Borussia Dortmund gewinnt das prestigeträchtige Revierderby auf Schalke, weil den Königsblauen in der Offensive jede Durchschlagskraft fehlt. Der BVB verteidigt damit auch im 14. Bundesligaspiel seine weiße Weste.
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Zwei Spielszenen standen exemplarisch für dieses 93. Revierderby: 7. Minute, Freistoß für Borussia Dortmund. BVB-Kapitän Marco Reus schlägt den Ball von links aus 25 Metern in den Strafraum. Die Schalker Abwehr schläft, als Thomas Delaney durchstartet. Der Däne kommt frei zum Kopfball, der Ball zappelt im Netz, 1:0 für die Gäste. 17. Minute, fast die identische Situation auf der Gegenseite. Daniel Caligiuri bringt den Freistoß in den Strafraum, aber da ist weit und breit kein Schalker Angreifer, der seine Flanke verwerten könnte. Die Chance verpufft.
Am Ende verliert ein harmloser FC Schalke 04 ohne jede Durchschlagskraft im Angriff gegen eine abgezockte Dortmunder Borussia mit 1:2 (0:1). Tabellenführer BVB feiert den ersten Revierderby-Sieg seit drei Jahren und strebt mit Siebenmeilenstiefeln der vorzeitigen Herbstmeisterschaft entgegen. Schalke, in der vergangenen Saison noch Vizemeister, droht hingegen, in den Abstiegskampf zu geraten.
Keine Stürmer mehr
Schalkes Trainer Domenico Tedesco musste mit Mark Uth, Breel Embolo, Cedric Teuchert, Franco Di Santo und Stevens Skrzybski auf gleich fünf verletzte Offensivspieler verzichten. So ruhten alle Hoffnungen auf Guido Burgstaller, der jedoch schon angeschlagen in die Partie ging. Der Österreicher hatte die einzige gute Chance der Schalker im ersten Durchgang, als er aus kurzer Entfernung an BVB-Torwart Roman Bürki scheiterte (28.). Möglicherweise hätte der Treffer jedoch ohnehin nicht gezählt, da Burgstallers Hand am Ball war. Acht Minuten später humpelte der Mittelstürmer vom Platz. Mit ihm verließ auch der letzte Funke Gefahr das Schalker Spiel.
"Komischer Fußball"
Ganz anders der BVB. Die pfeilschnellen und technisch versierten Gäste stellten die Schalker Abwehr auch nach Delaneys Führungstreffer ein ums andere Mal vor Probleme. Nach einer halben Stunde Spielzeit schaltete Dortmund allerdings einen Gang zurück. "Wir haben uns einschläfern lassen, weil Schalke so einen komischen Fußball gespielt hat", sagte BVB-Kapitän Reus nach dem Abpfiff. Was er mit "komisch" meinte war, dass die Königsblauen sich bemühten, aber weitgehend ideenlos anliefen. Der Ausgleich fiel nach einer Stunde fast aus dem Nichts: Reus traf im Strafraum Schalkes Amine Harit am Fuß, der Schalker fiel, als hätte ihn ein Baum getroffen. Schiedsrichter Daniel Siebert signalisierte sofort: kein Strafstoß, ein ganz normaler Zweikampf. Dann nahm er jedoch seine Entscheidung zurück, nachdem der Videoassistent in Köln interveniert hatte. Caligiuri nutzte die unverhoffte Chance und verwandelte den Elfmeter zum 1:1 (61.).
Keine Entlastung
Der Gegentreffer weckte die Dortmunder aus ihrer Lethargie. Der BVB erhöhte den Druck und ging wenig überraschend wieder in Führung: Jadon Sancho spielte Doppelpass mit Raphael Guerreiro und schob den Ball an Schalkes Torwart Ralf Fährmann vorbei zum 2:1 ins rechte Eck (74.).
Damit war der Widerstand der Königsblauen gegen die Derbyniederlage endgültig gebrochen. "Nach dem 1:2 hatten wir wenig Power", räumte Trainer Tedesco hinterher ein und erklärte es so: "Wir hatten aber auch keine Stürmer mehr, die die Bälle festgehalten haben. So kam keine Entlastung. Wir haben ja in Burgstaller den einzigen nominellen Stürmer verloren."
