Seit Urzeiten trommeln Menschen auf Dingen herum. Das Schlagzeug gibt es allerdings erst seit gut 100 Jahren. Nun bekommt es eine besondere Ehrung.
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Legenden am Schlagzeug
Das Schlagzeug ist das Herz der Band. Es gibt Takt, Rhythmus und Tempo vor - und es kann den Bandsound prägen. Unsere Liste der besten Drummer und Drummerinnen aller Zeiten ist nicht vollständig. Aber zum Niederknien.
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Gene Krupa
Einer der "Götter" des Swing und Jazz. In den 1930er Jahren brachte er Swing-Fans zum Ausrasten. Weltberühmt ist sein Solo in "Sing, Sing, Sing" mit dem Benny Goodman Orchestra. Unaufhörlich prügelt er auf die Toms, während Goodmann mit der Klarinette darüber improvisiert. Dabei groovt Krupa ebenso leichtfüßig wie gnadenlos. Die britische Electro-Band Apollo 440 widmete ihm 1996 einen Song.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Tony Williams
Als 17-jähiger Junge spielte er bei Miles Davis vor, der noch einen Drummer für sein "Second Great Quintet" suchte. Als Davis das Ausnahmetalent hörte, war es für den Jazz-Superstar wie ein Erdbeben: "Den kleinen Scheißer zu hören, das war wahnsinnig aufregend. Ich habe sofort gewusst, dass er das geilste Arschloch werden würde, das jemals am Drumset sitzt," sagt Davis in seiner Biografie.
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Max Roach
Im Jazz gilt er als der Prototyp des modernen Schlagzeugers. Als einer, der nicht nur dumpf den Takt gibt, sondern mit dem Schlagzeug Melodien erzeugt. Kein anderer Drummer hat drei Jazzstile mitgeprägt: Den Bebop, den Cool Jazz, den Hard Bop. Kein Wunder, dass er mit allen Größen jener Zeit gespielt hat, von Charlie Parker bis Clifford Brown. Kollege Jerome Cooper nannte ihn "König der Drummer".
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Billy Cobham
Ein Jazz-Rock und Jazz-Fusion-Gott! Sein Album "Spectrum" ist ein Meilenstein. Beeindruckend ist das Vorspiel zu "Stratus", ein Drumsolo in einer enormen Geschwindigkeit, extrem filigran gespielt, improvisiert auf einen vom Zufallsgenerator gesteuerten Synthesizer. "Stratus" wurde von vielen Großen gecovert: u.a. Jeff Beck, Prince und Massive Attack, die die Bassfigur als Sample benutzt haben.
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Tony Allen
Er gilt als der Meister des Afro-Funk. Eine gnadenlose polyrhythmische Groovemaschine. Er brachte Jazz und Funk in die westafrikanische Musik und setzte neue Impulse bei Genres wie Highlife, Apala oder Mambo. Sein langjähriger Musikerkollege, der Sänger, Trompeter und Saxophonist Fela Kuti, einer der Afrobeat-Pioniere, meinte zu ihm: "So wie du spielst, braucht man keinen Percussionisten mehr."
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Steve Gadd
Chick Corea sagte über ihn: "Jeder Schlagzeuger möchte wie Gadd spielen, weil er perfekt spielt". Und auch unvergleichlich, deswegen hatte er auch eine Menge Studiojobs. Er kommt aus dem Jazz, spielte unter anderem mit Corea und den Fusionjazz-Formationen Stuff und Weather Report, hat aber in der Popmusik Marker gesetzt: Paul Simons "Fifty Ways To Leave Your Lover" ist so ein Song.
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Karen Carpenter
Karen Carpenter wurde mit ihrem Bruder Richard als das Duo "The Carpenters" weltbekannt. Sie war eine exzellente Schlagzeugerin und mindestens ebenso begabte Sängerin und Entertainerin. Im US-TV hatte sie große Auftritte und war Vorbild für zahllose Schlagzeugerinnen - all das in einer Zeit, als der Platz hinter den Drums noch eine Männerdomäne war. Sie verstarb 1983 an den Folgen ihrer Anorexie.
