Schalke vor dem Aus gegen Real
18. Februar 2015 Felix Platte hätte berühmt werden können. So etwas wie der Olaf Thon der Neuzeit. Man schrieb die 74. Minute in diesem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Schalke 04 und Real Madrid. Atsuto Uchida hatte den Ball kurz abgelegt, und der 19-Jährige im blau-weißen Trikot einfach draufgehalten. Ein Hammer, der nur leider an die Unterkante der Latte krachte und von dort nicht ins Tor der Madrilenen. Platte, der es bislang auf genau zwölf Bundesliga-Minuten gebracht hatte, war nach einer halben Stunde für den verletzten Klaas-Jan Huntelaar eingewechselt worden, Spiegelbild für die angespannte personelle Situation bei den Schalkern. Im Tor ein 19-Jähriger, im Sturm ein anderer Teenie.
Schalke hatte bis zu diesem Moment, bis zu diesem Lattenkracher von Felix Platte, nicht viel auszurichten gegen den wohl besten Fußballklub der Welt. Die ersten 25 Minuten schaffte es der Bundesligist noch einigermaßen hinten dicht zu machen, aber dann schlief zunächst Dennis Aogo bei einer Carvajal-Flanke, dann blieb Joel Matip in der Innenverteidigung einfach stehen, statt Cristiano Ronaldo zu decken. Der Weltfußballer bedankte sich in Form eines Kopfballtores aus acht Metern. Timon Wellenreuther, eigentlich nur die Nummer drei im Tor der Schalker, hatte in dieser 26. Minute keine Chance. "Natürlich bin ich da mit drin in der Fehlerkette", gab Aogo nach dem Schlusspfiff im ZDF zu, "aber auch in der Innenvereidigung darf man den Gegner nicht so alleine lassen."
Pfiffe für Ronaldo
In der Folge tat Real nicht viel mehr als nötig, Cristiano Ronaldo ließ nur sporadisch sein Können aufblitzen, und wenn er am Ball war, wurde er von den Schalker Fans unter den 54.000 Zuschauern gnadenlos ausgepfiffen. Ein bisschen wohl als Kritik an kleineren Schauspieleinlagen, tatsächlich aber wahrscheinlich einfach aus Neid. Denn die Klasse des Portugiesen ist unbestritten. Sein Treffer war sein 73. insgesamt in der Champions League, nur Lionel Messi liegt noch zwei Tore vor ihm. Gegen Ende der ersten Hälfte hätte Ronaldo den Rückstand sogar noch fast verkürzt, aber Wellenreuther fischte seinen Freistoß aus 25 Metern akrobatisch aus dem Winkel. "Das war ein großer Augenblick, hier spielen zu dürfen, ich hätte lieber zu null gespielt als zwei Gegentore zu kriegen, aber insgesamt bin ich mit meiner Leistung zufrieden", resümierte Wellenreuther, der sich nach dem Schlusspfiff stolz das Torwarttrikot von Iker Casillas gesichert hatte.
Entscheidung durch Marcelo
Was wäre gewesen, wenn Plattes Schuss aus 18 Metern von der Latte ins Tor geprallt wäre? Wären die Gäste nervös geworden? So aber war es eher ein Weckruf. Denn nur fünf Minuten später, in der 79. Minute, dribbelte Ronaldo zwei Schalker an der linken Strafraumecke schwindelig, gab kurz weiter auf Marcelo, und der machte aus 16 Metern mit seinem präzisen Schuss in den Winkel alles klar. Wellenreuther konnte auch hier nur hinterher schauen.
Schalkes Trainer Roberto Di Matteo war sichtlich enttäuscht: "Ich glaube, die Qualität hat den Unterschied gemacht. Ronaldo ist zweimal in Tornähe aufgetaucht, und es sind zwei Tore gefallen." Insgesamt hatte Schalke 04 bis auf die eine von Platte keine großen Chancen, war technisch und taktisch unterlegen. Einzig positiv: Vor einem Jahr hatten die Gelsenkirchener noch mit 1:6 gegen Real den Kürzeren gezogen, diesmal "nur" mit 0:2. Das Weiterkommen ist damit reine Utopie. Bei der Reise nach Madrid zum Rückspiel am 10. März dürften touristische Aspekte im Vordergrund stehen.