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Carlsen gleicht bei der Schach-WM aus

Holger Hank
25. November 2016

Der Ausgang der Schach-WM ist wieder offen: Weltmeister Magnus Carlsen hat seinen Gegner Sergej Karjakin in einer spannenden Partie geschlagen. Zwei Runden vor Schluss steht es jetzt 5:5.

USA Schach-WM Pressekonferenz Magnus Carlsen und Sergey Karjakin
Magnus Carlsen hat wieder den Titel im BlickBild: Pitcure-Alliance/dpa/J. Lane

Magnus Carlsen hat das Lachen doch nicht verlernt. "Ich fühle mich jetzt großartig", sagte er, nachdem es dem amtierenden Schachweltmeister in der 10. Runde des WM-Kampfs endlich gelungen war, seinen russischen Gegner Sergej Karjakin niederzuringen. "Das ist eine große Erleichterung für mich", meinte Carlsen, "ich habe neun Partien lang nicht gewinnen können - das war mir noch nie zuvor passiert." Sergej Karjakin nahm die Niederlage gefasst auf: "Es war eine schwierige Partie, in der Magnus sehr gut gespielt hat." Mit dem Sieg ist das Titelmatch in New York wieder ausgeglichen und Carlsen hat jetzt die Chance, seinen Titel doch noch erfolgreich zu verteidigen.

Karjakin verschanzt sich

Die Ausgangslage vor der zehnten Partie am Donnerstag (24.11.2016) war eindeutig: Weltmeister Magnus Carlsen benötigte dringend den ersten Sieg. Mit großer Spannung wurde deshalb im Vorfeld über die Wahl der Eröffnungszüge spekuliert. Der norwegische Champion entschied sich, zuerst seinen Königsbauern zu ziehen, und ließ wie in der dritten Partie die sogenannte "Berliner Verteidigung" zu. Eine Zugfolge, die seit 15 Jahren im Spitzenschach sehr beliebt ist, weil sie es Schwarz ermöglicht, eine schwer einnehmbare Festung aufzubauen und ein Remis anzustreben. Magnus Carlsen gehört zu den großen Experten dieser Spielweise - mit Schwarz und mit Weiß.

Wie gut er diesen komplizierten Stellungstyp beherrscht, zeigte der Weltmeister in den nächsten Zügen. Fast unmerklich verbesserte er seine Stellung, tauschte hier eine Figur ab, rückte dort einen Bauern vor. Nachdem Karjakin zwischenzeitlich eine gute Ausgleichsmöglichkeit verpasst hatte, war nach vier Stunden der Höhepunkt der Partie erreicht. Magnus Carlsen hatte es bis dahin geschafft, Sergej Karjakin immer mehr in die Enge zu treiben. Ein deutlicher Vorteil für den Norweger, aber noch keine gewonnene Stellung, so lautete die Einschätzung sowohl der menschlichen Experten als auch der Computer. Doch würde es Carlsen schaffen, die Festung des russischen Verteidigungsexperten zu stürmen?

Durchbruch im 57. Zug

Carlsen entschied sich diesmal dafür, nichts zu überstürzen und Karjakins Stellung hartnäckig zu belagern. Immer wieder manövrierte der Weltmeister seine Türme hin und her, verzichtete aber zunächst darauf, seine Bauern weiter nach vorne zu ziehen. Diese Strategie zahlte sich im 57. Zug aus. Karjakins Figuren standen für einen Moment nicht optimal, Carlsen konnte mit einem Bauern durchbrechen und gewann einen Bauern.

Alle Experten rechneten jetzt mit einem schnellen Sieg für den Weltmeister, wurden aber noch einmal überrascht: Karjakin rettete sich trickreich in eine Stellung, in der neben König und Bauern nur jeweils ein Turm auf dem Brett standen. Diese Stellungen sind bei den Profis für ihre versteckten Remischancen berüchtigt. Mit etwas Glück umschiffte der Weltmeister aber auch diese letzte Klippe und hatte die Partie nach über sechs Stunden gewonnen. "Ich war mir erst ganz am Ende sicher, dass ich die Partie wirklich gewinnen würde", so der Weltmeister.

Carlsen psychologisch im Vorteil?

Bei der anschließenden Pressekonferenz wurde Carlsen mit großem Applaus empfangen. Mit dem Sieg kann er jetzt die verbleibenden beiden Partien optimistisch angehen. Allerdings dürften beide Großmeister ab jetzt nur wenig Risiko eingehen. Sollte es nach der zwölften Partie am kommenden Montag (28.11.2016) immer noch Unentschieden stehen, dann findet ein Stichkampf mit Schnellschachpartien statt. Sergej Karjakin wollte darauf noch nicht spekulieren: "Jetzt spielen wir erst einmal die letzten Runden und dann befasse ich mich mit Schnellschachpartien", sagte der Russe dazu. Für den 26-jährigen Carlsen, der als großer Favorit in das Match gegangen war, ist das Unternehmen Titelverteidigung in New York auf jeden Fall zu einem Kraftakt geworden: "Es war bisher ein Kampf und es bleibt ein Kampf."

 

 

 

 

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