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Cozy Powell (Mitte, hier mit Whitesnake)
In den 1970ern trommelte er bei der Jeff Beck Group und war ein gefragter Session- und Studiomusiker. Er setzte prägende Impulse im britischen Hard Rock und Heavy Metal. Er spielte bei Rainbow, Whitesnake, Black Sabbath, Gary Moore, mit Keith Emerson und Greg Lake. 1973 hatte er mit "Dance with the Devil" einen Top Ten-Hit - den ersten Hit, bei dem jemals ein Schlagzeug die Hauptrolle spielte.
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Dave Lombardo
Der Metal-Schlagzeuger mit dem größten Speed: 210 BPM sind für den Mann kein Problem. Sein früherer Bandkollege von Slayer, Kerry King, sagte einmal über ihn: "Der Mann besteht aus Koffein. Der kann nicht still sitzen." Zur Zeit spielt Lombardo bei der Crossover-Thrash-Band Suicidal Tendencies.
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Meg White
The White Stripes waren bis zu ihrer Auflösung 2011 eine erfolgreiche Indie-Rockband. Ihr größter Hit "Seven Nation Army" wird immer noch in Fußballstadien gegrölt ("Lo Lo Lo Lo Lo Loooo Lo!"). Meg Whites Technik ist ausdrucksstark und explosiv - das sieht man ihr auch an, wenn sie an den Drums rackert. Der "Rolling Stone" zählt sie zu den fünf besten Schlagzeugerinnen.
Bild: Photoshot/dpa/Picture-Alliance
Stewart Copeland
Ohne ihn kein knackiger Police-Sound. Viele haben versucht, Copelands Sound und Hi-Hat-Technik zu kopieren ("Walking On The Moon"). Der Gitarrist Lee Clayton erzählt von einer Session: "Da stand ein Drumset mit alten Fellen rum. Copeland setzte sich dran und plötzlich war da dieser Copeland-Snaredrum-Sound." Da war ihm klar, dass es nicht darum ging, worauf Copeland spielt, sondern wie er spielt.
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John Bonham
Mit seinem Spiel auf der ersten Led Zeppelin-Platte hat "Bonzo" das Rockschlagzeug für immer verändert. Bandkollege Jimmy Page nannte es "Bassdrum-Schluckauf", wenn er Bassdrum-Triolen spielte, seine Soli sind legendär. Led Zeppelin löste sich nach seinem Tod 1980 auf. Ohne Bonzo konnte die Band nicht weiter existieren. Er ist das wichtigste Vorbild für viele heute berühmte Kollegen.
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Udo Lindenberg
Udo ist eigentlich Schlagzeuger. Als solcher war er in den 1960er und 70er Jahren ein ziemlich gefragter Jazzrock-Trommler, gut gebucht für Studios und Livekonzerte mit Musikern wie etwa Peter Herbolzheimer oder später Klaus Doldinger. Dann begann seine Karriere als Rocksänger, die bis heute anhält. Und bis heute setzt er sich auch bei seinen Konzerten hin und wieder ans Drumset.
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Ian Paice
Wenn einer in einer Rock-Nummer nicht nur knüppeln sondern auch swingen kann, dann ist es der Deep Purple-Drummer. Ohne ihn gäbe es kein Metal-Drumming. Er ist schnell, wütend, laut und verfügt dennoch über eine unglaubliche Dynamik. "Child in Time" ist ein Paradebeispiel. Er swingt bei "Hush" und verleiht selbst dem Rockbrett "Smoke on the Water" eine Leichtigkeit, die man dort nicht vermutet.
Bild: picture-alliance/Jazzarchiv/I. Schiffler
Ginger Baker
Er zeigte sein Riesentalent zunächst bei Cream, zusammen mit Eric Clapton und Jack Bruce. Er kombinierte Jazz, Polyrhythmik und Rock, spielte als einer der Ersten mit zwei Bassdrums und seine Soli waren richtige Shows. Nach einer kurzen Station bei Blind Faith ging er nach Westafrika, wo er auf Kollege Tony Allen traf. Der sagte: "Ginger versteht den Afrobeat besser als jeder andere Weiße."
