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Scheinaugen am Po

8. Juli 2016

Wissenschaftler setzen einen simplen, kostengünstigen Trick ein, um Rinder in Afrika vor Löwenangriffen zu schützen - und er scheint zu funktionieren. Ein bisschen Farbe genügt.

Kuh mit Augen auf dem Hintern copyright: picture-alliance/dpa/Taronga Western Plains Zoo/N. Jordan
Bild: picture-alliance/dpa/Taronga Western Plains Zoo/N. Jordan

Projekt "iCow": Australische Forscher stempelten Augenkonturen auf die Hinterteile von etwa zwei Dritteln der 62 Tiere einer Rinderherde in Botswana. Zehn Wochen später hatten Löwen drei der ungestempelten Tiere gerissen. Die Rinder mit den Augen am Po überlebten.

Löwen pirschen sich, am liebsten im Rudel, an und versuchen unbemerkt so nah wie möglich an das Beutetier zu kommen.

Verblüffende Ähnlichkeit, zumindest aus LöwensichtBild: Imago/Westend61

Wenn sie die gestempelten Augen sehen, denken sie, sie seien schon entdeckt worden, und verzichten auf den weniger aussichtsreichen Angriff, so erklären sich die Wissenschaftler um den Biologen Neil Jordan von der New South Wales Universität in Sydney den Ablauf.

Scheinaugen schrecken ab

Bei anderen Tierarten funktioniert der Kniff mit den vermeintlichen Augen auch. Die Musterung auf Schmetterlingsflügeln sieht bei machen Arten aus wie große Augen - und schreckt damit hungrige Vögel ab. Auch der Mimik-Oktopus nutzt die sogenannte Mimikry, sowohl um sich selbst vor Fressfeinden zu schützen, als auch um sich an Beute heranzumachen: Der indonesische Tintenfisch imitiert im Nu Form und Farbe anderer Meeresbewohner.

Auch der Tagpfauenauge weiß sich zu schützenBild: picture-alliance/dpa/B.Thissen

Der Mensch ist nicht weniger trickreich. Waldarbeiter in Indien tragen oft Masken mit Gesichtern auf dem Hinterkopf, um Tiger abzuschrecken.

Löwenpopulation bedroht

Das Projekt in Botswana soll nicht nur Rinder vor Löwenattacken schützen, sondern auch Panthera leo, so sein wissenschaftlicher Name, vor wütenden Farmern, die die Tiere reihenweise aus Angst um ihr Vieh erschießen oder vergiften.

Artenschutzorganisationen schlagen schon lange Alarm, und die Rote Liste Gefährdeter Arten, von der Weltnaturschutzunion (IUCN) herausgegeben, stuft Löwen als bedrohte Tierart ein.

Die australischen Wissenschaftler planen nun weitere Versuche, unter anderem sollen ausgewählte Rinder in Botswana mit GPS-Geräten ausgestattet werden. "So erfahren wir, wie stark die gestempelten und die ungestempelten Kühe den Löwen ausgesetzt sind, und wo sie am ehesten aufeinandertreffen" erklärt Neil Jordan.

db/cb (dpa)

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