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FilmEuropa

Schauspieler Ben Kingsley wird 80

Brenda Haas
30. Dezember 2023

Um die Rolle seines Lebens spielen zu können, änderte der Brite seinen indischen Namen in Ben Kingsley. Belohnt wurde er für seine Verkörperung von Mahatma Gandhi mit einem Oscar.

Ben Kingsley in Seitenansicht vor schwarzem Hintergrund.
Sir Ben Kingsley im Jahr 2016. Am 31. Dezember feiert der Schauspieler seinen 80. Geburtstag.Bild: Anthony Devlin/empics/picture alliance

Ben Kingsley - 2002 für seine Verdienste um die britische Filmindustrie zum Ritter geschlagen - hat in seiner 60-jährigen Karriere die unterschiedlichsten Rollen gespielt. Unter anderem spielte er in Steven Spielbergs "Schindlers Liste" (1993) den jüdischen Buchhalter Itzhak Stern im polnischen Krakau während der nationalsozialistischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, in Jonathan Glazers "Sexy Beast" (2000) einen Gangster mit soziopathischen Neigungen und in Vadim Perelmans Spielfilmdebüt "House of Sand and Fog" (2003) einen iranischen Immigranten, der vom ehemaligen Besitzer seines neuen Hauses schikaniert wird. 

Meisterhaft spielte Kingsley in Schinders Liste den jüdischen Buchhalter Itzhak Stern in der Fabrik von Oskar SchindlerBild: picture alliance / Everett Collection

Rollen von Moses über George W. Bush bis hin zu Lenin 

Im englischsprachigen Raum kennt man Kingsley auch als Stimme des computeranimierten schwarzen Panters Baghira in der Disney-Neuverfilmung von Rudyard Kiplings "Das Dschungelbuch" aus dem Jahr 2016. Darüber hinaus umfasst seine beeindruckende Filmografie die Verkörperung bekannter und berüchtigter Persönlichkeiten - etwa der biblischen Figur Moses, des Gründers der russischen kommunistischen Partei, Wladimir Iljitsch Lenin, oder des amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Auch den  Nationalsozialisten Adolf Eichmann - von 1941 an Obersturmbannführer der Schutzstaffel (SS), der sich um die Deportation der jüdischen Bevölkerung in die Vernichtungslager kümmerte und damit für die Durchführung des Holocaust verantwortlich war - spielte Ben Kingsley.

Vor allem aber wird der Schauspieler mit seiner Oscar-prämierten Rolle des Mahatma Gandhi in Richard Attenboroughs Film-Epos "Gandhi" (1982) für immer in Erinnerung bleiben.

Neuer Name für die Karriere

Die Rolle entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Kingsley wurde am 31. Dezember 1943 in Yorkshire, England, als Sohn einer englischen Mutter und eines muslimischen Vaters indischer Abstammung geboren. Er erhielt den Namen Krishna Pandit Bhanji. 

Ben Kingsley in "Sexy Beast"Bild: IFTN/United Archives/picture alliance

Als Jugendlicher nannte man ihn "Krish", aber er sagte der Radio Times 2016, dass er schließlich verstand, dass sein Geburtsname "mehr erfunden" war als sein Künstlername, den er sich in den 1960er-Jahren gab: "Der erste Name ist hinduistisch, der zweite muslimisch. Ein solcher Name würde auf dem gesamten indischen Subkontinent nicht existieren; es ist ein unsinniger Name." 

Es gab jedoch einen überzeugenderen Grund für die Namensänderung. Im Jahr 2016 erzählte Kingsley der Press Association (jetzt PA Media), dass ihm, als er der Royal Shaespeare Company 1967 beitrat, "ein sehr hochrangiger Direktor" der Company erklärte, dass er als Schauspieler mit seinem Geburtsnamen "immer Diener spielen würde, niemals Könige und Führer, Politiker oder Staatsoberhäupter". 

