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PolitikIran

Saudi-Arabien und Iran weiter auf Annährungskurs

18. Juni 2023

Im Zuge der Normalisierung der Beziehungen zwischen den verfeindeten Regionalmächten ist erstmals seit Jahren ein saudischer Außenminister nach Teheran gereist. Ein erklärtes Ziel ist die Sicherheitszusammenarbeit.

Titel: Iran Teheran | Außenminister: Hossein Amirabdollahian und Prince Faisal
Irans Außenminister Hossein Amirabdollahian (r) und sein Gast Prinz Faisal bin FarhanBild: Rouzbeh Fouladi/Zuma/Imago

"Ich möchte auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in Bezug auf die regionale Sicherheit hinweisen, insbesondere auf die Sicherheit der Seeschifffahrt", sagte der saudiarabische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan in Teheran nach Gesprächen mit seinem iranischen Amtskollegen Hossein Amirabdollahian. Dieser erklärte in einer im Fernsehen übertragenen gemeinsamen Veranstaltung, die Sicherheit sei für die Länder in der Region von entscheidender Bedeutung. Er sprach von einem umfassenden Konzept, bei dem auch kulturelle, soziale, wirtschaftliche und handelspolitische Aspekte eine Rolle spielten. Prinz Faisal bekräftigte, die Beziehungen beider Länder basierten "auf uneingeschränktem Respekt, Souveränität und Nichteinmischung in innere Angelegenheiten".

Vom Erzfeind zum Partner?

Seit vergangenem Jahr nähern sich Saudi-Arabien und Iran auf diplomatischer Ebene vorsichtig einander an. Es gab mehrere Gesprächsrunden, bei denen es vor allem um Sicherheitsfragen ging. Im März gaben Teheran und Riad bekannt, wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen zu wollen. Kurz darauf kündigten die Regierungen an, wieder Flugverbindungen zwischen beiden Ländern anbieten und die Visa-Vergabe erleichtern zu wollen. Im Zuge der Wiederannäherung werde bald auch Riad seine Botschaft im Iran wieder eröffnen, kündigte Prinz Faisal an. Einen genauen Zeitpunkt dafür teilte er nicht mit. Anfang des Monats hatte bereits der Iran seine Botschaft in der saudischen Hauptstadt wieder eröffnet

Beide Staaten haben bislang um die Vorherrschaft in der Region gerungen. Im Januar 2016 hatte das sunnitische Königreich Saudi-Arabien die Beziehungen zum mehrheitlich schiitischen Iran abgebrochen. Zuvor hatten Demonstranten die saudischen diplomatischen Vertretungen im Iran gestürmt. Tage zuvor waren in Saudi-Arabien ein prominenter schiitischer Geistlicher und 46 weitere Personen hingerichtet worden.

Mögliche Folgen für die Region und darüber hinaus

Ihre Rivalität trugen Saudi-Arabien und Iran auch bei militärischen Konflikten in der Region aus. Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten, Saudi-Arabien beansprucht diese Rolle für die Sunniten. In den Bürgerkriegsländern Syrien und Jemen unterstützen sie gegensätzliche Parteien.

Für die Weltwirtschaft ist eine Sicherheitszusammenarbeit der Saudis und Iraner in der Golf-Region von großer Bedeutung. Durch die Straße von Hormus transportieren Tanker ein Fünftel der weltweiten Ölproduktion. Als Gewinner der Neuordnung am Golf gilt auch China. Peking hatte die Annäherung der beiden Rivalen im Stillen vermittelt - ein großer diplomatischer Erfolg für die Volksrepublik. Manche Beobachter sehen noch einen weiteren Nutznießer: Russland. Moskau könne nun mit beiden Staaten die Beziehungen vertiefen, ohne Widerstand von der anderen Seite fürchten zu müssen, schreibt etwa das in Großbritannien ansässige Online-Medium "amwaj.media".

Für Israel kommt die Annäherung der beiden islamischen Staaten einer diplomatischen Niederlage gleich. Die Regierung in Jerusalem versucht seit Jahren, die Islamische Republik Iran international zu isolieren.

qu/wa (rtr, dpa)

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