BVB feiert 33. Sieg
Beinahe hätten die Schalker sogar noch das 1:3 kassiert, als Guerreiro aus 14 Metern nur den linken Pfosten traf (85.). Die Dortmunder brachten schließlich ihren elften Sieg im 14. Saisonspiel souverän über die Zeit. Das Team von Trainer Lucien Favre verteidigte damit nicht nur seine weiße Weste, sondern baute auch die Führung in der Gesamtbilanz der Bundesliga-Revierderbys mit Schalke aus. Der BVB gewann zum 33. Mal. Dem stehen 31 Schalker Siege und 29 Unentschieden gegenüber.
"Wir haben dieses Jahr schon einige Nackenschläge bekommen und sind immer wieder aufgestanden. Das wird auch dieses Mal passieren", verkündete Schalke-Trainer Tedesco trotzig. Ähnliches hat man von ihm in den vergangenen Wochen allerdings schon häufiger gehört. Die Kritik an dem 33-Jährigen dürfte lauter werden.
Mutter aller Derbys: Schalke 04 gegen Borussia Dortmund
Bereits 100 Mal gab es das Bundesliga-Derby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Der Ruhrgebietsklassiker produziert immer wieder denkwürdige Momente.
Bild: Friso Gentsch/dpa/picture alliance
Gemeine Fußangel
Das Ruhrpott-Derby hat schon viele kuriose Momente geliefert - im 100. Bundesliga-Duell kommt einer dazu: Nach seinem Tor zum 1:1 wird Marius Bülter von der Teleskopstange der Kamera rüde zu Fall gebracht. "Ich war auch überrascht, dass das Ding da steht", sagt der Schalker Stürmer. "Ich habe es noch gut gelöst und gut abgefangen." Endergebnis: 2:2, Bülter unverletzt, Kamera-Angel kaputt…
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance
Nebelderby
Im November 1966 pfeift Schiedsrichter Gerd Henning das Revierderby in Dortmund trotz dichten Nebels an. "Ich bin immer, wenn der Ball in den Nebel geschossen wurde, hinterhergelaufen", sagt der Pfeifenmann später. "Das war anstrengend, aber okay." Der BVB hat den besseren Durchblick und gewinnt 6:2. Drei Treffer steuert Lothar Emmerich bei, bis heute Derby-Rekord in einem Spiel.
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Hundebiss
Das Derby in Dortmund im September 1969 sorgt für eine der kuriosesten Szenen der Bundesliga-Geschichte: Ein Hund des Sicherheitsdienstes beißt den Schalker Spieler Friedel Rausch in den Allerwertesten. Der Dortmunder Timo Konietzka sagt später zu Rausch: "Ich werde für immer der mit dem ersten Bundesliga-Tor sein. Und du bist für immer der mit dem Hund."
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Kopfball des Keepers
Jens Lehmann (4.v.l.) gelingt im Dezember 1997 in Dortmund ein Last-Minute-Tor der besonderen Art. In der Schlussminute gleicht der nach vorne geeilte Torwart der Schalker per Kopf zum 2:2 aus. Lehmann gehört zu den Spielern, die Derbys für beide Klubs gespielt haben: elf für Schalke, neun für Dortmund. Rekord für Wechsler zwischen den Erzrivalen.
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Feindbild Möller
Beim Duell im September 2000 in Dortmund entlädt sich der Zorn der BVB-Fans auf Andreas Möller. Auf Bannern und mit Sprechchören beschimpfen sie den Mittelfeldstar, der vor der Saison zum Erzrivalen gewechselt ist, als Verräter. Möller bleibt cool und macht ein Riesenspiel. Schalke gewinnt 4:0 - und am Ende singen die Gästefans: "Ohne Möller habt ihr keine Chance."
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Elfmeterkiller
Frank Rost ist der Mann des Derbys im Januar 2004 in Dortmund. Der Schalker Torwart pariert gleich zwei Strafstöße, erst einen Foulelfmeter von Jan Koller, dann einen Handelfmeter von Torsten Frings. Rost bereitet damit den Boden für den 1:0-Sieg der Gäste, den Ebbe Sand mit seinem Tor kurz vor Schluss sicherstellt.
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Längste Serie
Auch das Derby im Dezember 2004 in Dortmund wird durch einen einzigen Schalker Treffer entschieden, diesmal durch Ailton (r.). Zum zwölften Mal in Folge bleiben die Königsblauen damit in Bundesliga-Duellen gegen den BVB ungeschlagen - bis heute die längste Derby-Erfolgsserie.
