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SAP zahlt für Big Data

12. November 2018

Vielleicht hat auch die Börse noch nicht recht verstanden, was eigentlich 'Experience Management' ist. Oder auch, warum SAP so viel Geld für die US-Firma Qualtrics bezahlt. Die SAP-Aktie sackte umgehend weg.

Deutschland Zentrale des Software-Herstellers SAP in Walldorf
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Es ist die zweitgrößte Firmenübernahme in der Geschichte der Software-Schmiede SAP. Bar auf den Tisch acht Milliarden Dollar, also umgerechnet rund sieben Milliarden Euro für eine Firma, die sich mit 'Experience Management' befasst? "Das verschreckt wahrscheinlich viele Investoren", urteilt ein Händler an der Börse in Frankfurt. Die Aktien von SAP sackten jedenfalls zeitweise um 4,6 Prozent auf 90,78 Euro ab und waren früh am Montag größter Verlierer im Dax.

Dabei gilt die US-Firma Qualtrics als Pionier auf einem Geschäftsfeld, das den Namen 'Experience Management' trägt. es. Qualtrics sammelt Daten zu Kunden, Mitarbeitern, Produkten, Marken. Das soll Firmen helfen herauszufinden, wie zufrieden ein Kunde mit dem Produkt ist, was ein Käufer oder eine Mitarbeiterin vom Unternehmen hält oder was jemand von einer Marke erwartet - eine Art Marktforschung online. Auch sollen Webseitenbesucher schneller wiedererkannt werden, um ihnen gezielt Produkte anbieten zu können.  Dazu werden alle verfügbaren Daten über einen Kunden zusammengeführt, um ihn besser ansprechen zu können. Der Kunde mag ja König sein und der Mitarbeiter ein schützenswertes Gut - beide sind in diesem Marktsegment aber auch Ware, als Lieferant von Daten nämlich. 

Milliarden für einen Datensammler - SAP-Gründer Plattner (links), SAP-Chef McDermottBild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Datensammler

Eigentlich wollte Qualtrics, ein Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Utah, in dieser Woche selbst an die Börse gehen. Jetzt hat SAP zugegriffen, allerdings liegt der Kaufpreis für Qualtrics ungefähr beim 20-fachen des Umsatzes: Die zugekaufte Firma erwarte für das Gesamtjahr 2018 über 400 Millionen US-Dollar Umsatz (rund 350,5 Millionen Euro) und zukünftige Wachstumsraten von über 40 Prozent, hieß es von SAP bei einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Mit der Übernahme will SAP demnach vor allem das Geschäft mit Unternehmenssoftware in der sogenannten Cloud - also online - stärken. Da bedrängt denMarktführer bei Unternehmenssoftwareder US-Rivale Salesforce. In der Cloud ist nämlich Salesforce Branchenprimus. Mit der eigenen Expansion will SAP dem Konkurrenten nun auch in der Cloud zusetzen.

Konkurrent Salesforce

Noch sind die Größenverhältnisse zwischen den beiden Konzernen eindeutig: SAP machte vergangenes Jahr mit Software on- und offline 19,5 Milliarden Euro Umsatz, davon 3,8 Milliarden in der Cloudsparte. Salesforce brachte es im Geschäftsjahr 2017/18 (bis Ende Januar) auf rund 10,5 Milliarden Dollar Umsatz auf die Waage (also neun Millarden  Euro), davon 9,7 Milliarden Dollar mit Software über die Cloud. Salesforce wächst wegen des größeren Anteils von Cloudsoftware insgesamt weiter schneller als der deutsche Konkurrent.

Milliardengeschäfte mit unseren Daten

Qualtrics sammelt und verarbeitet mit seiner Plattform Daten nicht nur über einzelne, getrennte Kanäle und Bereiche - etwa Informationen über Kunden, Produkte, Marken, aber auch Mitarbeiter - sondern fügt eine Vielzahl von Informationen aus verschiedenen Feldern zusammen. "Es geht darum, mehr Daten zu sammeln", zitiert der Nachrichtenagentur Bloomberg Analyst Holger Schmidt vom Bankhaus Metzler. Das Wissen um die Vorlieben der Kunden sei ein zentraler Faktor. Schon Anfang des nächsten Jahrzehnts werde jedes zehnte Unternehmen Geld verdienen mit der Verwertung von Daten, schätzen Marktforscher wie Gartner.

SAP will mit Hilfe des Zukaufs das eigene Geschäft mit der Marketing- und Vertriebssoftware ausbauen. Das gilt als eine der Branchen der Zukunft - mit einem Potential beim Umsatz von 45 Milliarden Dollar im Jahr, so Gartner.  Und genau in diesem Geschäft hat Salesforce die Nase noch vor SAP.

ar/hb (rtr, dpa, afp - Archiv)

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