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SAP-Chef McDermott nimmt überraschend den Hut

11. Oktober 2019

Die Zahlen sind glänzend - und die Nachfolger Christian Klein und Jennifer Morgan wollen so weitermachen wie der CEO, der geht. Mit dem Führungswechsel wird erstmals eine Frau Chefin eines Dax-Konzerns.

Deutschland Bill McDermott, Vorstandssprecher des Softwarekonzerns SAP
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Der seit 2010 amtierende SAP-Vorstandschef Bill McDermott (Archivbild) tritt überraschend zurück. Die Vorstandsmitglieder Jennifer Morgan und Christian Klein sollen als Führungsduo mit sofortiger Wirkung seine Nachfolge antreten und Europas größten Softwarehersteller führen, wie der DAX-Konzern mitteilte. 

Seit 2014 lenkte McDermott die Geschicke des Konzerns an der Vorstandsspitze allein. Der US-Amerikaner hat den Konzern stark in Richtung Cloudsoftware - also Programmen zur Miete - umgebaut. 

Bis Ende 2019 als Berater am Tisch

"Von dieser Weichenstellung wird das Wachstum von SAP noch viele Jahre profitieren", sagte Aufsichtsratschef und SAP-Mitgründer Hasso Plattner. Mit dem Führungswechsel greife die langfristige Nachfolgeplanung des Kontrollgremiums, hieß es. Einen konkreten Grund für den Rücktritt McDermotts nannte das Unternehmen zunächst nicht.

Lobt den scheidenden CEO: Aufsichtsratschef und Firmengründer Hasso Plattner (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

McDermotts Vertrag lief noch bis 2021, zu einer Verlängerung wird es nun nicht mehr kommen. Der gebürtige New Yorker ist seit 2002 im Unternehmen. Noch bis Ende des Jahres will der Manager in einer beratenden Rolle im Unternehmen bleiben. "Jetzt ist der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen", teilte der 58-Jährige via Twitter mit. 

Begnadeter Verkäufer

Investoren hatten immer wieder bemängelt, unter dem starken Ausbau des Cloudgeschäfts leide schon seit längerem die Marge. McDermott hingegen setzte voll auf das Wachstum bei der Software, die über das Internet genutzt wird und im Abo-Modell oder gegen Nutzungsgebühr bezahlt wird. Der Ex-CEO gilt als begnadeter Verkäufer, Zaudern und Zweifeln sind seine Sache nicht. Für das Wachstum in der Cloud steckte SAP in seiner Zeit viele Milliarden in teure Zukäufe.

Noch im Januar hatte McDermott einen weiteren großen Konzernumbau angestoßen. Das Unternehmen streicht bis zu 4400 Stellen in Bereichen, die laut dem Management keine große Zukunft haben. Allerdings wollen die Walldorfer in vielversprechenden Bereichen wie künstlicher Intelligenz Stellen schaffen. Im ersten Halbjahr hatte das Umbauprogramm unter anderem wegen Abfindungen gut eine Milliarde Euro gekostet.

Der alte SAP-Chef (Mitte) flankiert von den beiden künftigen ChefsBild: picture alliance/dpa

Börsenwert: 130 Milliarden Euro

Unter McDermotts Ägide wurde der Konzern zum wertvollsten deutschen Börsenkonzern, aktuell ist SAP rund 130 Milliarden Euro wert. Die in der Nacht zum Freitag ebenfalls vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal konnten sich sehen lassen. Umsatz und Gewinn kletterten unerwartet kräftig, nachdem SAP im Vorquartal noch den Handelsstreit zwischen den USA und China zu spüren bekommen hatte. Den Erlös steigerte der Konzern im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, unter dem Strich blieben mit 1,26 Milliarden Euro 30 Prozent mehr Gewinn übrig. Im Tagesgeschäft steuerte auch das Cloudgeschäft spürbar mehr Gewinn bei.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg insgesamt um 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr, als Analysten erwartet hatten, die operative Marge lag mit 30,6 Prozent überraschend hoch. Die Börse nahm den angekündigten Führungswechsel und die Quartalszahlen geradezu euphorisch auf, SAP-Aktien legten in einem insgesamt positiven Umfeld um über sieben Prozent zu.  

"Werden Kontinuität walten lassen"

Das neue Führungsduo Jennifer Morgan und Christian Klein kündigten an, den Kurs von Vorgänger Bill McDermott fortzusetzen. Man dürfe erwarten, dass Klein und sie sich auf eine entscheidende Botschaft konzentrierten - und die laute: Kontinuität, sagte Morgan am Freitag in einer Telefonkonferenz. Die 48-jährige US-Amerikanerin wird Europas größten Softwarekonzern künftig gemeinsam mit Klein führen und ist damit die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. Klein verwies darauf, dass schon die SAP-Gründer Hasso Plattner und Dietmar Hopp gemeinsam an der Spitze gestanden hätten und es auch danach schon Führungsduos bei SAP gegeben habe. Er und Morgan ergänzten sich sehr gut.

Morgan ist 48 Jahre alt und stammt wie McDermott aus den USA. Bisher steuerte sie im SAP-Vorstand die Cloudsparte. Sie ist seit 2004 im Unternehmen und seit 2017 im Vorstand. Klein wurde 1980 geboren und ist derzeit für die Produktentwicklung verantwortlich. Er ist seit 1999 im Unternehmen und wurde im vergangenem Jahr in den Vorstand berufen.

jj/kle (dpa, afp, rtr)

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