1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Saudi-Arabien: Waffen stammten aus dem Iran

16. September 2019

Gefährliche Eskalation am Golf: Laut Saudi-Arabiens Militärkoalition wurden die Drohnenangriffe auf Ölanlagen mit Hilfe von Waffen des Erzfeindes ausgeführt. Wie werden nun die USA reagieren?

Die durch Drohnen attackierte Ölraffinerie in Abkaik im Osten Saudi-Arabiens (Foto: Reuters)
Die durch Drohnen attackierte Ölraffinerie in Abkaik im Osten Saudi-Arabiens Bild: Reuters

Bei den Angriffen auf zwei Öl-Anlagen in Saudi-Arabien sind nach Angaben der im Jemen kämpfenden Militärkoalition Waffen aus dem Iran zum Einsatz gekommen. Bei der noch laufenden Untersuchung deute alles darauf hin, "dass die Waffen, die bei beiden Angriffen genutzt wurden, aus dem Iran stammten", erklärte der Sprecher der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition, Turki al-Maliki, in Riad. Nun werde untersucht, von wo aus die Waffen abgefeuert wurden.

Turki Al-Maliki, der Sprecher der von Riad angeführten Militärkoalition im Jemen-Konflikt (Archivbild)Bild: AFP/F. Nureldine

Die mutmaßlichen Drohnenangriffe auf zwei Anlagen des Staatskonzerns Aramco in Abkaik und Churais im Osten Saudi-Arabiens waren am Samstag erfolgt. Zu den Attacken bekannten sich die Huthi-Rebellen aus dem Nachbarland. Die USA machten jedoch den Iran verantwortlich. "Der Iran hat einen beispiellosen Angriff  auf die globale Energieversorgung verübt", erklärte US-Außenminister Mike Pompeo. Auch US-Präsident Donald Trump verschärfte den Ton gegenüber dem Iran nach den Attacken: "Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Schuldigen kennen, und warten mit geladener Waffe auf die Bestätigung", drohte er an die Adresse Teherans gerichtet. Der Iran wies die Anschuldigungen entschieden zurück.

Die Huthi-Rebellen drohten inzwischen mit weiteren Angriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien und forderten Ausländer auf, sich von den Anlagen fernzuhalten. Die saudiarabische Führung müsse damit rechnen, dass die Huthis mit ihrem "langen Arm" jeden beliebigen Ort "zu jedem Zeitpunkt" erreichen könnten, erklärte ihr Sprecher Jahja Sari. Ausländer sollten sich in den Anlagen nicht aufhalten, "weil sie weiter in unserer Reichweite sind und erneut ins Visier genommen werden könnten".

Die Huthi-Rebellen hatten in den vergangenen Monaten mehrere Raketen- und Drohnenangriffe auf das Nachbarland Saudi-Arabien verübt. Im August reklamierten die Huthis einen Angriff auf ein Ölfeld im Osten des Königreichs für sich. Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht.

Warnungen aus Peking und Moskau

Angesichts der Drohnenangriffe warnte China vor voreiligen Schlüssen über die Urheber. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking rief zugleich alle Parteien zur Zurückhaltung auf: "In Abwesenheit einer überzeugenden Untersuchung Schlüsse zu ziehen, wer die Verantwortung tragen könnte, ist unverantwortlich." Alle Betroffenen sollten nichts tun, was die regionalen Spannungen noch eskalieren lassen könnte.

Für US-Außenminister Pompeo (l.) hat der Iran angegriffen, sein deutscher Kollege Maas prüft noch (Archivbild) Bild: Imago Images/photothek

Auch Russland rief dazu auf, nicht überstürzt zu handeln. "Wir fordern alle Länder auf, keine voreiligen Schritte zu tun oder Schlussfolgerungen zu ziehen, die die Situation verschärfen könnten", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Stattdessen müssten die Spannungen abgebaut werden. Auch das Außenministerium in Moskau verurteilte die Angriffe und zeigte sich ernsthaft besorgt.

Maas: "Lage außerordentlich besorgniserregend"

Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte die Bombardierung saudischer Ölanlagen scharf, äußerte sich allerdings vorsichtig zur Frage nach den möglichen Angreifern. "Wir befinden uns im Moment mit unseren Partnern dabei zu analysieren, wer für diesen Angriff verantwortlich ist, wie es dazu kommen konnte", sagte Maas in Berlin. Dies müsse mit der notwendigen Besonnenheit geschehen, weil "die Lage außerordentlich besorgniserregend" sei. Es drohe eine weitere Eskalation.

Iran bringt erneut Tanker auf

Für neue Unruhe sorgte die Meldung, dass iranische Revolutionsgarden im Persischen Golf wieder ein Schiff aufbrachten. Der Besatzung des festgesetzten Schiffes wird laut der halbamtlichen iranischen Nachrichtenagentur Insa vorgeworfen, sie habe 250.000 Liter Diesel in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) schmuggeln wollen. Der Vorfall gilt auch deshalb als hoch brisant, weil die VAE ebenso wie Irans Erzfeind Saudi-Arabien als enge Alliierte der USA in der Golf-Region gelten. Die Nationalität der Seeleute blieb zunächst unklar.

Ein Boot der iranischen Revolutionsgarden nimmt Kurs auf den Tanker "Stena Impero" (Foto vom 22. August) Bild: Reuters/WANA/N. Tabatabaee

Im Persischen Golf gibt es immer wieder Schiffe und Boote, die illegal Öl und Gasöl in die benachbarten arabischen Golfstaaten schmuggeln. Zwar werden einige von ihnen von der iranischen Küstenwache oder den Revolutionsgarden erwischt und festgesetzt, aber viele kommen auch immer wieder durch. Nach iranischer Darstellung handelt es sich dabei um organisierte Kriminalität, und es sei daher schwierig, die Hintermänner dieser Schmugglerbanden zu fassen.

Die Teheraner Führung liegt derzeit bereits mit der Londoner Regierung über Kreuz, nachdem der Iran im Juli den britischen Öltanker "Stena Impero" im Golf festgesetzt hatte. Inzwischen wird aber mit einer baldigen Freigabe des Schiffes gerechnet. Vor der Festsetzung der "Stena Impero" hatte die britische Marine ihrerseits einen iranischen Tanker vor Gibraltar mit der Begründung aufgebracht, er habe iranisches Öl entgegen EU-Sanktionen nach Syrien transportieren wollen. Das iranische Schiff wurde Anfang August wieder freigegeben.

sti/jj (afp, dpa, rtr)