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Phil Collins
Er trommelte bei Brian Eno, Brand X und Genesis. Als Genesis-Sänger fungierte er erst nach dem Ausstieg Peter Gabriels. Für sein Soloalbum setzte er sich einmal in einen großen Raum und trommelte. Der Tontechniker drehte an Kompressoren und Noise Gates. Und dann war der Drumsound geboren, der eine ganze Dekade prägte. "In The Air Tonight" ist Musikgeschichte, der Rest ist Pop.
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Ringo Starr
Als Ringo bei den Beatles vorspielte, war Paul McCartney entzückt: "In dem Moment war klar, dass dies der Anfang der Beatles war." Ringo gab der Musik Form und Fokus und überraschte immer wieder mit neuen Ideen. Unverwechselbar sind seine Rolls und Fill-Ins (Figuren, die in Taktpausen liegen oder einen neuen Takt einleiten). Wegen seiner Bescheidenheit zählt er zu den unterschätztesten Drummern.
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Charlie Watts
Er wirkte immer wie die graue Eminenz hinter seinen Frontmännern Mick Jagger und Keith Richards. Die Rolling Stones haben ihn von Alexis Corners Blues Incorporation abgeworben. Seitdem war er bis zu seinem Tod 2021 quasi der Maschinenraum der Stones, ein unumstößlicher Fels in der Brandung, so zuverlässig wie ein Metronom.
Bild: Imago/Zuma Press
Sheila E.
Sie spielte bei George Duke, Marvin Gaye, Lionel Richie, Herbie Hancock - und sechs Jahre lang bei Prince, bei dem sie auch sang, und mit dem sie zwischendurch liiert war. Ihre Soloplatte "A Love Bizarre" war ein Megaerfolg. Auf der "Rolling Stone"-Liste der 100 besten Schlagzeuger der Welt tauchen nur fünf Frauen auf. Sheila E. ist eine von ihnen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Sayles
Keith Moon
Wahrscheinlich der verrückteste Schlagzeuger aller Zeiten, Vorbild für das "Muppet-Tier". Er tobte hinter dem Drumset und zerschlug es genauso gerne wie er Hotelzimmer und Autos zerlegte. Einmal entzündete er während einer Fernsehshow eine Ladung Schwarzpulver in seiner Bassdrum und legte damit landesweit den ganzen Sender lahm. Damit ging die Karriere von The Who erst richtig los.
Bild: picture-alliance/Everett Collection
Dave Grohl
Der härteste Rockschlagzeuger der Welt, sagt man. Er war Drummer bei Scream und bei Nirvana - bis sich die Band nach Kurt Cobains Tod auflöste. Er machte ein Gastspiel bei Queens Of The Stone Age; inzwischen ist er Bandleader, Gitarrist und Sänger der Foo Fighters. Hier ist er mit Lemmy und Slash von Guns N'Roses zu sehen. Er spielt gerne auch in Allstar Rockbands wie Them Crooked Vultures.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Das Tier (Animal)
Natürlich darf er nicht fehlen in der Sammlung der berühmtesten Schlagzeuger. In der Band der "Muppet Show" tobt er an seiner Kiste herum wie seine menschlichen Kollegen Keith Moon oder Dave Grohl. Kein Wunder, dass Letzterer auch in der Muppet Show vorbeiguckte und sich mit dem Tier "battlen" musste. Zu sehen im Link...
Bild: Getty Images/E. Miller
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"Wie kann man einen Schlagzeuger am schnellsten aus dem Konzept bringen? Indem man ihm ein Notenblatt vorlegt." Dieser Drummer-Witz ist noch einer der harmloseren. Schlagzeuger gelten als dumm, laut, völlig unmusikalisch und nicht in der Lage, das Tempo zu halten. Eine Randgruppe unter Musikern also.
Dass das nicht der Wahrheit entspricht, beweisen unzählige Drummer, die Musikgeschichte geschrieben haben, die sehr wohl in der Lage sind, Noten zu lesen, Songs zu schreiben und Bandleader zu sein. Leuchtende Beispiele - von Ginger Baker bis Dave Grohl - sind in unserer Bildergalerie zu sehen.
