Isabelle Huppert hat in ihren Filmen souverän die verschiedensten Figuren verkörpert - und es zieht sie noch immer ans Set. Die Französin liebt herausfordernde Rollen und zählt zu den besten Schauspielerinnen der Welt.
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Starke Filme mit Isabelle Huppert
Isabelle Huppert hat weit über 100 Filme gedreht und ist immer wieder durch ihr famoses Spiel aufgefallen, da es ihr scheinbar mühelos gelingt, tiefgründige, bitterböse und zugleich menschliche Charaktere zu verkörpern.
Ihren internationalen Durchbruch hatte Isabelle Huppert mit 25 Jahren mit der Hauptrolle in Claude Gorettas "Die Spitzenklöpplerin". Für die Darstellung eines bescheidenen Mädchens, das mit einem Studenten anbandelt, bekam sie einen BAFTA Award als vielversprechendste Newcomerin. Weil zu zurückhaltend für seinen intellektuellen Kreis, verlässt der Student sie - und sie landet in der Psychiatrie.
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"Rette sich, wer kann (das Leben)" (1980)
Nach zwölf Jahren experimenteller Projekte kehrte Nouvelle-Vague-Regisseur Jean-Luc Godard mit "Rette sich, wer kann (das Leben)" zur Zusammenarbeit mit französischen Filmstars zurück. Als eine der drei Hauptfiguren spielt Isabelle Huppert darin eine Sexarbeiterin, die ihrer Schwester die Prostitution beibringt. Und wie ihr eigener Zuhälter kassiert sie 50 Prozent der Einkünfte ihrer Schwester.
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"Biester" (1995)
Ihren ersten "César", den höchsten französischen Filmpreis, erhielt Huppert für ihre Rolle im Film "Biester" von Regisseur Claude Chabrol, mit dem sie regelmäßig zusammenarbeitete. Einen zweiter "César" bekam sie für ihre Rolle in "Elle" (2016). Sie ist außerdem eine der wenigen, die bei den Filmfestspielen von Cannes zweimal den Preis für die beste Schauspielerin gewonnen haben.
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"Die Klavierspielerin" (2001)
Eine von Hupperts Cannes-Auszeichnungen erhielt sie für ihre Rolle in Michael Hanekes "Die Klavierspielerin", der auf dem gleichnamigen Roman der österreichischen Autorin Elfriede Jelinek basiert. In diesem psychosexuellen Drama porträtiert sie eine Klavierlehrerin, die eine sadomasochistische Beziehung mit ihrem Schüler führt. Die Selbstverstümmelungs- und Vergewaltigungsszenen sind verstörend.
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"8 Frauen" (2002)
Acht Frauen, die sich zu Weihnachten in einer verschneiten Hütte versammeln, werden zu Mordverdächtigen, als der Familienpatriarch mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden wird. In der düsteren Musical-Komödie von François Ozon spielte Isabelle Huppert neben hochkarätigen Co-Stars wie Catherine Deneuve und Fanny Ardant die verklemmte Tante Augustine, was ihr mehrere Auszeichnungen einbrachte.
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"Elle" (2016)
In Paul Verhoevens Thriller spielt Isabelle Huppert die Rolle einer erfolgreichen Geschäftsfrau, die vergewaltigt wird, aber nicht zur Polizei geht. In einer der besten Darstellungen ihrer Karriere porträtiert Huppert eine Frau, die mysteriöse Machtspiele treibt und den Männern in ihrer Umgebung zunehmend misstraut. Für diese Rolle gewann sie einen Golden Globe und wurde für den Oscar nominiert.
Huppert hat bisher in sieben Wettbewerbsfilmen der Berlinale mitgespielt, darunter in "Alles was kommt" von Mia Hansen-Løve. In dem mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Film spielt sie eine Philosophielehrerin, die plötzlich ein Gefühl der Freiheit erlebt, als ihre Mutter stirbt und ihr Mann sie verlässt. Auch hier erhielt Huppert mehrere Nominierungen und Auszeichnungen für ihre Arbeit.
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"Die Zeit, die wir teilen" (2022)
Das Drama "Die Zeit, die wir teilen" erzählt von der Pariser Verlegerin Joan Verra (Isabelle Huppert), die nach vielen Jahren wieder auf ihre erste große Liebe trifft und daraufhin auf ihr Leben zurückblickt. In der französisch-deutsch-irischen Koproduktion von Laurent Larivière spielt der deutsche Schauspieler Lars Eidinger an der Seite der gefeierten Französin.
