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Politik

Fall Khashoggi weitet sich aus

10. Oktober 2018

Im Fall des vermissten Journalisten Jamal Khashoggi bringen Artikel der "Washington Post" und der türkischen Zeitung "Sabah" die saudischen Behörden in Erklärungsnot. Besonders in den USA sorgt der Fall für Aufsehen.

Türkei Konsulat von Saudi Arabien in Istanbul
Luxuslimousine und Lieferwagen vor dem saudi-arabischen Konsulat in IstanbulBild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Offenbar wurden in der saudischen Hauptstadt Riad schon vor dem Verschwinden des regimekritischen Journalisten  Jamal Khashoggi Pläne geschmiedet, den 59-Jährigen gefangen zu nehmen und zu verhören - oder sogar zu töten. Das gehe aus Informationen des US-Geheimdienstes hervor, der die Kommunikation zwischen saudischen Regierungsvertretern ausgespäht habe, berichtete die "Washington Post".

Die regierungsnahe türkische Zeitung "Sabah" hat zudem die Namen von 15 Saudi-Arabern veröffentlicht, die am Verschwinden des Journalisten in Istanbul beteiligt sein sollen. Die Männer seien am 2. Oktober auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul gelandet, berichtete die Zeitung. Sie druckte auch Fotos einiger der Männer bei der Passkontrolle ab. Nach Informationen von "Sabah" checkten die 15 Saudi-Araber in zwei Luxushotels in Istanbul ein, verbrachten dort aber nicht die Nacht, sondern kehrten noch am Abend über Dubai und Ägypten nach Saudi-Arabien zurück. Bei einem der Männer soll es sich um einen Forensik-Experten handeln.

Internetseite der Zeitung "Sabah" mit Bildern der 15 eingereisten Verdächtigen aus Saudi-ArabienBild: www.sabah.com.tr

Die Zeitung äußerte sich nicht dazu, wie sie an die Fotos und Daten kam. Der türkische Fernsehsender "NTV" übertrug Bilder, die die Verdächtigen bei der Ankunft am Flughafen und beim Einchecken im Hotel zeigen sollen. Er zeigte auch Video-Material eines großen Lieferwagens, der zwei Stunden, nachdem Khashoggi das Konsulat betreten habe, in der Residenz des Generalkonsuls eingetroffen sei.

Der türkische Fernsehsender "24 TV" veröffentlichte Bilder einer Überwachungskamera vor dem Konsulat, die Khashoggi um 13.14 Uhr beim Betreten des Gebäudes zeigen. Zudem ist zu sehen, wie ein schwarzer Lieferwagen in das Konsulat fährt und es um 15.08 Uhr wieder verlässt. Laut "24 TV" fuhr der Wagen anschließend zur nahe gelegenen Residenz des saudiarabischen Konsuls.

Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, neun der Saudi-Araber hätten Koffer in Istanbul gekauft, die sie aber laut Polizei beim Abflug nicht dabei hatten. Demnach analysiert die Polizei die Bilder von 150 Überwachungskameras, um die Bewegung der 15 Männer zu rekonstruieren. 

Papiere für die Hochzeit

Khashoggi wird seit einer Woche vermisst. Der Journalist hatte das Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul vor mehr als einer Woche betreten, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen. Danach verliert sich seine Spur.

Ein Sicherheitsbeamter des saudischen Konsulats in IstanbulBild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Medien und Freunde des Vermissten berichteten daraufhin unter Berufung auf türkische Polizei- und Regierungskreise, dass er im Konsulat ermordet worden sei. Saudi-Arabien weist die Vorwürfe zurück und beharrt darauf, dass Khashoggi erst nach dem Verlassen des Konsulats verschwunden sei.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte die saudischen Behörden aufgefordert, das zu beweisen. Die Türkei erhofft sich nun von einer Durchsuchung des Konsulats neue Erkenntnisse. Der Fall findet in den USA große Aufmerksamkeit, weil Khashoggi dort im Exil lebte und für die "Washington Post" schrieb.

Verlobte bittet Trump um Hilfe

Inzwischen hat sich auch die Verlobte Khashoggis, Hatice Cengiz, gemeldet und US-Präsident Donald Trump um Hilfe bei der Aufklärung des Falls gebeten. In einem Meinungsbeitrag für die "Washington Post" schrieb Cengiz, sie vertraue auf die türkischen Behörden bei den Ermittlungen, doch appelliere sie zugleich an "Präsident Trump und First Lady Melania Trump, Licht auf das Verschwinden von Jamal zu werfen".

Unauffindbar: Jamal KhashoggiBild: Reuters

Khashoggi hat jahrzehntelange für saudiarabische Medien gearbeitet, war jedoch im September 2017 aus Angst vor einer Festnahme in die USA ins Exil gegangen. Er hatte sich immer wieder kritisch gegenüber der Politik des mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman geäußert, der zwar weitreichende Reformen in dem erzkonservativen Königreich eingeleitet hat, doch zugleich mit harter Hand gegen Kritiker vorgeht.

cgn/AR (dpa, rtr)

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