Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Jemen haben die UN die saudi-arabisch geführte Militärkoalition aufgefordert, die Häfen des Landes für Hilfslieferungen freizugeben. Dem kam das Bündnis teilweise nach.
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Die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition hat die Blockade der Flug- und Seehäfen im Jemen teilweise aufgehoben. Die Koalition hatte die Flug- und Seehäfen Anfang der Woche geschlossen sowie die Zufahrtsstraßen in das Land für Hilfsorganisationen dicht gemacht. Wie der von Saudi-Arabien finanzierte Nachrichtenkanal Al-Arabija unter Berufung auf den jemenitischen Verkehrsminister Murad al-Halimi mitteilte, könnten von Sonntag an die Städte Aden und Saijun wieder angeflogen werden. Nach scharfen Warnungen der Vereinten Nationen konnte der Seehafen in Aden am Mittwoch von Schiffen angefahren werden, einen Tag später wurde ein Grenzübergang geöffnet.
Das Bündnis reagierte damit auf einen abgefangenen Raketenangriff der schiitischen Huthi-Rebellen am Wochenende auf die saudische Hauptstadt Riad. Die Koalition argumentierte, mit der Blockade sollten Waffenlieferungen des schiitischen Irans an die Huthis unterbunden werden.
UN fordern weitere Schritte
Angesichts der dramatischen humanitären Lage im Jemen forderten die UN die Koalition auf, die Blockade des Bürgerkriegslandes für Hilfslieferungen vollständig zu beenden. Die Öffnung des Hafens der Stadt Aden reiche nicht aus, warnte das UN-Büro für die Koordinierung humanitäre Hilfe (OCHA). "Es kann keine Alternative dafür geben, dass all diese Häfen wieder voll funktionsfähig werden", sagte OCHA-Sprecher Russell Geekie und erklärte, bisher seien keine Hilfslieferungen in Aden angekommen.
Weiterhin geschlossen bleibt jetzt der für internationale Hilfslieferungen wichtige Hafen Hudaida im Westen des Landes. Der Hafen ist wichtig, da von dort die meisten bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe versorgt werden können.
Hungersnot und Cholera
Dem Jemen drohe eine der größten Hungerkatastrophen weltweit, warnen Hilfsorganisationen. Sieben Millionen Menschen stehen laut UN kurz vor einer Hungersnot, insgesamt leiden mehr als 17 Millionen Menschen unter einer unsicheren Ernährungslage. Seit April starben bereits mehr als 2000 Menschen an Cholera.
Im Jemen tobt seit rund drei Jahren ein blutiger Bürgerkrieg, der auch ein Stellvertreterkonflikt zwischen den Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran ist. Teheran unterstützt die Huthis, die große Teile im Westen des Jemen kontrollieren. Das von Saudi-Arabien angeführte Bündnis bombardiert seit Frühjahr 2015 regelmäßig Stellungen der Rebellen.
sam/fab (afp, dap)
Jemen: Saida kämpft sich zurück ins Leben
Die mangelernährte Saida Baghili ist zum Symbolbild des Krieges ihrer Heimat Jemen geworden. Denn jeder vierte ist dort von Hunger bedroht. Die 19-Jährige ist fest entschlossen, den Kampf gegen den Hunger zu gewinnen.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Dem Tod ins Auge geblickt
So sah Saida Ahmed Baghili vor einem Jahr aus. Im Al-Thawra-Krankenhaus der jemenitischen Hafenstadt Hudaida kämpfte die junge Frau mit dem Hungertod. Elf Kilogramm wog die damals 18-Jährige.
Bild: Reuters/A. Zeyad
Gebrechlich, aber nicht gebrochen
Mit kleinen Schritten hat sich Baghili zurück ins Leben gekämpft. Wochenlang war sie zu schwach, um sich auf ihren eigenen Beinen halten zu können. Sie war auch nicht in der Lage, feste Nahrung zu sich zu nehmen.
Bild: Reuters/A. Zeyad
25 Kilogramm mehr
Heute ist Saida Baghili (zweite von links) wieder bei ihrer Familie. "Sie hat immer noch Probleme, festes Essen herunter zu schlucken", sagt ihr Vater Ahmed. "Aber ihr Körper hat sich etwas erholt, weil sie bessere Nahrung bekommt." Saida wiegt jetzt 36 Kilogramm.
Bild: Reuters/A. Zeyad
Rettung in kleinen Tüten
Erdnussbutter, Milchpulver, Öl und Zucker: Diese Paste hat sich weltweit im Kampf gegen Mangelernährung bewährt. Hilfsorganisationen versorgen auch Saida Baghili und ihre Familie mit den lebensrettenden Kalorien.
Bild: Reuters/A. Zeyad
Karges Land, vom Krieg gezeichnet
Schon vor Beginn des Krieges hatten die Menschen in Saidas Dorf kaum genug zum Leben. Seit 2014 allerdings versinkt das ärmste Land der arabischen Halbinsel im Chaos von Bürgerkrieg und internationaler Einmischung - vor allem aus Saudi-Arabien. Mehr als 10.000 Menschen wurden bereits getötet.
Bild: Reuters/A. Zeyad
Etwas Grün für etwas Milch
Saida Baghili und ihre kleine Schwester Jalila sammeln Futter für die Ziegen. Die gehören einem Bauern, der ihnen im Gegenzug etwas Ziegenmilch gibt. Sie macht für die Familie den Unterschied zwischen Tod und Leben.
Bild: Reuters/A. Zeyad
Fünf Brote und vier Gläser Tee
Ein bisschen Tee, ein paar Brote, etwas Milch. So sieht für Saida Baghili und ihre Geschwister eine Mahlzeit aus. Ohne Hilfe von außen könnte sich ihre Familie nicht einmal das leisten.
Bild: Reuters/A. Zeyad
Farbenfroh und voller Hoffnung auf Frieden
Auch inmitten von Krieg und Hungersnot gibt es Momente der Freude. Saida Baghili und ihre Schwestern haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie irgendwann in Frieden und frei von Hunger leben können.