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Sie spielte in rund 150 Filmen und TV-Produktionen mit und schlüpft dabei mühelos in die unterschiedlichsten Charaktere. Zwar war Isabelle Huppert auch in Komödien zu sehen, aber am bekanntesten wurde sie in den Rollen selbstbewusster, unterkühlter Frauen - die nicht immer das tun, was man von ihnen erwartet.
In ihrer langen Karriere hat sie für viele der großen Meister des Kinos vor der Kamera gestanden. Manche Kritiker schwärmen von ihr als "eine der besten Schauspielerinnen der Welt". Bei den 72. Berliner Filmfestspielen im Jahr 2022 wurde ihre Leistung angemessen gewürdigt: Sie erhielt den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Jetzt ist sie 70 und dreht immer noch munter Filme. Ihr neuester Film "Mon Crime", eine Tragikomödie des Filmemachers François Ozon, ist zurzeit in den französischen Kinos zu sehen.
Aufgewachsen mit den Schönen Künsten
Am 16. März 1953 in Paris geboren, scheint Isabelle Huppert der Erfolg in die Wiege gelegt: Ihre Eltern, die Mutter Englischlehrerin, der Vater ein jüdischer Unternehmer, sind gut situiert. Isabelle und ihre vier älteren Geschwister werden katholisch erzogen, die schönen Künste haben im Hause Huppert einen selbstverständlichen Platz. Schauspielkurse während der Gymnasialzeit und die Aufnahme am Pariser Conservatoire National d'Art Dramatique - all das war bei Isabelles Herkunft irgendwie naheliegend. Trotzdem würde sie nicht behaupten, "Glück" gehabt zu haben. "Glück fällt nicht wundersam vom Himmel." Vielmehr könne jeder die Bedingungen seines Glückes selbst schaffen, sagte sie 2017 in einem Interview mit der Frauenzeitschrift "Brigitte".
Isabelle Huppert: Ruf als intellektuelle Schauspielerin
Sie jedenfalls tat und tut das ständig, hat man den Eindruck. Isabelle Huppert gilt als rastlos. Seit Jahrzehnten legt sie ein beachtliches Arbeitspensum an den Tag, dreht zwei bis drei Filme pro Jahr. 2018 erschienen sogar gleich vier mit ihr, darunter der Psychothriller "Eva" (Benoît Jacquot), der bei der 68. Berlinale im Wettbewerb lief, und in dem Huppert als Edelprostituierte einen betrügerischen Schriftsteller in die Hörigkeit und schließlich in die Katastrophe treibt.
Außergewöhnliche Frauen, die von Tragik geprägt und Rätseln umgeben sind - das sind Hupperts Paraderollen. Deren Auswahl und die Zusammenarbeit mit den renommiertesten Regisseuren der Welt wie Michael Haneke (u.a. "Die Klavierspielerin") oder Claude Chabrol (u.a. "Violette Nozière") brachten ihr den Ruf der "intellektuellen Schauspielerin" ein. Zu Unrecht, wie sie sagt, denn ihre Filme - auch wenn diese mitunter als intellektuell bezeichnet werden könnten - sagten nichts über sie aus, so Huppert gegenüber dem "Zeit Magazin". Sie selbst sieht sich vielmehr als ein "Werkzeug" des Regisseurs, folgt dessen Anweisungen exakt, improvisiert kaum.
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Starker Ausdruck dank reduzierter Mimik
Die Gemütszustände und geistige Verfassung ihrer Charaktere vermittelt sie präzise und mit viel Feingefühl: mit ihrem scheinbar ausdruckslosen Gesicht und sparsamer Mimik, die seit jeher als Hupperts Markenzeichen gelten. Fiktion habe den Hang, die Dinge aufzublähen, erklärte sie in einem Interview mit der "Financial Times" im Juli 2017. "Wenn ich mir aber Menschen auf der Straße ansehe, stelle ich fest, dass die meisten von ihnen ziemlich leere Blicke haben. Das heißt, ich muss weniger machen." Zu beobachten habe ihr beigebracht, zu reduzieren, statt zu addieren.
