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Politik

Die Frau hinter der Mars-Mission

Lewis Sanders IV ml
18. Juli 2020

Ihr Traum begann, als Sarah al-Amiri ein Bild der Galaxie Andromeda sah - als zwölfjähriges Mädchen. Dass dieser Traum ihren Blick beruflich einmal bis zum Mars lenken würde, hätte sie nie gedacht.

Sarah Al Amiri | Vorsitzende des Wissenschaftsrates der Vereinigten Arabischen Emiraten
Bild: picture-alliance/Pacific Press/L. Radin

Seit fünf Jahren versuchen die Vereinigten Arabischen Emirate, die Grenzen von Wissenschaft und Technologie auszutesten. Als weltweit erstes Land kündigte die Regierung 2017 an, einen Minister für künstliche Intelligenz zu ernennen. Er soll das automatisierte Lernen und andere Spitzentechnologien in dem Golfstaat vorantreiben.

2017 war auch das Jahr, in dem Sarah al-Amiri für ihren Top-Job ausgewählt wurde. Die junge Ingenieurin soll das Land in den Weltraum führen - zu einer Zeit, in der die Länder der Region den unendlichen Weiten des Universums kaum Beachtung schenken.

"Wir sind ein junges Land, das nach globalen Maßstäben erst spät in diesen Wettbewerb eingetreten ist", so al-Amiri Anfang des Monats in der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature". "Da ist es doch ganz natürlich, dass die Leute das für verrückt halten", fügt die 33-Jährige hinzu - und meinte damit den für kommende Woche geplanten Countdown für die Marsmission der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Mit einer Raumsonde, die von Japan aus ins All startet, will das Land den Mars umkreisen.

"Amal" steht für "Hoffnung"

Begonnen hatte al-Amiri ihre Karriere als Computeringenieurin. Später wechselte sie dann in den Bereich Raumfahrttechnik an der Emirates Institution for Advanced Science and Technology. Dort arbeitete sie an den ersten Satelliten ihres Heimatlandes. Für Sarah al-Amiri ging ein Herzenswunsch in Erfüllung.

Als stellvertretende Projektmanagerin präsentiert Sarah al-Amiri die Marsmission "Amal"Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Jebreili

"Als junges Mädchen, mit zwölf Jahren, habe ich ein Bild der Andromeda-Galaxie gesehen - der Galaxie, die unserer Milchstraße am nächsten liegt", berichtete al-Amiri bei der Innovations-Konferenz TEDx 2017 in Dubai. Von da an habe sie alles verschlungen, was mit dem Weltraum zu tun hatte, denn: "Ich hatte einen Traum."

2016 war die ambitionierte Frau zur Vorsitzenden des Wissenschaftsrates der Emirate ernannt worden. Im Jahr darauf holte sie die Regierung ins Kabinett. Und heute ist sie stellvertretende Projektmanagerin und wissenschaftliche Leiterin der Marsmission, die "Amal" genannt wird - Arabisch für "Hoffnung".

"Die Mission wird 'Hoffnung' genannt, weil wir damit zum globalen Verständnis unseres Planeten beitragen", erläutert sie. Ihr Land lasse den Aufruhr und die politischen Turbulenzen der Region hinter sich und leiste einen positiven Beitrag zur Wissenschaft.

"Wissenschaft ist grenzenlos"

Die Mission hat auch die gesellschaftlichen Normen in dem Land verändert. Laut "Nature" stellen Frauen 34 Prozent des Personals der Mission und sogar 80 Prozent des wissenschaftlichen Stabes. Im Schnitt beträgt der Anteil berufstätiger Frauen in den VAE gerade 28 Prozent.

Marssonde "Amal" in der Raumfahrtagentur der Vereinigten Arabischen EmirateBild: picture-alliance/dpa/Mohammed bin Rashid Space Centre

Sarah al-Amiri hofft, mit ihrem Projekt noch mehr junge Frauen und Männer für eine Zukunft in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik begeistern zu können. "Für mich ist Wissenschaft die internationalste Form der Zusammenarbeit", erklärt sie. "Wissenschaft ist grenzenlos und lebt von der Leidenschaft von Individuen zum Wohle aller."

Jenseits des Weltraums

Doch ihre Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Raumfahrtmission. Als Wissenschafts-Staatsministerin gehört es zu al-Amiris Aufgaben, auch den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und der Wirtschaft der VAE zu stärken.

"Wenn wir über die Wirtschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten in den nächsten 30 Jahren sprechen, dann sprechen wir über Wissenschaft und Technologie als Grundlagen. Wir wollen ein ökonomisches System, das auf Wissen basiert", ist al-Amiri überzeugt. "Es geht um Wissen über die Produktion, um die Anwendung von Wissen und darum, immaterielle Vermögenswerte zu schaffen", sagte die Politikerin und Forscherin der offiziellen Nachrichtenagentur Emirates News Agency. Denn "so funktionieren die nachhaltigsten Volkswirtschaften auf der ganzen Welt".

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