Seit 2008 wird, initiiert vom Landesmusikrat Schleswig-Holstein, ein Instrument des Jahres bestimmt und mit allerlei Förderungen und Veranstaltungen bedacht. Nach Oboe, Orgel oder Harfe ist mit dem Drumset nun ein wahrer Krachmacher an der Reihe, der in der klassischen Musik ein Nischendasein führt, in der Pop- und Rockwelt aber unverzichtbar ist. Funfact: Das Schlagzeug, so wie wir es heute kennen, ist gerade mal 100 Jahre alt.
Trommeln aus der ganzen Welt
Trommeln gibt es seit Menschengedenken. Zum Beschwören der Götter und Geister, als Heiltherapie, als Rhythmusinstrument beim Tanz, oder als Taktgeber. Überall auf der Welt gibt es traditionelle Trommeln verschiedenster Art, mit unterschiedlichen Formen und Klängen - von der irischen Bodhrán, der Darbuka aus Nordafrika, der westafrikanischen Djembé bis zu indischen Tablas, japanischen Taiko-Trommeln, südamerkanischen Timbas und karibischen Steel Drums. Viele der traditionellen Instrumente aus der Weltmusik haben auch westliche Pop- und Rockmusiker beeinflusst, die die Klänge dieser Trommeln in ihre Musik integriert haben.
Wie traditionelle Trommeln Popstars beeinflussen
Ob afrikanische Djembe oder indische Tabla: Trommeln geben auch bei Rockstars wie den Rolling Stones oder Peter Gabriel den Rhythmus vor. 2022 ist das Drumset Instrument des Jahres.
Bild: CARL DE SOUZA/AFP/Getty Images
Die königlichen Trommler aus Burundi
Karyenda nennt man in Burundi die Trommeln aus ausgehöhlten, mit Fell überzogenen Baumstämmen. Der rituelle Tanz zum Klang der Karyenda ist ein großes Spektakel und wird traditionell bei Geburten, Beerdigungen oder der Krönung eines Häuptlings aufgeführt. 2014 wurde er von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt. Es heißt, die Trommelschläge könnten böse Geister verjagen.
Bild: Alfonso Della Corte/robertharding/imago images
"The Jungle Line" von Joni Mitchell
Die königlichen Trommler von Burundi haben verschiede Musiker beeinflusst, darunter The Clash, Echo and the Bunnymen, Adam and the Ants, Malcolm McLaren und Bow Wow Wow. Die Feldaufnahme einer ihrer Auftritte wurde 1975 auf dem Album "The Hissing of Summer Lawns" der kanadischen Liedermacherin Joni Mitchell verewigt: "The Jungle Line".
Bild: picture-alliance/Photoshot
Sprechende Trommeln
Tonale Sprachen können auf der wie ein Stundenglas geformten Trommel imitiert werden - was dem Instrument den Namen "sprechende Trommel" einbrachte. Sie wird unter den Arm geklemmt; durch Anspannen und Loslassen des Oberarmes kann dann die Tonhöhe bestimmt werden. In Afrika wurden so Jahrhunderte lang Nachrichten übermittelt - davon leitet sich auch der deutsche Ausdruck "Buschtrommel" ab .
Bild: Zelfit/imago images
Peter Gabriel: "In Your Eyes"
Auf seinem fünften Solo-Album, "So", bringt der britische Rockstar Peter Gabriel 1986 eine solche Trommel zum Einsatz. Das Lied "In Your Eyes" performt er gemeinsam mit Youssou N'Dour (r., bei einer Show 2014), wobei der senegalesische Superstar am Ende in seiner Muttersprache Wolof singt. Begleitet wird er dabei vom französischen Schlagzeuger Manu Katché, der die sprechende Trommel spielt.
Bild: Larry Busacca/Getty Images
Fingerfertigkeit ist gefragt
Die Tabla ist das wichtigste Percussion-Instrument Indiens und gibt vor allem in der klassischen nordindischen Musik den Ton an. Sie besteht aus zwei kleinen Kesseltrommeln aus Messing oder Kupfer, der "Bayan" und der "Dayan". Die kleinere wird mit der linken, die andere mit der rechten, dominanten Hand geschlagen. Auf dem Bild wartet der indische Tabla-Virtuose Zakir Hussain auf seinen Einsatz.