Doch ihre reduzierte Spielweise führte dazu, dass sie Zuschauer und Kritiker als unnahbar und unterkühlt einstuften. Ein Image, das der 1,50 Meter kleinen Französin bei genauerem Hinsehen allerdings nicht gerecht wird: Seit 1982 ist sie mit dem Filmregisseur Ronald Chammah verheiratet, das Paar hat vier Kinder. Kunst und Fotografie zählen zu Hupperts Leidenschaften. Sie stapelt Fotos und Bücher bei sich zu Hause - "ich will die guten Erinnerungen in meinem Leben festhalten" - und wird ängstlich, wenn sie sich in enge Räume begeben muss. Seiten, die zeigen, dass auch eine Isabelle Huppert ihre Schwächen hat.
Frauen am Rande der Gesellschaft erhalten eine Stimme
Huppert spielt gerne extreme Charaktere, "Überlebende, die Opfer und Rebellin zugleich sein können", so die Schauspielerin. "Monster mit einem menschlichen Gesicht. Meine Filme geben diesen Frauen eine Stimme. Denn auch wenn sie am Rande unserer Gesellschaft leben, gibt es sie: Frauen, die ein brutales Leben führen. Eine Brutalität, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben", sagte Huppert dem "Zeit Magazin".
Ihre Interpretationen jener herausfordernden Frauenrollen brachten der Französin bereits zahlreiche Preise ein, darunter die wichtigsten Auszeichnungen der Filmbranche: César, Europäischer Filmpreis, Goldener Ehrenbär, Goldene Palme und der Golden Globe - sie alle stehen bei Huppert zuhause, teilweise mehrfach. Fehlt nur noch der Oscar, für den sie 2017 mit "Elle" (von Regisseur Paul Verhoeven) zumindest einmal nominiert wurde.
Selbstbewusst in die Zukunft
Selbstbewusst und überzeugt von sich selbst ist sie. Noch nie habe sie an ihrem Können gezweifelt. "Ich habe absolut keine Angst." In anderen Bereichen sehe das anders aus, verriet sie der "Financial Times". Zum Beispiel, wenn sie über die Straße gehe oder Leute treffe. "Immer, wenn etwas unerlässlich im Leben ist." Aber beim Schauspielen könne sie nichts schrecken. "Ich tue es, ohne darüber nachzudenken. Es ist wie essen oder trinken."
12 "Grandes Dames" des französischen Kinos
Catherine Deneuve, Jeanne Moreau und Brigitte Bardot haben nicht nur das französische Kino geprägt. Und sie haben auch Nachfolgerinnen. Wir zeigen Ihnen zwölf Legenden des Kinos.
Bild: Getty Images/C. Bilan
Catherine Deneuve - DIE "Grande Dame"
Sie gehört zu den bedeutendsten französischen Filmschauspielerinnen der Gegenwart. 1943 in Paris geboren, wurde sie bereits mit 21 Jahren durch den Film "Die Regenschirme von Cherbourg" berühmt. Die Frau mit dem makellosen Äußeren und der kühlen Mimik spielte in Filmen renommierter Regisseure wie Roman Polánski, François Truffaut oder auch Luis Buñuel.
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Isabelle Huppert - die Unnahbare
Sie gilt als unterkühlt und unnahbar. Alles nur Fassade? Einer der es wissen müsste, ist Regisseur Michael Haneke (l. im Bild). Huppert ist seine Lieblingsschauspielerin, zuletzt stand sie für ihn für das Drama "Happy End" vor der Kamera. Berühmt geworden ist Huppert mit Filmen wie "Madame Bovary" oder "Die Klavierspielerin".
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Jeanne Moreau - Star der Nouvelle Vague
Sie drehte vielen berühmten europäischen Regisseuren. Dabei entstanden prägende Werke wie "Fahrstuhl zum Schafott", "Jules et Jim" oder auch "Die Liebenden". 1965 löste ihr Striptease mit Brigitte Bardot in der Revolutionskomödie "Viva Maria!" einen Skandal aus. Im Juli 2017 ist Jeanne Moreau im Alter von 89 Jahren gestorben.
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Sophie Marceau - die Wandelbare
Mit 51 Jahren kann Sophie Marceau, hier als Bond-Girl zu sehen, auf eine lange Kinokarriere zurückblicken. Als 14-Jährige ließ sie in "La Boum" die Herzen vieler Teeniejungs höher schlagen. Später avancierte sie mit Filmen wie dem freizügigen Erotikdrama "Abstieg zur Hölle" zur Charakterdarstellerin im französischen Film.
