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Politik

"Niemand darf mit Mord davonkommen"

2. Oktober 2019

Am Jahrestag der Ermordung des saudischen Regimekritikers Jamal Khashoggi sind nahe dem Tatort in Istanbul Aktivisten und Journalisten für eine Gedenkfeier zusammengekommen. Redner übten scharfe Kritik an Saudi-Arabien.

1. Jahrestag der Ermordung von Jamal Khashoggi
Hatice Cengiz (M.), Verlobte Jamal Khashoggis, "Washington Post"-Besitzer Jeff Bezos (4.v.l.) und Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman (3.v.l.) stehen am Gedenkstein für KhashoggiBild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Die Zeremonie begann mit einer Schweigeminute um 13.14 Uhr - die Zeit, zu der Jamal Khashoggi am 2. Oktober 2018 das Konsulat Saudi-Arabiens im Istanbuler Stadtteil Besiktas betreten hatte, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen. Im Gebäude fing ein saudisches Sonderkommando den 59-Jährigen ab, tötete und zerstückelte ihn anschließend.

"Bester Freund und die Liebe meines Lebens"

"Heute vor einem Jahr stand ich hier und wartete, dass mein Mann das Konsulat verlässt", sagte Khashoggis Verlobte Hatice Cengizbei der Gedenkfeier, an der unter anderem auch die jemenitische Friedensnobelpreisträgerin Tawakkol Karman und Jeff Bezos teilnahmen Der Amazon-Chef ist auch Besitzer der "Washington Post", für die Khashoggi schrieb. Er sei ihr "bester Freund und die Liebe meines Lebens gewesen", sagte Cengiz und forderte erneut Auskunft über den Verbleib der Leiche.

Hatice Cengiz, die Verlobte Jamal Khashoggis, und Amazon-Chef Jeff Bezos auf der GedenkfeierBild: Reuters/U. Bektas

Unter den Teilnehmern der Feier waren auch zahlreiche Kollegen und Freunde Kashoggis sowie die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche, standrechtliche oder willkürliche Hinrichtungen, Agnès Callamard. Die französische Menschenrechtsexpertin hatte im Juni einen Bericht über den Mord vorgelegt und Saudi-Arabien vorgeworfen, Khashoggi vorsätzlich getötet zu haben.

Scharfe Kritik an Saudi-Arabien

"Der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden", forderte Callamard in einer kurzen Rede. "Niemand darf mit Mord davonkommen. Nicht einmal eine Macht, die so einflussreich ist wie Saudi-Arabien, sollte mit einem Mord davonkommen." Zugleich forderte sie Journalisten, die über den Mord berichteten, auf: "Lasst nicht locker! Stellt (die Hintergründe) bloß! ... Bitte gebt nicht auf."

Der Vertreter von Amnesty International, Andrew Gardner, kritisierte den in Saudi-Arabien laufenden Prozess gegen elf Verdächtige als "Schauprozess" und "Verhöhnung der Gerechtigkeit". Es sei ohnehin "bedeutungslos", da Riad zugleich die Repressionen gegen Journalisten und Menschenrechtsaktivisten weiter verschärfe, so Gardner bei der Zeremonie.

Wandbild von Jamal Khashoggi in der Nähe des saudischen Konsulats in IstanbulBild: picture-alliance/dpa/L. Pitarakis

In einer Erklärung zum Jahrestag der Ermordung Kashoggis forderte auch Human Rights Watch (HRW) Gerechtigkeit und übte scharfe Kritik an Saudi-Arabien. Die Menschenrechtsorganisation warf der Regierung in Riad vor, bis heute keine echte Verantwortung für die Ermordung des "Washington Post"-Kolumnisten übernommen zu haben und eine glaubhafte Aufarbeitung des Falls zu verhindern.

Amnesty: Riad unterdrückt weiter die Pressefreiheit

Anstatt Zugang zum derzeit laufenden Prozess im Zusammenhang mit dem Mord zu gewähren und Details offenzulegen, würden unabhängige Stimmen weiter unterdrückt, sagte die Nahost-Leiterin von HRW, Sarah Leah Whitson. Die Behörden hätten weder die mutmaßliche Beteiligung saudischer Führungsleute untersucht noch offengelegt, wo sich die Überreste Khashoggis heute befinden.

Der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman hatte zwar kürzlich als Staatsführer Saudi-Arabiens "volle Verantwortung" für die Tat übernommen, er bestritt aber erneut, die Tötung angeordnet zu haben. UN-Sonderberichterstatterin Callamard war jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es glaubwürdige Hinweise auf eine mögliche persönliche Verantwortung des Kronprinzen gebe.

ww/kle (afp, ap, dpa)

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