Bild: Leo Carreño/Demotix/picture alliance
"Black Mountain Side" von Led Zeppelin
Obwohl die Inspiration für diesen Song von einem traditionellen irischen Volkslied namens "Down by Blackwaterside" stammte, bekam es dank des Tabla-spielenden Schlagzeuger- und Sitarspielers Viram Jasani einen indischen Einschlag. "Black Mountain Side" wurde im Oktober 1968 in den Olympic Studios in London aufgenommen und war Teil des 1969 erschienenen Debütalbums der Gruppe, "Led Zeppelin".
Bild: picture-alliance/Globe-ZUMA
Die irische Bodhrán
Diese irische Trommel soll älter als das Christentum sein und wurde ursprünglich eher als Werkzeug denn als Instrument eingesetzt. Sie wurde unter anderem zum Transport von Torf verwendet. Für die Musik der irischen Folkband The Chieftains spielte sie eine wichtige Rolle. Hier sieht man Kevin Conneff auf der Bodhrán und seinen Bandkollegen Matt Molloy an der Flöte.
Bild: Jeff Moore/Zuma/imago images
"The Rocky Road to Dublin" mit den Rolling Stones
The Chieftains, denen die Popularisierung der irischen Folk-Musik zugeschrieben wird, erlangten in den 1970er-Jahren in den USA weitere Anerkennung, als sie an dem oscarprämierten Soundtrack zu Stanley Kubricks Film "Barry Lyndon" mitwirkten. Ihr 1995 erschienenes Album "The Long Black Veil" enthielt berühmte Kollaborationen wie "The Rocky Road to Dublin", das sie mit den Rolling Stones aufnahmen.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gombert
Lateinamerikanische Klänge
Auch lateinamerikanische Schlaginstrumente wie Congas, Bongos und Timbales haben in der Mainstream-Musik eine wichtige Rolle gespielt. Hier ist der berühmte mexikanisch-amerikanische Gitarrist und Songschreiber Carlos Santana zu sehen. Seine Band produzierte Hits wie "Black Magic Woman" und "Smooth", die von Schlaginstrumenten wie den Maracas, die der Sänger hier schüttelt, begleitet wurden.
Bild: Boris Roessler/dpa/picture-alliance
"They Don't Care About Us" von Michael Jackson
Die brasilianische Trommelgruppe Olodum (im Bild) ist schon lange in der berühmten Karnevalsszene des Landes etabliert. Weltweite Bekanntheit erlangte sie jedoch im Jahr 1996, als sie in dem Michael-Jackson-Song "They Don't Care About Us" zu hören war. Die Band engagiert sich auch aktiv in sozialen Bewegungen gegen Rassismus und für Bürger- und Menschenrechte.
Bild: Yang Lei/Photoshot/picture alliance
Kulturelle und musikalische Unterschiede überbrücken
Trilok Gurtu ist ein weiterer Meistertrommler und Pionier der Weltmusik, der klassische indische Musik, westlichen Jazz und Funk, afrikanische Musik und brasilianische Musik nahtlos miteinander verschmelzen lässt. Er hat unter anderem mit Gary Moore, John McLaughlin, Jan Garbarek, Joe Zawinul und Robert Miles zusammengearbeitet.
Das Drumset wurde von den deutschen Landesmusikräten zum Instrument des Jahres 2022 gekürt. Aus aller Welt kommen die Schlaginstrumente, die in Drumsets eingebaut werden. Trommeln sind mehr als nur Musikinstrumente, sie gelten in manchen Kulturen als heilig und werden als Kommunikationsmittel oder zu religiösen Zwecken verwendet. In manchen Fällen ist auch ihre Herstellung mit Ritualen verbunden.
Bild: Nic Bothma/epa/dpa/picture-alliance
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Schnarrtrommeln aus dem Mittelalter
Als Taktgeber waren dicke Trommeln auf den antiken Galeeren gebräuchlich: Die Ruderer wurden mit dumpfen Trommelschlägen angetrieben und im gleichen Takt gehalten. Im Mittelalter brachten Kreuzritter die ersten kleinen Trommeln aus dem Nahen Osten nach Europa. Soldaten benutzen die "Schnarrtrommeln" zur Unterstützung beim Marschieren. Und im 16. Jahrhundert brachten die Kriege mit dem Osmanischen Reich Becken und Pauken hierher. Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis all diese Schlaginstrumente zu einem "Set" zusammengebastelt wurden.