Bild: picture-alliance/dpa/UIP
Brigitte Bardot - die erotische Ikone
Auch "BB" darf natürlich nicht in unserer Liste fehlen. Als Schauspielerin, Sängerin und Model avancierte sie in den 1960er Jahren zur erotischen Ikone. Filmgeschichte schrieb sie unter anderem in "Le Mépris" ("Die Verachtung") von Jean-Luc Godard aus dem Jahr 1963. Hier räkelt sie sich mit Maurice Ronet in "Oh, diese Frauen" auf dem Bett.
Bild: picture-alliance / dpa
Fanny Ardant - die Muse
Fanny Ardant, François Truffauts letzte Muse und Lebensgefährtin, gehört in ihrer Heimat zu den beliebtesten Darstellerinnen auf der Leinwand und der Bühne. Regisseur Truffaut entdeckte Fanny Ardant in einer Fernsehserie und wollte sie unbedingt kennenlernen. Ein Mittagessen mit ihm und Gérard Dépardieu folgte. Und schließlich 1981 der Durchbruch in die "Frau von nebenan" ("La femme d'à côté").
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Isabelle Adjani - Femme fatale mit Humor
Ihren ersten großen Erfolg feierte sie an der Comédie Française, erst Truffauts "Die Geschichte der Adèle H." machte sie als Filmschauspielerin bekannt. Durch die Zusammenarbeit mit vielen renommierten Regisseuren gehörte sie bald zu den bekanntesten Schauspielerinnen Europas. Und auch ihr Image änderte sich von der Komödiantin hin zur "Femme fatale".
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Juliette Binoche - die Wählerische
Schon als Kind stand die Tochter eines Theaterregisseurs und einer Schauspielerin auf der Bühne und feierte mit 18 ihr Filmdebüt. Es dauerte nicht lang, da stand Hollywood auf der Matte. 1996 heimste sie dann sogar den Oscar als beste Nebendarstellerin in "Der englische Patient" ein. Binoche gilt als sehr eigenwillig: Rollenangebote in Hollywood-Blockbustern lehnte sie öfters ab.
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Audrey Tautou - die Fabelhafte
Sie ist eine der Diven der neuen Generation: Audrey Tautou. So ganz konnte sie das Image der wunderlichen, aber liebenswerten Amélie Poulain nicht abstreifen. Dabei spielte sie nach dem Film "Die fabelhafte Welt der Amélie", mit dem ihr der Durchbruch gelang, in etlichen weiteren erfolgreichen Filmen. International machte sie an der Seite von Tom Hanks in "The Da Vinci Code" von sich reden.
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Charlotte Gainsbourg - die Wagemutige
Die Tochter von Jane Birkin und Serge Gainsbourg sorgte in Lars von Triers' "Nymphomanic" für Furore. Das zweiteilige Werk zeigt eine Frau, die ihre Sexualität in fast allen Bereichen ausprobiert. Es ist nicht der erste Auftritt, mit dem Charlotte nicht für Wohlfühlatmosphäre im Kino sorgt. Auch der "Antichrist" (Bild), ebenfalls von von Trier, erlangte den Ruf eines Skandalfilms.
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Marion Cotillard - La vie en rose
Nicht erst seit ihrer im Netz heiß diskutierten Todesszene in "Batman - The Dark Knight Rises" ist die schöne Marion Cotillard in aller Munde. 2011 wurde sie zur bestbezahlten französischen Aktrice gekürt. Wie vielseitig und wandelbar sie ist, zeigte sie unter anderem als Edith Piaf in "La vie en rose". Dafür gab es 2008 dann sogar den Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Bild: picture-alliance/dpa/Hahn-Nebinger
Léa Seydoux - der Indie-Star
Und noch eine, die es zum Bond-Girl (hier mit Christoph Waltz in "Spectre") geschafft hat. Bekannt geworden ist Léa Seydoux mit "Blau ist eine warme Farbe", der Kritiker und Zuschauer faszinierte und schockierte - vor allem mit einer siebenminütigen, lesbischen Sexszene. Gemeinsam mit Co-Star Adèle Exarchopoulos und Regisseur Abdellatif Kechiche erhielt Seydoux 2013 dafür die Goldene Palme.
Bild: picture alliance/dpa/Sony
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Dies ist die aktualisierte Fassung eines Artikels vom 12.04.2018.