Der Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld soll den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman bei der Modernisierung des Landes beraten. Der will Saudi-Arabien weniger abhängig vom Öl machen.
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Der frühere Chef des deutschen Industriekonzerns Siemens und des US-Aluminium-Konzerns Alcoa, Klaus Kleinfeld, wird Berater des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Von August an solle der 60-Jährige unter anderem am Umbau der saudischen Wirtschaft mitwirken. Er werde "größere Zuständigkeiten übernehmen, um die wirtschaftliche, technologische und finanzielle Entwicklung Saudi-Arabiens zu fördern", erklärte das Herrscherhaus am Dienstag. Seinen Posten als Leiter des gigantischen Infrastrukturprojekts "Neom" in Saudi-Arabien gibt er nach nur zehn Monaten auf, bleibt aber im Verwaltungsrat der Projektgesellschaft.
Sonderzone für neue Energie und Technologien
Der ehrgeizige Mohammed bin Salman gilt als eigentlicher Herrscher des ölreichen Königreichs. Er ist maßgeblich verantwortlich für die Wirtschaft des Landes und deren Umbau. Im Rahmen der "Vision 2030" will Saudi-Arabien seine Abhängigkeit vom Öl verringern. Zu dem Projekt gehört auch "Neom", eine Megastadt am Roten Meer, die größer als Mecklenburg-Vorpommern sein soll. Dort sollen Branchen wie Biotechnologie, Energie und Wasser oder Medien eine Heimat finden. Saudi-Arabien veranschlagt die nötigen Investitionen für die Industriezone, die einen teilautonomen Status erhalten soll, auf 500 Milliarden Dollar. Das Neom-Projekt wird künftig von Nadhmi al-Nasr geleitet. Er war bisher für die Strategie der neuen Industrie- und Geschäftszone zuständig und hatte zuvor mehr als 30 Jahre für den staatlichen Öl-Riesen Saudi Aramco gearbeitet.
Vor allem junge Saudis sehen in Mohammed bin Salman einen Reformer, der unter anderem erstmals Frauen das Autofahren ermöglichte. Kritiker werfen ihm Menschenrechtsverletzungen vor. So gilt der 32-Jährige als Drahtzieher einer Verhaftungswelle gegen Prinzen im vergangenen Jahr, denen Korruption vorgeworfen worden war. Beobachter werteten die Festnahmen als Versuch Mohammeds, seine Macht abzusichern.
Saudische Frauen lernen Autofahren
Noch ist Saudi-Arabien das einzige Land auf der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen. An diesem Sonntag fällt das Verbot. Frauen freuen sich auf die neue Freiheit und haben sich in Fahrschulen vorbereitet.
Bild: Reuters/A. Jadallah
Autofahren heißt Kontrolle haben
Für die Architektin Amira Abdulgader bedeutet der Führerschein vor allem Freiheit: "Hinter dem Steuer zu sitzen heißt, dass du diejenige bist, die die Fahrt kontrolliert", sagt die junge Frau. "Ich will diejenige sein, die entscheidet, wann es losgeht, wohin es geht und wann ich wiederkomme."
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Fahrschule für Frauen
Deshalb hat Amira Abdelgader die Chance ergriffen, beim staatlichen Ölkonzern Aramco den Führerschein zu machen. Der Konzern bietet seinen weiblichen Mitarbeitern an, die betriebseigene Fahrschule in Dharan zu besuchen. Abdelgader ist eine von 200 Frauen, die dort das Autofahren gelernt haben.
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Mitarbeiterinnen werden geschult
Fünf Prozent der 660.000 Mitarbeiter bei Aramco sind Frauen. Es könnten also noch weitere 3000 Frauen die Fahrschule besuchen und sich die Fahrerlaubnis holen. Im vergangenen September hatte König Salman angekündigt, das Fahrverbot aufzuheben. Die Maßnahme gilt als Teil einer umfassenden Reform und Öffnung des ultrakonservativen Königreiches - angestoßen von Kronprinz Mohammed bin Salman.
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Auto = Tor zur Freiheit
"Wir brauchen das Auto, um unsere täglichen Aktivitäten zu erledigen", sagt Amira Abdelgader. "Wir arbeiten, wir sind Mütter, wir haben große soziale Netzwerke, wir müssen nach draußen gehen - also müssen wir uns fortbewegen können", so die Fahrschülerin. "Es wird mein Leben verändern."
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Theorie und Praxis
In der Fahrschule lernen die Frauen zunächst die theoretischen Grundlagen. Eine Fahrlehrerin erklärt die allgemeinen Verkehrsregeln.
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Auch der Ölwechsel muss sitzen
Ein Ölwechsel gehört genauso zum Lernpensum dazu wie ein Reifenwechsel. Für die Frauen bedeuten die Arbeiten am Auto mehr Selbstbestimmtheit. Das Fahrverbot galt lange als ein Symbol für die Unterdrückung der Frauen in Saudi-Arabien. Menschenrechtsaktivistinnen hatten seit mehr als drei Jahrzehnten dagegen gekämpft.
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Ende der Bestrafung
Frauen, die von der Polizei am Steuer eines Wagen erwischt worden waren, wurden in der Vergangenheit häufig vorübergehend festgenommen. Damit ist es nun vorbei - vorausgesetzt die Autofahrerinnen haben auch einen Führerschein.
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Spritztour ohne Männer
Amira Abdulgader hat sie nun - die Fahrerlaubnis. Der 24. Juni 2018 wird für sie ein Tag zum Feiern. Die junge Frau weiß genau, was sie an diesem Sonntag machen wird: "Ich will zum Haus meiner Mutter fahren und mit ihr herumfahren", sagt sie. "Ich möchte das mit meiner Mutter genießen. Nur ich und meine Mutter, sonst niemand."