Die Schauspielerin wirft dem Konzern Vertragsbruch vor. Dabei geht es um mehr als ihren neuen Film "Black Widow" - es geht um die Zukunft des Kino.
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Einem breiten Publikum ist Scarlett Johansson längst bekannt: Der Durchbruch gelang ihr 2003 unter der Regie von Sofia Coppola mit "Lost in Translation", seit 2010 mimt sie die Superheldin "Black Widow" in den Blockbustern des Marvel-Universums, zuletzt machte sie in dem Netflix-Drama "Marriage Story" von sich reden. Nun hat die US-amerikanische-dänische Schauspielerin Klage gegen den Walt Disney-Konzern eingereicht.
In dem Streit zwischen dem Hollywoodstar und einem der größten Medienkonzerne der Welt geht es um den Film "Black Widow" der australischen Regisseurin Cate Shortland. Er erzählt die Vorgeschichte der Marvel-Superheldin Natasha Romanoff alias "Schwarze Witwe" und startete im Juli 2021 unter Pandemiebedingungen in US-amerikanischen Kinos. Auch in Deutschland lief der Film an. Scarlett spielt die Hauptrolle in "Black Widow", der zum Kinostart ebenso auf Disneys hauseigener Streamingplattform "Disney+" erschien. Dieser zeitgleiche Start habe gegen Vertragsabsprachen verstoßen, machen Johansson und ihre Anwälte in der Klageschrift geltend. Man habe ihr bei Vertragsabschluss zugesagt, es würde eine exklusive Filmveröffentlichung auf der Leinwand geben. Ihr Gehalt orientiere sich an den Kinoeinnahmen.
Disney erhebt moralische Vorwürfe gegen Schauspielerin
Der Disneykonzern weist das zurück und macht Johansson sogar moralische Vorwürfe: Disney bezeichnet die Klage als unbegründet und zudem als "ausgesprochen traurig und bedauerlich". Sie sei geradezu "herzlos" angesichts der weltweiten Auswirkungen der Coronapandemie. Der Konzern meint, den Vertrag eingehalten zu haben.
Scharfe Worte, die das weltweite Medienkonglomerat da wählt, das sich selbst oft genug für unmoralisches Verhalten kritisieren lassen muss - zum Beispiel in der Kontroverse um die Neuverfilmung des Zeichentrickklassikers "Mulan", bei der dem Konzern Anbiederung an das kommunistische Regime Chinas vorgeworfen wurde, das die Kunstfreiheit unterdrücktund zuletzt in Hong Kong möglicherweise eine Ausstrahlung der Oscars verhinderte. Johansson und ihre Anwälte vermuten in ihrer Anklageschrift, der Konzern habe den Film zeitgleich im Kino und auf der eigenen Plattform veröffentlicht, um einen größeren Anteil der Einnahmen für sich behalten zu können und die Zahl der eigenen Abonnenten zu erhöhen.
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Zukunft des Films: Kino oder Streaming?
Diese Klage ist ein weiterer Ausdruck einer andauernden Auseinandersetzung darüber, wie, wo und von wem Filme in Zukunft finanziert, produziert, vertrieben und geschaut werden werden. So könnte sie auch als ein Einsatz für Kinos weltweit verstanden werden, die unter der Coronapandemie besonders gelitten hatten und monatelang geschlossen bleiben mussten. In Deutschland sind Kinos seit diesem Sommer unter Auflagen wieder geöffnet, in den Vereinigten Staaten teilweise schon seit Frühjahr.
"Black Widow", mit einer weiblichen Hauptrolle und einer weiblichen Regisseurin an der Spitze, sorgte an seinem Eröffnungswochenende für 80 Millionen Dollar Umsatz in Nordamerika und 78 Millionen Dollar weltweit - der bisherige Pandemierekord. Danach nahmen die Einnahmen im Kino aber stark ab. Das macht ihn weniger lukrativ als andere Blockbuster. Disney ergänzt, der Film hätte weitere 60 Millionen Dollar auf "Disney+" eingespielt.
