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Politik

Schlacht um Mossul geht in entscheidende Phase

19. Februar 2017

Die irakische Armee und ihre Verbündeten haben mit dem Sturm auf den Westteil der Stadt begonnen, der unter IS-Kontrolle ist. Beobachter schätzen, dass der Kampf mehrere Monate dauern kann.

Irak Anti-IS-Offensive in West-Mossul
Bereit, den Westen von Mossul einzunehmen: Irakische ArmeeverbändeBild: Reuters/K. Al-Mousily

Der irakische Premierminister Haider al-Abadi hat auf seiner offiziellen Facebook-Seite und in einer Fernsehbotschaft den Beginn des Angriffs auf den westlichen Teil von Mossul verkündet. "Unsere tapferen Streitkräfte werden den Rest dieser Stadt und seine Bürger von Unterdrückung und Terrorismus von Daesh befreien", sagte al-Abadi in einer kurzen im Fernsehen übertragenen Stellungnahme. Daesh ist die arabische Abkürzung für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Priorität bei der Mission habe, das Leben von Zivilisten zu schützen, fügte Al-Abadi hinzu. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in den Stadtteilen westlich des Flusses Tigris etwa 750.000 Unbeteiligte, darunter viele Kinder, leben. Berichten zufolge wurden Zivilisten in Mossul in der Vergangenheit als menschliche Schutzschilde benutzt.

Hat den Sturm auf Mossul verkündet: Iraks Premier Haider Al-Abadi

Irakische Truppen haben bereits zwei Dörfer südlich von Mossul eingenommen, die an den Flughafen der Stadt grenzen. Die Kämpfe im Gebiet südlich der Stadt waren zuletzt mehrere Wochen lang zum Stillstand gekommen. Unterstützt werden die Kämpfer durch Luftangriffe der US-geführten internationalen Koalition sowie hinter der Front durch Hunderte Militärberater. Vor dem Start der Offensive warfen irakische Jets dem Verteidigungsministerium zufolge Flugblätter über dem Westteil der Stadt ab, in denen die IS-Kämpfer dazu aufgefordert werden, sich zu ergeben. 

Häuserkampf und Sprengfallen

Die Stadt im Norden des Irak gilt als Hochburg der Terrormiliz "Islamischer Staat". Die irakische Armee, verbündete Milizen und kurdische Kämpfer hatten die Offensive Mitte Oktober begonnen und den Osten Mossuls Ende Januar komplett erobert. Unterstützt wurden die Kämpfer durch Luftangriffe der US-geführten internationalen Koalition sowie hinter der Front durch Hunderte Militärberater.

Die Befreiung des Westteils schätzen viele Beobachter als schwieriger ein, weil dieser dichter besiedelt ist und stärker vom IS kontrolliert wird. Dies macht eine Eroberung schwierig, weil der IS sich dort besser verschanzen und Sprengfallen aufstellen kann. Die Gefechte in der ehemaligen Millionenstadt werden voraussichtlich aber noch Wochen bis Monate andauern. 

Auf dem Weg an die Front in West-Mossul: Truppen der irakischen Armee und ihre AlliiertenBild: Reuters/K. Al-Mousily

Es drohe ein "Häuserkampf", noch blutiger und härter als im Ostteil der Stadt, sagte der Sicherheitsexperte Patrick Skinner von der Beratungsfirma Soufan Group. Die Straßen rund um das historische Zentrum in West-Mossul sind eng und für große Militärfahrzeuge oft nicht passierbar. Zudem verfügt die IS-Miliz dort womöglich über einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung als im Ostteil der Stadt. "Der Widerstand des IS könnte in dieser Gegend größer sein und es wird schwieriger, aber umso wichtiger sein, die Netzwerke der Dschihadisten nach der Rückeroberung zu zerstören", erklärte die Irak-Expertin Emily Anagnostos vom Institute for the Study of War in Washington. Bei einer vollständigen Eroberung Mossuls wäre der IS im Irak weitgehend besiegt - zuvor waren bereits die Städte Ramadi und Falludscha aus den Händen der Dschihadisten zurückerobert worden.

IS setzt Selbstmordattentäter und Scharfschützen ein

Die Terrormiliz setzt im Kampf gegen die Angreifer bislang vor allem Selbstmordattentäter und Scharfschützen ein und leistete damit heftigen Widerstand. Nach schweren Verlusten stockte die Offensive der Regierung und verbündeter Kräfte im Dezember erstmals. Nach einer Umgruppierung der Truppen kam der Vormarsch allerdings wieder in Gang und der Osten der Stadt konnte wenige Wochen später für befreit erklärt werden.

Die IS-Dschihadisten hatten 2014 große Teile des Irak erobert. Im Juni 2014, kurz nach der Eroberung von Mossul, hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi dort in einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte das "Kalifat" des IS in Teilen des Irak und Syriens ausgerufen. Mittlerweile ist Mossul die letzte große Stadt im Irak, die noch teilweise vom IS gehalten wird.

mas/hk (afp, dpa)

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