Scharfe Kritik an Nordkoreas Atomtest
12. Februar 2013Die meisten Regierungen reagierten mit Bestürzung auf den Test und verurteilten das Vorgehen Pjöngjangs. Der letzte verbliebene Verbündete von Gewicht, China, vermied zwar das Wort "Verurteilung", lehnte den Atomtest aber "entschlossen" ab. Der nordkoreanische Botschafter in Peking wurde ins Außenministerium einbestellt.
US-Präsident Barack Obama sprach von einem "in hohem Maße provokativen Akt". Die Atomwaffen des Landes stellten eine "Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA und den internationalen Frieden" dar.
Obama versprach, die USA würden "weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, die nötig sind, um uns selbst und unsere Verbündeten zu schützen". Er verlangte außerdem "rasche und glaubwürdige Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft" als Reaktion auf den Test.
Anstelle des erklärten Ziels Nordkoreas, eine "starke und wohlhabende Nation" zu werden, habe sich Pjöngjang "zunehmend isoliert", fügte der US-Präsident hinzu. Die Bevölkerung verarme, während das Land nach Massenvernichtungswaffen strebe.
Internationale Appelle ignoriert
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in New York, der Test sei eine klare und schwerwiegende Verletzung bestehender Resolutionen der Vereinten Nationen. Es sei bedauerlich, dass Nordkorea die internationalen Appelle ignoriert habe, derartige Akte zu unterlassen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle fordert eine klare Haltung der internationalen Gemeinschaft auf die erneute Provokation: "Auch weitere Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang müssen jetzt ins Auge gefasst werden." Westerwelle kündigte an, dass sich auch die EU-Außenminister bei ihrem nächsten Treffen am kommenden Montag mit dem Thema befassen würden.
Russland verurteilt den Atomtest ebenfalls entschieden. Er sei eine Verletzung der internationalen Verpflichtungen des Landes, zitierte die Agentur Interfax aus Kreisen des Außenministeriums. Auch aus weiteren Ländern sowie von NATO und EU kam Kritik. Südkorea und Japan beriefen ihre nationalen Sicherheitsräte ein.
"Schutz der nationalen Sicherheit"
Die Führung Nordkoreas hatte zuvor ihre Drohung wahrgemacht und ungeachtet aller Warnungen einen neuen Atomwaffentest unternommen. Der Test sei unterirdisch erfolgt und diene dem "Schutz unserer nationalen Sicherheit und Souveränität", erklärte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Nach Erkenntnissen der südkoreanischen Regierung hatte die Explosion eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen.
Es war der erste Test, seit Kim Jong Un im Dezember 2011 die Macht in Nordkorea von seinem Vater Kim Jong Il übernommen hat. Bei seinem Amtsantritt hatte der neue Staatschef weitreichende Reformen in Aussicht gestellt. Nordkorea hatte bereits 2006 und 2009 Atomtests vorgenommen, die jeweils UN-Sanktionen nach sich zogen.
Nordkorea kommt mit dem Atomtest seinem Ziel näher, einen atomaren Sprengsatz bauen zu können, der auf eine Rakete montiert werden kann. In staatlichen Medien hieß es, Ziel sei es, der Feindseligkeit der USA etwas entgegenzusetzen, die das Recht Nordkoreas auf den Start von Satelliten untergraben würden.
Atomtest mit Ankündigung
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte in einer Dringlichkeitssitzung den neuen Test mit scharfen Worten. Das höchste UN-Gremium kündigte weitere Maßnahmen gegen die Führung in Pjöngjang an.
Erst im Januar hatte der UN-Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen Nordkorea verhängt, nachdem das Land im Dezember eine Langstreckenrakete getestet hatte. Wenige Tage darauf kündigte Pjöngjang einen neuen Atomwaffentest an, ohne jedoch ein Datum zu nennen. Beobachter vermuteten, dass der Test im Vorfeld des Geburtstages des verstorbenen Ex-Machthabers Kim Jong Il am 16. Februar stattfinden könnte. Dies hat sich nun bewahrheitet.
gri/gmf/se (ap, dpa, afp)