Bild: picture-alliance/Ulmer/B. Hacke
Spielverderber
Einen ganz bitteren Tag erleben die Schalker im Mai 2007. Am vorletzten Spieltag verspielen sie die mögliche Meisterschaft - ausgerechnet beim Derby in Dortmund. Alexander Frei und Ebi Smolarek (2.v.r.) treffen für den BVB. Die Schalker Christian Pander (l.) und Fabian Ernst (2.v.l.) sind bedient.
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Aufholjagd
Alles scheint klar beim Derby im September 2008 in Dortmund. Nach einer Stunde führt Schalke mit 3:0 - und kaum jemand hält für möglich, was dann folgt: Nach dem Anschlusstreffer des BVB fliegen innerhalb von fünf Minuten zwei Schalker vom Platz. Dann das 2:3 und schließlich sogar noch der 3:3-Ausgleich: durch ein Elfmetertor von Alexander Frei (Mitte) in der vorletzten Minute.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Scheidemann
Hochrisikospiele
Immer wieder geraten gewaltbereite Anhänger beider Vereine bei den Derbys aneinander. So gibt es im Oktober 2012 in Dortmund und auch ein Jahr später in Gelsenkirchen schwere Krawalle. Beide Vereine drohen damit, künftig Derbys vor leeren Gäste-Kurven zu spielen. So weit kommt es dann jedoch nicht.
Bild: picture alliance/Sven Simon
Batman und Robin
Pierre-Emerick Aubameyang (l.) bringt den BVB beim Duell im Februar 2015 in Dortmund mit 1:0 in Führung. Nach dem Tor verwandelt er sich in Batman, Marco Reus in Robin. Den Torjubel mit Maske haben sich die beiden zwei Tage vor dem Derby ausgedacht. "Wir versuchen immer, ein bisschen Spaß reinzubringen. Das tut gut", erzählt Reus hinterher. Dortmund gewinnt 3:0.
Bild: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Rot für den Schiedsrichter
Schalkes Maskottchen "Erwin" zeigt Schiedrichter Felix Zwayer nach dem Derby im April 2017 in Gelsenkirchen die Rote Karte. Zwayer hat in der Nachspielzeit den Schalkern einen Handelfmeter verwehrt. Schalkes protestierender Trainer Markus Weinzierl (3.v.r.) muss auf die Tribüne. Die Partie endet 1:1. "Erwin" kommt mit einer Ermahnung durch den DFB davon.
Bild: picture-alliance/dpa/G. Kirchner
Hitziges Duell nach Abpfiff
Das Derby im November 2017 ist eines der spektakulärsten: Nach 4:0-Halbzeitführung fängt der BVB in der Nachspielzeit noch den 4:4-Ausgleich. Dass die Schalker diesen gefühlten Sieg feiern, passt BVB-Urgestein Nuri Sahin (r.) gar nicht. Es kommt zu bösen Worten und einer Rangelei. Obwohl das Spiel schon beendet ist, sehen Sahin und Schalke-Torwart Ralf Fährmann (2.v.r.) noch die Gelbe Karte.
Bild: picture-alliance/dpa/G. Kirchner
Abstiegskandidatensieg
42 Punkte trennen die beiden Teams vor dem Derby im April 2018 in Dortmund. Der BVB ist noch mit dabei im Titelrennen, Schalke spielt gegen den Abstieg. Doch auf dem Rasen präsentieren sich überraschend die Gäste meisterlich. Nach zwei Roten Karten gegen die Dortmunder Reus und Wolf steht am Ende ein 2:4 (1:2) auf der Ergebnistafel. Und die Schalker feiern in Dortmund.
Bild: Reuters/W. Rattay
Geisterspiele
Wegen der Corona-Pandemie steigt das Derby in Dortmund im Mai 2020 vor leeren Rängen und unter strengem Hygienekonzept. Haaland (l.) jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 mit Abstand zu seinen Teamkollegen. Am Ende gewinnt der BVB klar mit 4:0. Auch die beiden folgenden Derbys werden vor (zumindest nahezu) leeren Rängen gespielt. Nun sind die jeweiligen Stadien natürlich wieder ausverkauft.