Sarkozy und Hollande feilen an neuen Strategien
23. April 201213 Tage haben die Rivalen noch Zeit bis zur entscheidenden Abstimmung am 6. Mai. Bis dahin müssen sich Präsident Nicolas Sarkozy und der Sozialist Francois Hollande bemühen, möglichst viele der Wähler auf ihre Seiten zu ziehen, die in der ersten Runde der Präsidentenwahl für die acht anderen Kandidaten votiert haben. Immerhin hatten die acht zusammen knapp 50 Prozent der Stimmen erreicht.
Der in der ersten Runde unterlegene Sarkozy will am 1. Mai eine große Versammlung "für die ehrliche Arbeit" abhalten. Zudem fordert der konservative Präsident drei Rededuelle im Fernsehen zwischen ihm und Hollande. Der weniger redegewandte Wahlsieger kann dieser Idee nicht viel abgewinnen. Er und sein Wahlkampf-Team riefen am Montag dazu auf, einen "versöhnlichen Wahlkampf" zu führen und die Franzosen "aus allen Lagern" zusammenzuführen. Der Sozialist, der bei der ersten Runde mit 28,6 Prozent gut 1,5 Punkte vor Sarkozy lag, plant täglich mehrere Auftritte in ganz Frankreich. Auch am 1. Mai wird er eine Kundgebung abhalten: Es ist der traditionelle linke Feiertag der Arbeit.
Sarkozy umwirbt Le Pens Anhänger
Vor allem das Rekordergebnis von 17,9 Prozent für die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, stachelte die Kontrahenten an. "Nicolas Sarkozy hat mit seiner verfehlten Regierung diese Wut-Wahl provoziert'", sagte Hollande. Sarkozy hingegen umgarnte die Le Pen-Wähler mit der Aussage, sie seien von der internationalen Wirtschaftskrise betroffen, und dafür habe er "großes Verständnis". Beobachter gehen allerdings davon aus, dass Marine Le Pen keine Wahlempfehlung abgeben und sich als "völlig unabhängige Kandidatin" präsentieren wird.
#video#Als Erstplatzierter der ersten Runde hat Hollande für die Stichwahl am 6. Mai klar die Nase vorne. Umfragen sehen Hollande zwischen drei und fünf Prozentpunkte vor Sarkozy. Der klare Vorsprung überrascht umso mehr, als das rechte Lager am Sonntag nach Angaben von Analysten mehr Stimmen holte als das linke: 46,9 Prozent gegenüber 43,8 Prozent.
Das starke Abschneiden Le Pens wird in anderen EU-Ländern mit Sorge gesehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte ihr Ergebnis "beunruhigend". Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn gab Amtsinhaber Sarkozy eine Mitschuld an dem hohen Zuspruch für Le Pen. Sein schwedischer Kollege Carl Bildt betonte: "Ich bin beunruhigt angesichts dieser Stimmung, die wir feststellen gegen offene Gesellschaften, gegen ein offenes Europa."
Merkel stärkt Sarkozy den Rücken
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich erleichtert, dass in der zweiten Runde mit Sarkozy und Hollande nun zwei ausgewiesene demokratische Kandidaten zur Wahl stünden, "die für Europa und die deutsch-französische Freundschaft eintreten".
Bundeskanzlerin Merkel versicherte Sarkozy im übrigen weiter ihre Unterstützung, ließ aber klarstellen, dass die Bundesregierung natürlich mit jedem anderen Präsidenten in Paris gut kooperieren wolle. Vize-Regierungssprecher Georg Streiter sagte, die deutsch-französische Freundschaft sei unabhängig von den handelnden Personen.
kle/se (dapd, afp, dpa)