1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteNahost

Schläge gegen die Hisbollah, Rückzug aus Chan Junis

30. Juli 2024

Israels Armee belässt es zunächst bei einzelnen Aktionen gegen die proiranische Miliz im Libanon. Und aus Chan Junis im Gazastreifen hat sie sich wieder zurückgezogen.

Über Kafr Kila im südlichen Libanon steigt während eines israelischen Angriffs Rauch auf
Blick auf Kafr Kila im südlichen Libanon während eines israelischen Angriffs Bild: Taher Abu Hamdan/Xinhua/IMAGO

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht etwa zehn Ziele der Hisbollah-Miliz in sieben verschiedenen Gebieten des südlichen Libanon angegriffen. Dabei sei ein Kämpfer der pro-iranischen Miliz getötet worden, teilte die Armee mit. Die Soldaten hätten auch "ein Waffenlager der Hisbollah, terroristische Infrastruktur, Militäreinrichtungen und einen Raketenwerfer im Südlibanon" getroffen. Demnach erfolgten die Angriffe aus der Luft und vom Boden aus.

Warum ist die Hisbollah im Libanon so mächtig?

04:14

This browser does not support the video element.

Israel macht die libanesische Hisbollah-Miliz für den tödlichen Raketenangriff auf die besetzten Golanhöhen verantwortlich, bei dem am Samstag zwölf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 16 Jahren auf einem Fußballfeld im Dorf Madschdal Schams getötet worden waren. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte am Montag mit einer "harten" Antwort. Die Hisbollah wird auch von den USA, Deutschland und mehreren arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

Israeli stirbt bei neuer Raketenattacke 

Inzwischen wurde ein etwa 30-jähriger israelischer Zivilist bei einem Raketenangriff auf den Norden Israels getötet. Er sei den schweren Verletzungen durch Splitter erlegen, teilte ein Rettungsdienst mit. Die Hisbollah erklärte, sie habe als Reaktion auf israelische Angriffe auf eine Ortschaft im Libanon, bei denen es drei Verletzte gegeben habe, einen Militärposten mit Katjuscha-Raketen beschossen. Der Posten liegt südwestlich der Ortschaft, in der der Mann tödlich verletzt wurde. 

Rückzug aus Chan Junis

Die israelische Armee zog sich unterdessen aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens zurück. Während ihrer einwöchigen Razzia im Osten der Stadt seien mehr als 150 palästinensische Kämpfer getötet worden, teilte das Militär mit. Zudem seien Tunnel zerstört und Waffen beschlagnahmt worden. Der von der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zufolge wurden in Chan Junis bislang 42 Leichen geborgen. Etwa 200 Menschen würden noch vermisst. Inzwischen kehrten Tausende geflüchtete Bewohner in die weitgehend zerstörte Stadt zurück.

Israelische Panzer in der Nähe von Chan Junis (Archivbild) Bild: Mostafa Alkharouf/Anadolu/picture alliance

Das israelische Militär war in der Vergangenheit schon mehrfach und auch über längere Zeiträume hinweg in Chan Junis gegen Kampfeinheiten der Hamas aktiv gewesen, hatte sich aber danach jeweils wieder auf feste Positionen außerhalb der Stadt zurückgezogen. Ebenso wie Israel listen auch die USA und die EU die Hamas als Terrororganisation. 

Massive Unruhen nach Soldaten-Festnahme 

In Israel selbst sorgen Proteste gegen die Festnahme von Soldaten für Aufregung, denen die Misshandlung eines palästinensischen Gefangenen vorgeworfen wird. Verteidigungsminister Joav Galant verurteilte die Proteste scharf. Diese stellten eine "schwere Gefährdung der Staatssicherheit" dar, schreibt Galant in einem Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Rechtsgerichte Israelis protestieren vor der Basis Sde Teiman in der Nähe der Wüstenstadt Beerscheva gegen die Festnahme der SoldatenBild: Amir Cohen/REUTERS

Israelische Militärpolizisten hatten am Montag in der Basis Sdei Teiman nahe der Wüstenstadt Beerscheva neun Soldaten in Gewahrsam genommen, weil sie einen Hamas-Terroristen so schwer sexuell misshandelt haben sollen, dass er in ein Krankenhaus gebracht werden musste.

Anschließend drangen aufgebrachte Demonstranten in das Lager ein, um gegen die Festnahmen zu protestieren. Auch an anderen Orten, unter anderem bei der Militärbasis Beit Lid nordöstlich von Tel Aviv, kam es zu massiven Protesten, an denen auch rechtsextreme Abgeordnete beteiligt waren.

"Mit harter Hand gegen Koalitionsmitglieder"

Galant forderte in seinem Brief von Netanjahu, "mit harter Hand gegen Koalitionsmitglieder vorzugehen, die an den Unruhen beteiligt waren". Außerdem müsse geprüft werden, ob der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir Polizeikräfte gezielt daran gehindert habe, gegen die Gewalttäter aus dem eigenen Lager vorzugehen. 

Protest gegen die Festnahme der Soldaten auch vor dem Armeestützpunkt Beit Lid nordöstlich von Tel AvivBild: Oren Ziv/AFP

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi sagte bei einem Besuch in Beit Lid, Versuche von Randalierern, in Militärbasen vorzudringen, seien als schwerwiegendes und kriminelles Verhalten einzustufen und grenzten an Anarchie. Israelische Medien berichteten, das Militär wolle drei Bataillone verlegen, um weitere Proteste zu verhindern.

"Eine faschistische Gruppe gefährdet Existenz Israels"

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid schrieb bei X, die Unruhen zeigten, dass die roten Linien im Land überschritten worden seien. "Abgeordnete und Minister, die an einem Vorstoß gewalttätiger Milizen in Militärbasen teilnehmen, sind eine Botschaft an den Staat Israel: Sie haben die Demokratie beendet, sie haben die Rechtsstaatlichkeit beendet. Eine faschistische, gefährliche Gruppe gefährdet die Existenz des Staates Israel."

In dem Gefangenenlager Sde Teiman werden auch Kämpfer einer Eliteeinheit der Hamas festgehalten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte Israel zuletzt vorgehalten, palästinensische Gefangene aus dem Gazastreifen zu misshandeln und zu foltern.

sti/jj/ust (afp, dpa rtr)

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.