Verschobene Blockbuster, leere Kinokassen
Die Kinos leiden nicht nur unter den pandemiebedingten Schließungen, sondern auch unter den Verschiebungen der Filmstarts: "Black Widow" war zuletzt aufgrund des Lockdowns um ein Jahr verschoben worden. Der neue James Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" ist bereits seit Jahren abgedreht, aber immer noch nicht erschienen. Und in Großbritannien wurde zuletzt der Film "The Green Knight", der in den USA und Deutschland bereits startete, wieder einmal verschoben. Die Studios und Filmverleiher fürchten um ihren Ruf: Sie wollen nicht riskieren, als Pandemietreiber zu gelten. Streamen könne man einen Film auch Zuhause, so die Logik. Der Disney-Konzern musste während der Pandemie selbst große Einbußen hinnehmen.
Johansson und Disney werden nun vor Gericht über die Möglichkeit und Höhe etwaiger Entschädigungen verhandeln.
Walt Disney: Welt der Phantasie, Traum und Verdrängung
Der Disney-Konzern steckt in der Corona-Krise. An die Erfolgszeiten erinnern eine Ausstellung in Frankfurt und ein Buch über die Geschichte von Disneyland.
Bild: Disney Enterprises Inc. Quelle: DFF
Klangvolle Phantasiewelten
Der Tischler Gepetto legt letzte Hand an, um seine Puppe Pinocchio fertigzustellen. Der gleichnamige Disney-Film entstand 1940. "Pinocchio" ist jetzt im Frankfurter Filmmuseum zu sehen - als Teil der Ausstellung "The Sound of Disney", die die Klangwelt der Disney-Filme in den Mittelpunkt stellt. Untersucht wird der Einsatz von Musik, Geräuschen und Dialogen in den Original- und Synchronfassungen.
Bild: Disney Enterprises Inc. Quelle: DFF
Disney als Kurator
Die meisten Exponate im Frankfurter Filmmuseum stammen aus München, dem Ort der Ausstellung "How Walt Disney Animation Is Made". Die war von 1959 bis 1963 zu sehen und von Walt Disney (1901 - 1966) noch persönlich zusammengestellt worden. In Frankfurt zu hören ist natürlich auch die kongeniale Musik zum "Dschungelbuch", auch in der deutschen Übertragung ein Hit: "Probier’s mal mit Gemütlichkeit".
Bild: DFF
Klassiker: Schneewittchen und die 7 Zwerge
Wie hat sich Schneewittchen angehört? Wie hat sie gesprochen, welche Stimme hatte sie - im Original und in der Synchronisation? Der Film "Snow White and the Seven Dwarfs" nach dem Märchen der Brüder Grimm wurde 1937 zu einer künstlerischen Offenbarung. In Deutschland wurde "Schneewittchen" gleich dreimal synchronisiert: 1938, 1966 und 1994. Auch Stimmen verändern im Laufe der Zeit ihre Bedeutung.
Bild: Disney Enterprises Inc. Quelle: DFF
Kindheitserinnerungen: Bambi und Co.
Im Zentrum der Frankfurter Show stehen auch die verschiedenen Synchronfassungen der Filme. Sie können "Anstoß eines interkulturellen Dialogs sein" - so die Kuratoren: "Walt Disney hat mit seinem Schaffen weltweit und über Generationen hinweg Kindheiten geprägt, die Museums-Präsentation hat damit letztlich auch internationale Strahlkraft".
Bild: 1942 Disney Enterprises Inc. Quelle: DFF
Disney-Universum: damals und heute
Plakate, Produktions-Skizzen, Figuren-Studien, Fotografien und vieles mehr sind zu sehen. Und es gibt viel zu hören: Musik, Dialoge und die Toneffekte der großen Filme. Wie so viele Ausstellungen weltweit kann auch die Disney-Show in Frankfurt nur unter bestimmten Bedingungen besucht werden. Masken sind Pflicht. Die Ausstellung ist bis zum 10. Januar 2021 zu sehen.
