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Schickedanz gegen Sal. Oppenheim

18. Dezember 2012

In Köln hat der Prozess der Quelle-Erbin gegen die Privatbank begonnen. Madeleine Schickedanz wirft Sal. Oppenheim vor, durch Falschberatung bei der Geldanlage ein Milliardenvermögen verloren zu haben.

Vertreter der Bank Sal. Oppenheim begrüßen sich am 18.12.2012 im Landgericht Köln (Foto: picture-alliance/dpa)
Prozess Sal. Oppenheim Schickedanz Prozessauftakt Bank KlageBild: picture-alliance/dpa

In dem Klageverfahren vor dem Landgericht Köln verlangt die Quelle-Erbin von der Bank, den inzwischen abgetretenen Ex-Bankenchefs und von ihrem Vermögensberater Josef Esch 1,9 Milliarden Euro. Ihre Schadensersatzklage richtet sich insgesamt gegen 14 Beklagte. Schickedanz hatte sich im großen Stil am Handelskonzern Arcandor, ehemals KarstadtQuelle, beteiligt. 2009 war der Konzern zusammengebrochen, die heute 69-Jährige verlor praktisch ihr gesamtes Vermögen. Sal. Oppenheim wurde im Zuge der Krise von der Deutschen Bank übernommen. Schickedanz erschien selbst nicht vor Gericht.

Madeleine SchickedanzBild: picture-alliance/ dpa

Richter sehen Klage kritisch

Ihre Klage hat aber offenbar wenig Chancen auf Erfolg. Das Landgericht Köln hält ihre Argumentation für nicht einleuchtend. Der Vorsitzende Richter Stefan Singbartl sagte, es sei "schwerlich plausibel", dass Schickedanz einerseits immer gegen die Anlage-Entscheidungen ihrer Berater gewesen sei, dies aber andererseits nie deutlich gemacht habe. "Frau Schickedanz hat das gemacht, was man ihr vorgelegt hat", sagte dagegen ihr Anwalt Stefan Homann vor Gericht. Sal. Oppenheim habe es versäumt, ihr die Risiken der gewählten Anlageformen deutlich zu machen. Singbartl reagierte darauf wiederum mit Verwunderung. Die Grundsätze des Aktienkaufs - auch des riskanten Aktienkaufs auf Kredit - dürften einer Großanlegerin wie Frau Schickedanz doch wohl deutlich gewesen sein, betonte er. Die Klägerin müsse sich darüber im Klaren sein, dass die Beweislast bei ihr liege. Sie wolle ihr Geld zurück, und deshalb müsse sie auch beweisen, dass sie von Sal. Oppenheim und Esch hintergangen worden sei.

Die Anwälte der Beklagten bestritten, dass Sal. Oppenheim seine Klientin getäuscht oder unter Druck gesetzt habe. Beide Seiten bestätigten zugleich, dass sie weiterhin miteinander im Gespräch seien, um die Möglichkeit einer außergerichtlichen Einigung auszuloten. Es ist denkbar, dass diese Gespräche nun intensiviert werden, weil in der Sitzung deutlich geworden ist, wie das Gericht über den Fall denkt.

Mitglieder der früheren Sal.-Oppenheim-Führung, denen bald auch der Prozess gemacht wird (Foto von 2004)Bild: picture-alliance

Auch Prozess gegen alte Chef-Riege

Trotz der klaren Worte des Vorsitzenden Richters steht ein Urteil in dem Verfahren noch lange nicht an. Schickedanz' Anwälte haben nun erst einmal bis zum 31. März 2013 Zeit, auf Widerklagen der Gegenseite zu antworten. Einige der Beklagten haben Schickedanz umgekehrt auf insgesamt nahezu eine halbe Milliarde Euro verklagt. Die Bank und vier Personen hatten für die Kreditnehmerin Schickedanz gebürgt und musten zwischenzeitlich mit Dahrlehensrückzahlungen für ie einspringen. Das Gericht entscheidet am 4. Juni, ob es in dem Fall Zeugen hören wird oder ein Beweisverfahren für nicht nötig erachtet. Die Auftaktsitzung dauerte nur eine dreiviertel Stunde.

Als die Deutsche Bank Sal. Oppenheim 2010 übernahm, wurde die Führung der ehemals größten europäischen Privatbank komplett ausgewechselt. Die alte Chef-Riege muss sich Anfang nächsten Jahres in einem Strafprozess wegen besonders schwerer Untreue verantworten. Dieses Verfahren läuft ebenfalls vor dem Landgericht Köln, ist aber unabhängig von der Zivilklage von Schickedanz.

sti/gmf (afp, dapd, dpa, rtr)