Bekommen Babys bei der Geburt zu wenig Sauerstoff, kann es helfen, ihre Körpertemperatur abzusenken. In ärmeren Ländern scheint die Methode aber nicht zu funktionieren.
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Jährlich sterben fast eine Million Neugeborene an Sauerstoffmangel vor oder während der Geburt - vor allem in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen.
Wenn das Blut zu wenig Sauerstoff enthält, kann dies zudem schwere Schädigungen am Gehirn des Babys verursachen, wo die Zellen am schnellsten absterben. Es kommt zu Entwicklungsstörungen oder lebenslangen Behinderungen.
Auf dem Ultraschall ist nicht leicht zu erkennen, wenn etwa die Versorgung durch die Nabelschnur bei einer Steißgeburt unterbunden ist oder wenn sich die Plazenta unbemerkt von der Gebärmutterwand ablöst.
Kühlung der Babys soll Schäden verhindern
Seit einigen Jahren wird bei Sauerstoffmangel (Asphyxie) die Körpertemperatur der Säuglinge künstlich auf 33 bis 34°C herabgesetzt. Das soll das Absterben von Zellen und damit Hirnschäden und Behinderungen verhindern. Dass dies gelingt, zeigten zumindest Untersuchungen in einkommensstarken Ländern.
Mittlerweile wird die "induzierte Hypothermie" in vielen Ländern angewandt. Allerdings versagt diese Methode laut einer überraschenden Studie in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen. Möglicherweise ist sie dort sogar für eine erhöhte Sterblichkeit bei Neugeborenen verantwortlich.
Um die Wirksamkeit der induzierten Hypothermie in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen zu testen, teilte die Arbeitsgruppe rund 400 betroffene Säuglinge aus Sri Lanka, Indien und Bangladesch in zwei Gruppen ein: 202 Neugeborene erhielten direkt nach der Geburt drei Tage lang eine Kältebehandlung, 206 Kinder wurden ohne Kühlung behandelt.
Innerhalb von 18 Monaten starben 31 Prozent der ungekühlten Babys, allerdings starben 42 Prozent der gekühlten Babys.
Diese Ergebnisse widersprechen einer britischen Studie von 2009, laut der in beiden Gruppen rund 25 Prozent innerhalb von 18 Monaten gestorben waren. Allerdings zeigten die gekühlten Kinder deutlich seltener motorische Störungen.
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Methode vorsorglich aussetzen?
Studienleiter Sudhin Thayyil plädiert angesichts der Ergebnisse dafür, die Methode in Mittel- und Niedriglohnländern erst einmal auszusetzen.
Möglicherweise ist aber nicht allein die Methode, sondern eine Reihe von Faktoren in Ländern mit niedrigem Einkommen ausschlaggebend. Ob etwa bereits während der Schwangerschaft unbemerkt leichte Infektionen das Gehirn des Babys geschädigt haben oder wie gut jeweils die intensivmedizinische Betreuung der Neugeborenen funktioniert.
Schwanger auf der Flucht
Alvin jr. erblickte auf der Flucht von Honduras durch Mexiko das Licht der Welt. Seine Eltern hatten sich zu Fuß auf den beschwerlichen Weg an die US-Grenze gemacht. Seither harren sie dort samt neugeborenem Baby aus.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Erly Marcial und Sohn Alvin jr.
Der kleine Alvin jr. kam sechs Wochen zu früh im Krankenhaus in Puebla, Mexiko zur Welt. Seine Mutter hofft weiterhin auf eine Einreise-Erlaubnis für die USA. Die 21-jährige Erly Marcial hatte sich trotz der Schwangerschaft mit ihrem dritten Kind auf den Weg in Richtung USA begeben.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Zu Fuß unterwegs durch Mexiko
Erly Marcial war im achten Monat schwanger, als sie und ihr Mann Alvin Reyes zu Fuß vor der Gewalt in ihrer Heimatstadt Sabá in Honduras flohen. Honduras gehört zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Dazu kommt: Es herrscht hohe Armut. Ihre beiden Kinder Maria (6) und David (2) haben sie im Kinderwagen mit auf die beschwerliche Reise genommen. Dadurch kam die kleine Familie nur langsam voran.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Rast auf dem nackten Boden
Die Familie musste unterwegs auf der Straße ruhen, die Kinder David und Maria schliefen zwischen ihren Eltern. Die kurze Rast auf der blanken Straße in Tapanatepec im südlichen Mexiko war für die hochschwangere Marcial und ihre Kinder kaum erholsam. Trotz vieler freiwilliger Helfer fand die Familie in Mexiko nur wenige Orte, an denen sie versorgt wurde und zur Ruhe kommen konnte.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Marcial und David baden im Fluss
Auch am Fluss bei Tapanatepec im Süden Mexikos hatte die Familie eine Pause eingelegt, denn dort gab es eine der wenigen Gelegenheiten, sich unterwegs zu waschen. Eine medizinische Versorgung gab es auf der Reise kaum. Auch sanitäre Anlagen und ein Minimum an Hygiene waren auf dem langen Weg rar.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Unterwegs im Truck
Einen Teil des langen Weges bis an die US-Grenze konnte die kleine Familie mit anderen Migranten auf einem Lastwagen zurücklegen. Die Fahrt auf der überfüllten Ladefläche eines LKW war dennoch anstrengend. Weniger gefährlich wurde die Reise dadurch auch nicht - Amnesty International berichtet von tödlichen Stürzen von überfüllten LKWs.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Auf dem Weg ins Krankenhaus
Als Marcial und ihre Familie in Puebla ankamen, setzten die Wehen ein. Helfer des Roten Kreuzes Mexiko brachten die hochschwangere Marcial ins Krankenhaus. Unzählige Freiwillige sorgen dafür, dass wenigstens die Flüchtenden versorgt werden, die Hilfe am dringendsten benötigen. Die mexikanische Bevölkerung spendet Lebensmittel, Unterkünfte und Kleidung.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Nach der Geburt
Die Freude der kleine Maria war groß als sie ihr Brüderchen Alvin jr. auf den Arm nahm. Mithilfe der honduranischen Botschaft konnte das Krankenhaus in Puebla eine Geburtsurkunde für Alvin jr. ausstellen. Somit konnte sich die Familie auf die Weiterreise nach Tijuana an der US-Grenze machen.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Gestrandet in Tijuana
Marcial und Alvin haben vorerst das Ende ihrer Reise erreicht - sie sind wie Tausende Migranten aus Mittelamerika in Tijuana gestrandet. Die Grenze in die USA bleibt für die Flüchtenden nach wie vor geschlossen. Marcial und Alvin können sich deshalb auch vorstellen, in der mexikanischen Grenzstadt eine Existenz aufzubauen.
Bild: Reuters/C. Garcia Rawlins
Die USA im Blick
Die große Hoffnung der Familie ist aber, irgendwann doch noch in die USA einreisen zu dürfen. Erly Marcial glaubt fest daran, dass die Geburt ihres Sohnes auf dem Weg in die USA "das Herz von Donald Trump erweichen" wird.