischen Lieferengpässe und Abhängigkeiten von anderen Ländern bei der Arzneimittelproduktion" sei die Entscheidung nötig, um die Versorgung mit Insulin zu gewährleisten.

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Der Standort Frankfurt ist eines der größten Werke von Sanofi mit rund 6600 Beschäftigten. Insgesamt arbeiten in Deutschland etwa 8000 Menschen für Sanofi an den Standorten in Frankfurt, Köln und Berlin, weltweit sind es über 86.000.

Traditionsreicher Hersteller 

Sanofi dominierte den Markt für Insulin über viele Jahre. Die erste Lizenz zur Herstellung von Insulin in Deutschland hatte sich der deutsche Pharmakonzern Hoechst im Jahr 1923 gesichert. Er schloss sich 1999 mit Rhone-Poulenc zur Aventis zusammen, die 2004 wiederum von Sanofi-Synthelabo übernommen wurde. Hoechst war auch das erste europäische Unternehmen, das Insulin industriell herstellte. 1999 begann im Werk Frankfurt-Höchst die gentechnische Produktion von Humaninsulin.

Die Pläne von Sanofi waren Anfang Juli bekannt geworden, eine Bestätigung stand aber noch aus. Zuletzt soll es bei Sanofi noch Überlegungen gegeben haben, die Insulinproduktion nach Frankreich zu verlagern. Diese Pläne sind nun vom Tisch. 

Eine Welle von Pharma-Investitionen

Die Investition reiht sich in mehrere Großprojekte von Pharmakonzernen in Deutschland ein. Im November 2023 hatte der US-Pharmakonzern Eli Lilly eine Investition von 2,3 Milliarden Euro in Deutschland angekündigt, um seine Produktion von Diabetesmedikamenten zu erweitern, die teilweise auch zur Gewichtsreduzierung eingesetzt werden. Die neue Produktionsstätte soll im rheinland-pfälzischen Alzey errichtet werden.

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Der dänische Konzern Novo Nordisk, der weltweit führende Hersteller von Insulin, erweitert seinerseits mit 2,1 Milliarden Euro seine französische Produktionsstätte in Chartres. Weitere milliardenschwere Investitionen in Deutschland hatten zudem der japanische Konzern Daiichi-Sankyo, der Schweizer Pharmariese Roche und die Darmstädter Merck beschlossen.

kle/pg (afp, rtr, dpa)