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Politik

Saudi-Arabien bestätigt Khashoggis Tod

20. Oktober 2018

Der saudische Journalist Khashoggi ist nach offiziellen Angaben aus Riad im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden. 18 Menschen seien festgenommen worden. Zur Todesursache gibt es eine neue Version.

Dschamal Chaschukdschi
Bild: Getty Images/AFP/M. Al-Shaikh

Mehr als zwei Wochen nach dem Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat Saudi-Arabien den Tod des Regierungskritikers eingeräumt. Khashoggi sei an den Folgen eines Faustkampfes mit mehreren Personen im Konsulatsgebäude gestorben, berichtete die staatliche saudische Nachrichtenagentur Spa. 18 saudische Staatsbürger seien festgenommen worden. Die Untersuchungen dauerten an. Zum Verbleib des Leichnams gab es keine Angaben. Bislang hatte die saudische Führung vehement und wiederholt bestritten, dass der Journalist im Konsulat zu Tode kam. 

Die jetzige Darstellung widerspricht den bisherigen Angaben regierungsnaher türkischer Medien. Nach ihren Erkenntnissen war Khashoggi von einem aus Saudi-Arabien angereisten 15-köpfigen Spezialkommando bei lebendigem Leib zerstückelt worden. Türkische Ermittler durchsuchten am Freitag einen Wald nördlich von Istanbul und Gebäude in der Stadt Yalova am Marmarameer. Sie vermuten, dass dort Leichenteile Khashoggis deponiert wurden. Khashoggi, der im US-Exil lebte, hatte das Konsulat am 2. Oktober betreten, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen. Seitdem war er verschwunden.

Geheimdienstmann und Königsberater gefeuert 

Zeitgleich mit der Bestätigung von Khashoggis Tod teilten die saudischen Staatsmedien die Entlassung des Vizepräsidenten des Geheimdienstes, Ahmad al-Assiri, sowie des Medienberaters am königlichen Hof, Saud al-Kahtani, mit. Beide gehören zum engen Umfeld von Kronprinz Mohammed bin Salman, der sich im Fall Khashoggi wachsendem internationalen Druck ausgesetzt sah. 

Der saudische König Salman und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierten wegen des Falls ein zweites Mal miteinander. Sie vereinbarten, bei der Aufklärung der Todesumstände würden beide Seiten weiterhin eng kooperieren.    

UN sind zutiefst beunruhigt

UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich "zutiefst beunruhigt" über den gewaltsamen Tod des "prominenten Dissidenten". Guterres betonte die Notwendigkeit einer schnellen, gründlichen und transparenten Untersuchung der Todesumstände von Khashoggi.  

Vor dem Weißen Haus in Washington fordern Demonstranten Aufklärung und kritisieren das enge Verhältnis von Präsident Trump zum saudischen Königshaus Bild: Getty Images/W. McNamee

Zweifel im US-Kongress an saudischer Darstellung 

Im US-Kongress gibt es parteiübergreifend erhebliche Zweifel an der Darstellung Saudi-Arabiens. "Es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass ich der neuen saudischen Schilderung zum Tod von Herrn Khashoggi skeptisch gegenüberstehe", twitterte der republikanische US-Senator Lindsay Graham. Der Abgeordnete Eliot Engel, der ranghöchste Vertreter der Demokraten im Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses, bezeichnete die Erklärung der Saudis ebenfalls als nicht glaubwürdig. Der Demokrat Eric Swalwell, der im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses sitzt, fragte via Twitter nach dem Verbleib des Leichnams.

Das Weiße Haus in Washington äußerte sich in einer ersten Stellungnahme nicht zu möglichen Konsequenzen für Saudi-Arabien. Es hieß lediglich: "Die Vereinigten Staaten nehmen die Mitteilung des Königreichs Saudi-Arabien zur Kenntnis, dass seine Ermittlungen zum Schicksal von Jamal Khashoggi voranschreiten und dass es gegen die bislang identifizierten Verdächtigen vorgeht." 

Trump spricht von einem guten Schritt 

US-Präsident Donald Trump sprach von einem ersten guten Schritt der Saudis. Die Erklärung sei glaubwürdig. Er glaube nicht, dass die saudische Führung ihn anlügen würde. Gleichzeitig versicherte er nochmals, vor einer Entscheidung den US-Kongress mit einzubeziehen.

Zuvor hatte sich Trump abermals dagegen gewandt, Militär- und andere Geschäfte mit Saudi-Arabien im Wert von Hunderten Milliarden Dollar aufzukündigen, "weil das den USA schaden würde". Er verwies abermals auf die bislang sehr enge Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien. "Saudi-Arabien ist ein großartiger Verbündeter gewesen, deswegen ist das so traurig", sagte der US-Präsident.

se/ml (rtr, dpa, afp, ap) 

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