In den Depots der Museen lagern wahre Schätze. Das Haus der Geschichte in Bonn gibt den Besuchern jetzt Einblicke in seine Schatzkammer. Historisch Bedeutsames lagert dort neben Alltagsgegenständen und Spielzeug.
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"Objekte im Dunkeln" - Haus der Geschichte öffnet Depot für Besucher
Die ständige Sammlung im Haus der Geschichte hat derzeit geschlossen. Dacharbeiten waren unaufschiebbar. Als Ersatz können die Besucher aus aller Welt einen Rundgang durch die Schatzkammern des Museums machen.
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Playmobil-Figuren
Überlebensgroß standen diese historischen Playmobil-Männchen in den 1970er Jahren vor einem Spielzeug-Geschäft - als Werbeträger und Lockvogel für die Kinder. Heute schmücken sie die unterirdischen Depots im Haus der Geschichte. Ab dem 15.März 2017 sind dort jeden Tag Führungen für Besucher möglich. Es gibt gesonderte Depots für Spielzeug, für Möbel oder auch für Mützen und Kleidung.
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Designgeschichte pur
Diese kugeligen Objekte, die aussehen wie galaktische Weltraumhelme, sind tragbare Fernseher aus den 1970er Jahren. Die Portables funktionierten ohne Kabelanschluss oder DVB-T nur mit einer ausfahrbaren Antenne. Oben war ein praktischer Tragegriff befestigt, so dass man die Fernseher auch zum Picknick oder auf einer Campingreise mitnehmen konnte. Hauptsache es gab einen Stromanschluss.
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Coca Cola-Werbung
Manche Getränkeautomaten aus den 1950er Jahren sehen heute aus wie zeitgenössische Skulpturen. Ob Kunst oder Gebrauchstechnik ist bei Designobjekten dieser Zeit nicht immer so einfach zu unterscheiden. Einige solcher "Haustechnik-Apparate" stehen auch im Museum of Modern ART (MoMa) in New York, unter anderem ein formschöner Mixer und ein Plattenspieler der Firma Braun - made in Germany.
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Reklamewelten
Historische Werbeschilder und auch Werbeelemente aus den 1950er und 60er Jahren sind im Archiv reichlich vorhanden. Vieles gehört zur Nachkriegsgeschichte der BRD, aber es finden sich auch Stücke aus der DDR. Fast jeden Tag bekommt das Haus der Geschichte Sammlerstücke aus privaten Beständen oder aus Nachlässen angeboten. Die Auswahl ist schwer, nicht alles was alt ist, ist auch wertvoll.
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Alien aus dem Filmpark
Auch historische Filmfiguren, wie dieser Alien aus einem frühen Science-Fiction-Film, werden hier in den Depots im Haus der Geschichte aufbewahrt. Diese 3 Meter hohe Figur hatte ihr Dasein in einem Erlebnispark gefristet und kam schwer beschädigt in Bonn an. Nach sorgsamer Restaurierung wird sie jetzt bei entsprechenden Themen-Ausstellungen wieder eingesetzt.
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Nazi-Skulptur
Auf dem Reichsfeld in Nürnberg, wo die Nationalsozialisten ihre riesigen Aufmärsche von den NSDAP-Parteitagen inszenierten, stand dieser nackte Krieger. Historisch an ihm ist auch das Einschussloch im Lendenbereich, das ihm ein Rotarmist der sowjetischen Besatzungstruppen beim Einmarsch 1945 verpasst hat.
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Das Röhrenradio
In den 1950er Jahren kam aus diesen analogen Röhrenradios, hier der Marke Nordmende, ein wunderbar voller und warmer Klang. Auch die "kleinen Leute" kamen so in den Genuss eines Konzertes. Heute sind diese Radios Sammlerstücke.
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Staatstragend: Adenauer's Füllfederhalter
Damit hat Bundeskanzler Konrad Adenauer 1949 die historische Urkunde des Deutschen Grundgesetzes unterschrieben - so bezeugt ein offizielles Foto. Doch dies war bloß medienwirksam inszeniert: In dem verschnörkelten und mit Engelsfiguren bestückten Tintenfass befand sich gar keine Tinte. Aber für die Fotografen und Kamerateams aus aller Welt sollte es imposant aussehen, so der Wunsch Adenauers.