Kingsley wollte nicht, dass sein Name seine Karriere behinderte. Mit der Unterstützung seines Vaters kombinierte Kingsley die Spitznamen seines Vaters (Ben) und seines Großvaters (King Clove), der mit Gewürzen handelte, sodass sein Künstlername ihm bald zahlreiche Jobangebote einbrachte. 

"Aber die Ironie ist, dass ich meinen sperrigen asiatischen Namen in einen leichter auszusprechenden und akzeptableren universellen Namen geändert habe, um Mahatma Gandhi spielen zu können", fügte Kingsley hinzu.

Ben Kingsley begeisterte die Beatles 

Ben Kingsley ist heute nicht von der Kinoleinwand wegzudenken. Aber sein Leben hätte auch eine ganz andere Wendung nehmen können. Der Musikverleger der Beatles, Dick James, bot ihm 1966 einen Vertrag an, nachdem er Kingsley auf der Bühne singen und Gitarre spielen gehört hatte. AuchJohn Lennon und Ringo Starr sollen von Kingsleys Auftritt begeistert gewesen sein. 

Der junge Schauspieler zog es jedoch vor, der Royal Shakespeare Company beizutreten. 15 Jahre lang arbeitete er als Theaterschauspieler. 

Vor seinem Durchbruch mit "Gandhi" hatte er bereits kleinere Fernseh- und Filmrollen angenommen. Nach dessen Oscar-prämierter Darstellung spielte Kingsley den unter Stalin in Ungnade gefallenen sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. 1988 wagte er sich mit "Genie und Schnauze" (im Original: "Without a Clue"), eine Sherlock-Holmes-Parodie mit Michael Caine, in die Welt der Komödie vor. 

Unermüdlich am Drehen

Obwohl er nach "Gandhi" noch drei weitere Oscar-Nominierungen erhielt, war Kingsleys Gespür für eine gute Geschichte nicht immer tadellos. Er blieb selbst nicht von Nominierungen für die Goldene Himbeere verschont, mit der die schlechtesten Darbietungen in der Filmbranche auszeichnet werden.

Ben Kingsley 2018 in "Operation Finale" als Adolf EichmannBild: Valeria Florini/MGM/Everett Collection/picture alliance

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Schauspielerinnen und Schauspielern verschwand Kingsley nie von der Bildfläche. 2006 spielte er neben Morgan Freeman, Bruce Willis und Josh Hartnett in Paul McGuigans Thriller "Lucky Number Slevin". 2010 sah man Ben Kingsley als Klinikdirektor in Martin Scorseses "Shutter Island" und ein Jahr später - wieder unter der Regie von Scorsese - in dem historischen Abenteuerdrama "Hugo Cabret". 2013 spielte er den Mandarin in "Iron Man 3". 2021 war er an der Seite von Simu Liu, Awkwafina und Michelle Yeoh in dem Martial-Arts-Fantasy-Film "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" von Marvel zu sehen. 

Ben Kingsley: "Ich habe gelernt, leise stolz zu sein"

Trotz seiner Auszeichnungen seien seine inzwischen verstorbenen Eltern von den Erfolgen ihres Sohnes unbeeindruckt geblieben, sagte Kingsley einmal. Nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 2010 sagte Ben Kingsley gegenüber britischen Medien, sie seien ihnen "gleichgültig" gewesen und er habe keine besonders liebevolle Kindheit gehabt. 

Als er 2006 mit dem "Telegraph" sprach, sagte er, dass sein Stolz auf den Ritterschlag durch den "ständigen Strom" des Rassismus, den er über die Jahre erfahren habe, größer geworden sei.

"Ich weiß, dass die Leute denken, dass ich dazu neige, großspurig und verschlossen zu sein. Aber ich bin sehr sensibel und das liegt an meiner Vergangenheit. Ich war immer stolz auf den Titel, aber ich habe gelernt, leise stolz zu sein. Ich denke, er zeigt, wie eine schwierige Kindheit zu großen Leistungen führen kann. Ich hoffe, dass er andere Menschen inspiriert. Rassismus ist in jeder Form schrecklich."

Adaption aus dem Englischen: Verena Greb

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