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Schalke braucht wieder einmal Huub Stevens

Marko Langer
18. Dezember 2020

Die nächste Trainer-Entlassung! Vielleicht sollte Schalke 04 dem Urgestein Huub Stevens einfach einen Vertrag auf Lebenszeit geben. Zum vierten Mal muss der Niederländer in Gelsenkirchen retten, was noch zu retten ist.

Fußball Bundesliga 31. Spieltag l BVB Dortmund vs FC Schalke 04 l Huub Stevens
Er ist wieder da: Huub StevensBild: Reuters/L. Kuegeler

"Ich brenne", sagte Huub Stevens und zog einen Mundwinkel leicht nach oben. Da saß er wieder, die blau-weiße Trainingsjacke mit den Initialen HB hatte er schon angezogen, bereit für den Kampf. Zu taktischen oder personellen Überlegungen ließ der 67-Jährige vor der Presse nichts durchblicken, empfahl den Journalisten aber, die eine oder andere alte Stevens-Weisheit zu bemühen. "Das könnt Ihr wieder schreiben - die Null muss stehen." Dann schieße man ein Tor und schon habe man drei Punkte. 

Die beste Medizin

Ja, Fußball kann so einfach sein. Wenn man aber ganz unten im Tabellenkeller steht und sich nichts mehr zutraut, geht es vor allem darum, wieder Spaß an der Arbeit zu bekommen. "Die Mannschaft hat natürlich wenig Vertrauen", stellte Stevens fest. "Ich denke, dass wir die Köpfe freibekommen müssen." Ein Sieg sei im übrigen die beste Medizin. 

Am Morgen hatte sich Schalke 04 von dem glücklosen Manuel Baum getrennt  - nun springt Huub Stevens bei Schalke 04 zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren als Retter ein. Nach 28 Bundesligaspielen in Serie ohne Sieg hat Schalke Baum entlassen, der Ende September eigentlich schon die "letzte Patrone" gewesen sein sollte. Stevens wird die Mannschaft zunächst für die letzten beiden Spiele des Kalenderjahres betreuen. Und danach? "Lasst Euch überraschen." Jedenfalls sei es gut, dass die Journalisten wenige Tage vor Weihnachten ihn befragten und nicht seine Frau. Es ist doch gut, wenn jemand im Augenblick der höchsten Not noch etwas zu lachen hat. "Die Stunde auf dem Platz, das schaff' ich noch." 

So soll nun also am Samstag gegen Arminia Bielefeld endlich die Horrorserie beendet werden. Zwei Tage vor Heiligabend folgt das Pokal-Zweitrundenspiel gegen den Regionalligisten SSV Ulm. Die Klubs haben das Heimrecht getauscht, das Spiel findet in Gelsenkirchen statt.

Er ist wieder weg: Manuel BaumBild: Frank Hoermann/Imago Images

Die vierte Amtszeit 

Für Stevens - 1997 UEFA-Pokal-Sieger - ist es die vierte Amtszeit auf Schalke. Sein Mandat im Aufsichtsrat lässt er einstweilen ruhen. Im März 2019 erst war der Niederländer nach der Entlassung von Domenico Tedesco noch einmal auf die Bank zurückgekehrt, er bewahrte seinen Verein vor dem Absturz in die 2. Liga. Mitentscheidend war ein 4:2 beim Erzrivalen Borussia Dortmund. Das ist eine Weile her. Manuel Baum hatte Schalke erst Ende September mit einem Vertrag bis 2022 übernommen. Ein Aufwärtstrend ist seitdem nicht zu erkennen. Beim jüngsten 0:2 gegen den SC Freiburg wirkte Baum ratlos. Zehn Spiele ohne Sieg bedeuteten für ihn die schlechteste Startbilanz aller Schalke-Trainer in der Bundesliga.

Sportvorstand will nicht davon rennen

In der Defensive: Sportvorstand Jochen Schneider Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Die Königsblauen haben damit neben David Wagner, nach dem zweiten Spieltag mit Vertrag bis 2022 entlassen, und Baum einen weiteren Trainer auf der Gehaltsliste - dabei ist der Verein bis über beide Ohren verschuldet. Eng wird es zunehmend auch für Jochen Schneider.

Der verantwortliche Sportvorstand musste seinen zweiten Wunschtrainer feuern. "Ich spüre das Vertrauen und, nein, ich habe dem Verein nicht meinen Rücktritt angeboten", sagte Schneider auf eine entsprechende Frage in der Pressekonferenz. "Man rennt in so einer Situation nicht davon, wenn die Probleme am größten sind." Ein Satz, den sicher auch der entlassene Coach Manuel Baum hätte sagen können, bis ... er eben entlassen wurde. Dieser sei übrigens "nicht nur ein hervorragender Trainer, sondern auch ein wunderbarer Mensch", versicherte der Sportvorstand noch. Einem persönlich bekannten Journalisten, der vorschlug, statt des Klassenerhalts doch das Saisonziel Relegation auszugeben, entgegnete Schneider noch: "Die Frage ist jetzt echt nicht Dein Ernst."

War sie aber wohl doch. 

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