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Augstein's Fernseher
Diesen mit Monitoren bestückten Fernseher hatte Verleger und Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein (1923 -2002) in seinem feudal eingerichteten Büro in Hamburg stehen. Für ihn war wichtig, das Weltgeschehen im TV ständig zu beobachten, um über alles informiert zu sein. Heutzutage hätte er das wohl im Internet getan.
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Telefon made in DDR
Das berühmte "Rote Telefon" mit dem Draht zum wichtigsten Verbündeten - falls mal ein Atomkrieg ausbricht. Dieses Modell stand in den Regierungsräumen der DDR-Führung in Ost-Berlin. Daneben ein futuristisch anmutendes und dennoch ganz normales Telefon mit Wählscheibe. In Deutschland ging die Ära des Wählscheibentelefons in den 1980er Jahren zu Ende, danach kamen Tastentelefone.
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Nostalgisches Spielzeugauto
Historisches Spielzeug steht in einem extra Depot, das aber für Besucher verschlossen ist. Hier werden nostalgische Erinnerungen wach: Damals konnten kleine Kinder in so einem Spielzeugauto auf den nicht sehr belebten Spielstraßen rumfahren. Heute würden Eltern das kaum mehr zulassen. Autorin: Heike Mund
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Die Sammlungsbestände der meisten Museen sind weitaus größer als das, was die Besucher in Ausstellungen zu sehen bekommen. Je nach Ausrichtung eines Museums ist wertvolle Kunst in meist unterirdischen Depots gelagert: Skulpturen, Grafiken, Fotografien, Antiquitäten, archäologische Fundstücke oder andere Kunstgegenstände.
Die Schätze im Bonner Haus der Geschichte sind zwar nicht unbedingt materiell wertvoll, dafür aber von historischem Wert. Sie spiegeln deutsche Zeitgeschichte wieder, die Alltagswelt der Bundesrepublik Deutschland (BRD), die der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und Gesamtdeutschlands nach 1990.
Historische Schätze im Depot
Politbüro-Mitglied Günter Schabowski bei der Pressekonferenz am 9.11.1989Bild: picture-alliance/dpa
Das Depot im Haus der Geschichte, mit Standorten in Bonn und Leipzig, beherbergt mehr als 2 Millionen Objekte. Gerade die Zeit des Mauerfalls 1989 und der nachfolgenden Auflösung der DDR 1990 hat dem Museum eine Flut von wertvollen Objekten beschert. Unter anderen den berühmten "Sprechzettel" von Politbüro-Mitglied Günter Schabowski, mit dem er am 9. November 1989 auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz unbegrenzte Reisefreiheit für alle DDR-Bürger verkündet und damit die Öffnung der Mauer ausgelöst hat.
Dieses historisch sehr wertvolle Objekt und andere Zeugnisse aus der deutschen Geschichte nach 1945 können Besucher im Bonner Haus der Geschichte ab dem 15. März 2017 selbst in Augenschein nehmen - bei einer Führung durch die unterirdischen Depots. Im Museum selbst ist die bekannte Dauerausstellung derzeit geschlossen, da eine Sanierung des Glasdaches ansteht. Das Museum bleibt aber geöffnet und bietet als Alternative Depot-Führungen an.
Sammlungs-Direktor Dietmar Preißler bei der Führung durch das unterirdische DepotBild: picture-alliance/dpa/O. Berg
Spielzeug "Made in Germany"
Auch die Sammlungsphilosophie des Museums wird dabei erklärt: Warum zum Beispiel nicht jeder Nachlass aus den 1950er Jahren mehr angenommen werden kann, oder warum der ausgediente Schleudersitz eines Starfighters hier seinen Platz gefunden hat.
Interessant, auch für Besucher aus dem Ausland, sind die historischen Objekte aus der Spielzeugwelt: Playmobil-Männchen, legendäre Filmfiguren, lebensgroße Spielzeugautos "Made in Germany" oder Spielautomaten für Kinder erzählen auf ihre Art Mentalitätsgeschichte und spiegeln Stationen der deutschen Geschichte nach 1945 wieder.