Bild: DFF/U. Dettmar
Disneyland in aller Welt
In Frankfurt sind die künstlerischen Aspekte der Disney-Filme zu entdecken. In den sechs Disney-Freizeitparks weltweit können die Besucher dagegen eintauchen in eine Welt der gebauten Phantasie. Doch auch die Disney-Vergnügungsparks leiden. In den USA, Europa und Asien wurden sie wegen Corona teilweise geschlossen. In Hongkong ist Disneyland unter strengen Sicherheitsbedingungen geöffnet.
Bild: Reuters/T. Siu
Disney für zu Hause
Doch für eingefleischte Disney-Fans bietet sich ein Ausweg: Der deutsche "Taschen"-Verlag, der gerade sein 40-jähriges Jubiläum feiert und seine Bücher schon lange im großen Stil in englischer und deutscher Sprache international verlegt, hat in diesen Wochen den Prachtband "Walt Disney's Disneyland" auf den Markt gebracht - ein Buch zum Schmökern und zum Staunen.
Bild: Taschen Verlag
Akribische Arbeit - ein Freizeitpark entsteht
Nachzulesen im Buch des US-Autors Chris Nichols ist auch die Geschichte der Entstehung des ersten Disneyland-Parks im kalifornischen Anaheim. Walt Disney hatte in den 1940er Jahre trotz großer Erfolge im Filmgeschäft auch finanzielle Nackenschläge zu verkraften. Nicht alle Kinofilme spielten die Produktionskosten wieder ein. Deshalb wollte Disney seine Phantasiewelten mit den Parks absichern.
Bild: Taschen Verlag
Eine Kunstwelt für Filmfans
Disney, ein ebenso kreativer wie erfolgsorientierter Kopf, hatte zu Beginn der 1950er Jahre einen verwegenen Plan: Seine Filmwelten sollten Realität werden. Mit einem Team kreativer Mitarbeiter ersann er einen riesigen Freizeitpark, der seine Besucher unterhalten sollte: mit künstlichen Landschaften, Dörfern und Städten, animierten Tieren und natürlich all den Geschöpfen aus den berühmten Filmen.
Bild: Taschen Verlag
Von der Idee auf Papier zur fertigen Disneystadt
Der jetzt vom "Taschen"-Verlag herausgegebene Bildband bereitet alle Aspekte der Entstehung von Disneyland auf. Aus tausenden Zeichnungen und Entwürfen schälte sich damals langsam eine Phantasiewelt heraus, die dann von Ingenieuren, Architekten und Handwerkern jeglicher Couleur zum Leben erweckt wurde. 1954 begann man mit dem Bau, ein Jahr später feierte man in Kalifornien Eröffnung.
Bild: Taschen Verlag
Phantasiereiche fürs amerikanische Publikum
Disneyland bestand aus fünf Themen-Komplexen. In "Tomorrowland" wurde die Zukunft sichtbar, "Fantasyland" drehte sich um Fantasy-Welten mit typischen Disneyfiguren. "Frontierland" bot eine konservative, zum Teil reaktionäre Identitätshistorie. "Adventureland" befriedigte Abenteuerphantasien (unser Bild). Und "Main Street U.S.A." träumte sich zurück in eine typische Idylle amerikanischer Provinz.
Bild: Taschen Verlag
Fantastische Farben, Formen und Motiven
Walt Disney hinterließ ein riesiges Unterhaltungsimperium. Nach seinem Tod wurde das von vielen Kreativen und Finanzmanagern fortgeführt - bis in unsere heutige Zeit. Der Disney-Konzern spielt heute in einer eigenen Liga. Doch trotz all des Kommerzes, trotz der Gigantonomie und weltweiter Wertschöpfung - am Anfang stand die pure Phantasie, die einfache Zeichnung, ein Meer aus Farben und Formen.
Bild: Taschen Verlag
Disneyland für ein Weltpublikum
Diese außergewöhnliche Geschichte erzählt der Band "Walt Disney's Disneyland", der in Deutsch und Englisch erschienen ist. So kann man sich als Disney-Fan, als Kinofreund oder als Fan des Fantasy-Genres mit einem wichtigen Aspekt amerikanischer Unterhaltungskultur beschäftigen, die in diesen Monaten aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie nur noch eingeschränkt zugänglich ist.