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Schielt Trump auf Afghanistans Rohstoffe?

30. August 2017

Anders als im Wahlkampf versprochen will Donald Trump US-Truppen für eine unbegrenzte Dauer in Afghanistan stationieren. Welche Rolle spielen die Bodenschätze des Landes beim Strategiewechsel des US-Präsidenten?

Afghanistan US-Marines in Helmand
Bild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

Als Donald Trump Ende August seine lang erwartete Afghanistan-Strategie vorstellte, sorgte er für eine Überraschung: Sein "Instinkt", so erklärte der US-Präsident, habe ihn dazu veranlasst, sich gegen einen kompletten Abzug aus dem vom Krieg zerrütteten Land zu entscheiden. Als Hauptgrund für eine unbefristete Präsenz des US-Militärs führte er - wenig überraschend - an, dass zuerst die militanten Terroristen, gegen die die USA  seit 16 Jahren einen blutigen Krieg führen, besiegt werden müssten. Doch es gibt Experten, die hinter Trumps Strategiewechsel mehr als militärisches und sicherheitspolitisches Kalkül vermuten.

Einem Bericht der New York Times zufolge wurde Trump, der bislang die Entsendung von weiteren US-Truppen strikt abgelehnt hat, vom afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani umgestimmt. Ghani habe bei einem ihrer ersten Treffen, den "Abbau von Bodenschätzen als Chance für die Wirtschaft" angepriesen. Das könnte eine Rechtfertigung für die USA sein, im Land weiter präsent zu sein, war in der einflussreichen US-Tageszeitung im vergangenen Monat zu lesen

"In der letzten Woche [im Juli], als im Weißen Haus eine immer schärfer geführte Debatte über die Afghanistan-Politik geführt wurde, trafen sich drei führende Trump-Berater mit dem Chemie-Manager Michael N. Silver, um über die Möglichkeiten eines Abbaus Seltener Erden zu sprechen. Silvers Unternehmen, American Elements, hat sich auf die Mineralien, die in einer ganzen Reihe von High-Tech Produkten verwendet werden, spezialisiert“, schrieb die New York Times.

Natürlich würde auch Afghanistan von der Ausbeutung dieser Bodenschätze profitieren. Und Trump könnte für die USA einen Teil der immensen Kriegskosten wieder zurückholen.

Afghanistans mineralische Bodenschätze werden auf einen Wert von einer bis drei Billionen US-Dollar geschätzt. Das südasiatische Binnenland hat riesige Lagerstätten von Kupfer, Eisen, Chromeisenerz, Quecksilber, Zink, Edelsteinen, Gold und Silber. Besonders begehrt sind die Vorkommen von Lithium, das für Batterien in der Elektromobilität gebraucht wird, und anderer Seltener Erden.

Gut für die afghanische Wirtschaft

Als Reaktion auf Trumps Strategiewechsel hob Präsident Ghani In der vergangenen Woche die Bedeutung der amerikanisch-afghanischen Wirtschaftskooperation hervor. "Wir müssen den seit 16 Jahren andauernden afghanischen Konflikt beendet, sodass unsere künftigen Generationen von den Bodenschätzen unseres Landes profitieren können“, unterstrich Ghani. Er wies darauf hin, dass Afghanistans am wenigsten entwickelte Regionen reich an Bodenschätzen sind und sich seine Regierung künftig stärker auf den Bergbausektor konzentrieren wolle.

Mir Ahmad Jawid Sadat, stellvertretender Minister für Öl und Bergbau, ist nichts über offizielle Pläne mit den USA über die Ausbeutung von Bodenschätzen bekannt. "Diese Entscheidungen werden von den höchsten Stellen in der afghanischen Regierung getroffen“, sagte Sadat gegenüber der DW.

Sayed Ikram Afzali von der Organisation "Integrity Watch Afghanistan" zufolge sollte die Regierung in Kabul behutsam an das Thema herangehen. "Wenn die US-Politik im Bergbau-Bereich Vorteile für Unternehmen aus den USA und Afghanistan bringt, werden in unserem Land Arbeitsplätze entstehen und das Wirtschaftswachstum wird angekurbelt", meint Afzali im Gespräch mit der DW. "Aber wenn, Präsident Trump unsere Bodenschätze als 'Kriegsbeute' betrachtet und es bei der Förderung nicht transparent zugeht, dann wird der Konflikt nur noch weiter angeheizt." Noch mehr Gewalt in Afghanistan und noch mehr Angriffe auf die US-Truppen im Land könnten die Folge sein, so Afzali.

Militante Islamisten wollen ihren Anteil

Die Bodenschätze Afghanistans wurden erstmals 2007 zum weltweiten Thema, als die amerikanische Regierungsagentur "US Geological Survey" das Land in einer Studie als Schatzgrube bezeichnete. Und doch ist die Idee, das Land mit seinen Bodenschätzen von seiner Armut zu befreien, bis heute ein Traum geblieben.

Der von Korruption geprägte Bergbausektor ist die zweitwichtigste Finanzquelle für die Taliban und einer der Gründe für die Gewalt in Afghanistans rohstoffreichen Regionen. Nach einem Bericht des "United States Institute of Peace" werden gestohlene Bodenschätze völlig offen über die afghanische Grenze an den Kontrollposten der Regierung vorbei geschmuggelt.

"Sobald die USA Schürfrechte in Afghanistan erwerben, werden die Taliban das für ihre Propaganda nutzen. Den Islamisten dient das als Beweis dafür, dass die westlichen Länder nur in Afghanistan sind, um die Reichtümer des Landes zu plündern. Außerdem werden sie nicht ohne Kampf auf diese Finanzquelle verzichten", unterstreicht Stephen Carter, Kampagnenleiter für Afghanistan bei "Global Witness" gegenüber der DW.

Neben den Taliban und der Terrormiliz "Islamischer Staat" erheben auch die afghanischen Warlords Anspruch auf einen Anteil an den Bodenschätzen. "Wir haben versucht, bewaffnete Gruppen am illegalen Abbau von Bodenschätzen zu hindern", sagt Vize-Bergbauminister Sadat. Allerdings - und das verschweigt Sadat - ohne großen Erfolg.

Grassierende Korruption

Stephen Carter glaubt, dass die angespannte Sicherheitssituation im Land nicht der einzige Hinderungsgrund für eine amerikanisch-afghanische Zusammenarbeit im Bergbau ist.

"Die Korruption untergräbt die Schlagkraft des afghanischen Militärs und die Legitimität der Regierung. Jeder halbwegs realistische Weg zur Stabilisierung des Landes wird dadurch ausgebremst", unterstreicht Carter gegenüber der DW.

"Wenn Präsident Trump die Dinge in Afghanistan wirklich ändern will, dann muss es einen radikalen Wandel in der Art und Weise geben, wie Washington und Kabul mit Problemen der Regierungsführung umgehen", fügt Carter hinzu. Diese Probleme müssen genauso ernst genommen werden wie militärische Strategien", fügt Carter hinzu.

Doch trotz vieler Schwierigkeiten und Hürden, sagen Wirtschaftsexperten, ist der Bergbausektor imstande, die Wirtschaft des Landes anzukruberln. Aber durch die grassierende Korruption in Ministerien und anderen Bereichen der Regierung wird es weder für Ghani noch für Trump einfach werden, an die Bodenschätze heranzukommen. Ein paar tausend US-Truppen zusätzlich werden da nicht ausreichen, um die Lage in Afghanistan nachhaltig zu ändern.

USA verstärken militärischen Einsatz in Afghanistan

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