Saudi-Arabien strebt Imagewechsel an
30. August 2016Ende 2016 soll die König-Fahd-Akademie in Bonn Bad-Godesberg geschlossen werden. Die Schule war 1994 vom saudischen Königshaus errichtet und nach dem damaligen König benannt worden. Derzeit unterrichten dort 30 Lehrer rund 150 Schüler aus verschiedenen arabischen Ländern. Der Lehrplan entspricht weitgehend dem Saudi-Arabiens, in den Klassen 11 und 12 folgt er dem "International Baccalaureate Diploma Program", dessen Abschluss an vielen Universitäten weltweit anerkannt wird.
Doch nun sieht die Regierung in Riad offenbar keinen Bedarf mehr, eine saudische Schule in Deutschland zu unterhalten. Auch der Plan, eine gleichnamige Einrichtung in Berlin zu eröffnen, sei verworfen, meldet die Berliner Zeitung "Der Tagesspiegel".
Eine Stellungnahme aus der Botschaft oder der Schule selbst war am Montag nicht zu bekommen. Ein Wachmann der König-Fahd-Akademie gab am Telefon an, dass die Einrichtung wegen der Sommerferien noch bis Mitte September geschlossen sei.
Weg vom Öl
Für Henner Fürtig vom Hamburger GIGA Institut für Nahost-Studien steht derweil fest, dass die Schließung mit der "dynamischen Veränderung" in Saudi-Arabien zu tun hat. Treibende Kraft für die Reformen, die die Regierung kürzlich vorstellte, ist Saudi-Arabiens Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman. Der soll auch die Schließung der Schule beschlossen haben. Das Reform-Programm "Vision 2030" beinhaltet vor allem umfassende Wirtschaftsreformen, die den Staat effizienter machen und die Wirtschaft restrukturieren sollen, damit das Königreich unabhängiger vom Öl wird.
Die Schließung der Schule in Bad Godesberg spiegle aber auch den "Versuch eines Imagewandels in Europa" wieder, sagt Nahost-Experte Fürtig. Das saudische Königshaus sei sich der Kontroversen um die König-Fahd-Akademie durchaus bewusst und wolle diese nun hinter sich lassen.
Islamismus-Vorwurf
Über die Jahre wurden Vorwürfe laut, in der Schule sei ein islamisch-fundamentalistisches Weltbild gelehrt worden. 2003 gab es eine Untersuchung wegen des Verdachts, man unterhalte Beziehungen zu dem Terrornetzwerk Al Kaida und anderen islamistischen Gruppen.
Erzieher und Sicherheitskräfte waren besorgt, dass die Schule, die vor allem für Diplomatenkinder in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn gegründet wurde, eine Brutstätte für islamistische, anti-demokratische Fundamentalisten sein könnte. Das zuständige Regierungspräsidium in Köln drohte sogar zeitweise, die Bildungsstätte zu schließen. 13 Jahre später will dies nun die saudische Regierung selbst tun.
"Wir haben lange darauf gewartet", sagt der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban im Gespräch mit der DW. Ein Ende des Imports radikal-islamistischen Gedankenguts nach Deutschland sieht er jedoch nicht. "Ein Teil der radikalen Muslime wird seine Kinder nach Großbritannien schicken in Internate, die für ihr radikales Islamverständnis bekannt sind."
Wenn man den islamischen Fundamentalismus wirksam bekämpfen wolle, sagt der gebürtige Libanese, müsse Deutschland die finanzielle Unterstützung von Moscheen und anderen religiösen Einrichtungen durch Saudi-Arabien oder andere Golfstaaten verbieten.