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Modisch verhüllt: Kollektionen für Muslima

Christine Lehnen
8. Februar 2021

Männer hatten bei Modeschauen in Saudi-Arabien bislang nichts zu suchen. Doch der muslimische Modemarkt scheint sich zu öffnen. Mit dabei: europäische Modelabels.

Ein Model mit einer Art Schleier präsentiert Mode für Muslima.
Mode für Muslima: Stilvoll verhüllt bei einer Modest Fashion Show in TokioBild: Reuters/T. Hanai

Erst seit wenigen Jahren finden im konservativen Saudi-Arabien überhaupt Modeveranstaltungen statt. Anfangs war das noch ein politisches Signal, denn lange hatten Frauen wenig Möglichkeiten, sich öffentlich modisch auszudrücken: Die Abaya, ein schwarzes bodenlanges Gewand, überdeckte ihre Kleidung. Inzwischen verzeichnet das konservativ-muslimische Königreich mikroskopische Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung. Frauen dürfen seit kurzem selbst Auto fahren. Das Fußballstadion ist für Frauen nicht mehr tabu. Und künftig sollen Frauen ohne Erlaubnis eines Mannes Unternehmen gründen dürfen.

Tschador heißt dieser Ganzkörperschleier, der nur Gesicht oder Gesichtspartien freilässtBild: www.farsnews.com

Noch zur Fashion Week vor drei Jahren reisten Europas Modegrößen an, um im luxuriösen Ritz Carlton-Hotel von Riad ihre Entwürfe vorzustellen, darunter Jean Paul Gaultier und Roberto Cavalli. Sie trafen auf saudi-arabische Designer. Als Zuschauer durften Männer an den Shows jedoch nicht teilnehmen. Und obwohl die Modebranche davon lebt, dass neu vorgestellte Kollektionen gefilmt, fotografiert und medial verbreitet werden - Kameras waren strikt verboten.

Mode für einen riesigen Markt

Diesmal war vieles anders: Auf dem Laufsteg in der belgischen Botschaft in Riad traf Orient auf Okzident. Die Formel für ein einvernehmliches Miteinander lautete: Modest Fashion! In den sozialen Medien ist Modest Fashion längst ein Begriff - in den USA, Deutschland, der Türkei und selbst in den arabischen Staaten. Die Bezeichnung steht für - im muslimischen Sinne - "sittliche Mode". Die Zielgruppe sind muslimische Frauen, die eine wachsende Kaufkraft entwickeln. Schon 2016 haben Muslime weltweit rund 210 Milliarden Euro für Kleidung ausgegeben. Bis 2022 sollen es laut Global Islamic Economy Report sogar 310 Milliarden Dollar werden.

Westliche Modemarken wie Nike, Dolce&Gabbana und H&M reagieren längst auf diesen Trend. Auch europäische Modedesigner arbeiten immer öfter mit finanzstarken Partnern in den Golfstaaten zusammen. So zum Beispiel kürzlich der belgische Modedesigner Christophe Beaufays, der gemeinsam mit Safia Hussein Guerras, Prinzessin des saudischen Königshauses, eine Kollektion kreierte.

Diese wurde jetzt einem gemischten, ausgewählten Publikum vorgestellt, zwar auf einem Botschaftsgelände - aber doch eine kleine Revolution in Saudi Arabien, wo Modeschauen in der Regel nicht vor gemischtem Publikum stattfinden, sondern manchmal sogar mit Drohnen statt mit weiblichen Models.

H&M-Model mit Hidschab: Auch internationale Ketten investieren in den arabischen ModemarktBild: (c) picture-alliance/dpa/H&M

Umstritten: Modest Fashion

Auch ist das Phänomen der Modest Fashion nicht unumstritten. Als 2019 die Ausstellung "Contemporary Muslim Fashions" in Frankfurt am Main Halt machte, kritisierte eine Gruppe säkulärer Migrantinnen, das Museum für Angewandte Kunst verharmlose mit seiner Schau streng konservative Kleidervorschriften als Modetrend.

Auch jetzt verzichtete die Kollektion von Prinzessin Safia Hussein Guerras und Christophe Beaufays auf allzuviel Extravaganz. Aufregend weil anspielungsreich wirkte da schon der Cowboyhut, den ein Model trug. Andere Modedesigner zeigten mehr Mut zu bunten Farben, starken Mustern und viel Glamour, etwa der türkische Modedesigner Raşit Bağzıbağlı, der vorwiegend westliche Mode entwirft. Erst 2017 präsentierte er seine erste Kollektion von Modest Fashion auf der Dubai Modest Fashion Week, mit dem US-amerikanischen Topmodel Halime Aden. Nicht umsonst hat Raşit Bağzıbağlı über 400.000 Follower auf Instagram.

Mipsters en Vogue: Stylishe Muslima

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