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Scheitern in Cancun freut NGOs

Monika Högen, Cancun15. September 2003

Die WTO-Ministerrunde in Cancun ist gescheitert. Die Vertreter der 146 WTO-Mitglieder gingen ohne Ergebnis auseinander. Nicht-Regierungsorganisationen werten dies als Erfolg für Entwicklungsländer.

Kritik von Demonstranten an der Handelspolitik der großen Industrie-NationenBild: AP

Die Gruppe der so genannten G-21 – das ist ein Verbund aus 21 Entwicklungs- und Schwellenländern - brach am Ende nicht auseinander. Vielmehr widersetzte sie sich dem Druck aus dem reichen Norden. Diese Haltung sorgte für Überraschung und Freude bei all denen, die noch Stunden zuvor befürchtet hatten, es könne zu einem Kompromiss kommen - einem faulen Kompromiss zu Lasten der Menschen im ärmeren Süden.

Martin Khor vom "Third World Network" wertet darum das ergebnislose Ende der Konferenz von Cancun (10.-14.9.2003) positiv: "Es ist kein Scheitern. Das ist ein Wendepunkt. Die Entwicklungsländer haben gezeigt, dass man sie nicht so einfach manipulieren kann."

Erfolg der NGOs

Auch andere Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) wie Yao Graham aus Ghana vom "African Trade Network" zeigten sich zufrieden. "Im Wesentlichen ist es ein defensiver Sieg. Seit etwa acht Jahren wurden die Entwicklungsländer ständig überrollt, wurden zurückgedrängt. Zum ersten Mal haben sie sich gesperrt, haben sie das gestoppt und zurückgeschlagen. Sie haben ihre Widerstände hoch genug errichtet, um sich zu verteidigen."

Dass sie das konnten, dazu hatte auch die gute Lobbyarbeit der WTO-Kritiker beigetragen, hieß es bei den NGOs ein wenig stolz. Walden Ballow von den Philippinen und Repräsentant der thailändischen NGO "Focus on the Global South" nahm schon kurz nach dem abrupten Ende der Konferenz Glückwünsche entgegen. "Meine Organisation war seit dreieinhalb Jahren in eine globale Kampagne eingebunden, die die WTO-Ministerkonferenz zum Entgleisen bringen sollte. Und die meisten der aktiven NGOs, die an diesem Prozess beteiligt waren, kamen nach Cancun", sagte Ballow. "Hier haben wir alle als Team zusammengearbeitet, sowohl bei der Mobilisierung auf der Straße, bei Aktionen innerhalb der WTO und auch im Lobbying-Prozess. Also ich denke, wenn man hier von Glückwünschen spricht, dann muss man einem ganzen Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Gruppen gratulieren. Sie haben einen enormen Druck auf ihre Regierungen ausgeübt, um dieses Ergebnis zu erzielen."

Lösungen außerhalb der WTO

Clement (l.), Künast - hören Sie dazu bitte den angehängten Audio-BeitragBild: AP

Natürlich sei damit die WTO noch nicht abgeschafft, so Ballow. Doch es sei der erste Schritt hin zu besseren Alternativen. "Mit einer Krise nach der anderen wird die WTO immer ineffektiver. Und möglicherweise werden Länder außerhalb der WTO nach Lösungen für Handelskooperationen und multilateralen Kooperationen suchen."

Ob indes der Schock in Cancun für die Industrie-Nationen groß genug war, demnächst mit der Entwicklungsrunde wirklich ernst zu machen, da ist Martin Khor vom Third World Network allerdings noch skeptisch. "Wir hatten bereits einen Schock in Seattle, und sie haben versprochen, etwas zu ändern, aber sie haben es nicht getan. Jetzt haben wir einen zweiten Schock. Ich hoffe, das wird sie dazu bringen, darüber nachzudenken, wie man die Dinge demokratischer regeln kann."

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