Wahrscheinlich kam die Initialzündung dazu auf der anderen Seite des Atlantiks: Im Süden der USA hatte sich ein Völkergemisch gebildet, mit spanischen, französischen Einflüssen - und auch mit afrikanischen, denn in den Südstaaten herrschte Sklaverei. So flossen dort unterschiedliche kulturelle Strömungen ineinander, die europäische und die afrikanische. Gerade im Schmelztiegel New Orleans entstanden zahlreiche Musikgruppen.
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Ein Schlagzeug-Set sparte mehrere Musiker ein
Nach dem Ende des US-amerikanischen Sezessionskrieges 1865 wurde die Sklaverei abgeschafft und die Militärkapellen wurden überflüssig. Die befreiten Sklaven konnten nun eigenes Geld verdienen. Militärmusiker verkauften ihre Instrumente für wenig Geld - und schnell entstanden kleine und große Orchester, vor allem mit schwarzen Musikern. Die spielten das Repertoire der weißen Militärkapellen. Sie traten als Marching Bands auf den Straßen auf und spielten bei Tanzabenden auf Flussdampfern, in Bars und Bordellen.
Die Besetzung: mehrere Blasinstrumente, Gitarre, Banjo und die Trommler: einer an der großen Trommel, einer an der "Snare", die wie eine Marschtrommel klingt, und einer, der die Becken zusammenschlug. Mit der Zeit erwies sich das als unwirtschaftlich für die Bands. So probierte man, die verschiedenen Trommeln und Becken zusammenzubauen oder mit bestimmten Techniken gleichzeitig zu spielen.
Mehrere Drummer hatten bereits mit Fußmaschinen experimentiert; die erste soll schon 1850 gebaut worden sein. Doch erst mit der steigenden Nachfrage wurde diese Idee richtig populär. Als Erfinder eines gebrauchsfähigen Bassdrum-Pedals gilt der Amerikaner G.R. Olney (oft auch J.R. Olney genannt). Mit seiner Fußmaschine hatte ein Trommler nun seine Hände frei, um andere Instrumente zu schlagen. Die Firma Ludwig & Ludwig - Söhne deutscher Einwanderer - brachte das Teil Ende des 19. Jahrhunderts in Serie.
2018 feierte das Schlagzeug seinen 100. Geburtstag
Schnell entstanden die ersten Schlagzeuge, die große Ähnlichkeit mit den heutigen Drumsets haben. Im Zentrum die dicke Bassdrum, die mit einem Fußpedal geschlagen wird, davor die Snare. Eine Hi-Hat (ein Doppelbecken, das mit einer Fußmaschine aufeinandergeschlagen wird) und verschiedene weitere Trommeln, Percussionsinstrumente und Becken.
Tatsächlich aber ist das erste funktionstüchtige in Serie gegangene komplette Schlagzeugset 1918 durch die Ludwigs, die ihre Firma inzwischen Ludwig Drum Corporation nannten, auf den Markt gebracht worden.
Später bauten auch die Firmen Gretsch (USA), Premier (Großbritannien) und Sonor (Deutschland) Schlagzeuge, und schließlich kamen mit Yamaha, Pearl und Tama auch asiatische Firmen auf den Markt. Bis heute bieten alle hochqualitative Schlagzeugsets. Die Hersteller der Becken aber haben eine uralte osmanische Tradition. Auch wenn die bekanntesten Firmen heute in den USA oder Kanada sitzen: Die Firmen Zildjian und Sabian haben ihren Ursprung im Konstantinopel des 16. Jahrhunderts.
Am 31.12.2021 widmet sich die Deutsche Welle mit einem Thementag der Popmusik. "Pop24" läuft ab 9 Uhr MEZ 24 Stunden lang auf DW Deutsch und DW Deutsch+ und im DW-Stream.