Künstler schaffen aus Plastikflaschen, ausgemusterten Zahnbürsten oder Tüten Skulpturen oder entwickeln Architekturen. Ein kreativer Versuch, die Wegwerfmentalität zu bekämpfen.
Bild: picture-alliance /AP Photo/Y. LoggheEin riesiger Papageienfisch aus zahllosen bunten Einzelteilen aus Plastik liegt an der Küste des Bundesstaats Oregon in den USA. Er besteht aus Zahnbürsten, Spielzeug, Sandalen oder Schraubverschlüssen, die an die Küste von Oregon gespült wurden. "Washed Ashore" ist eine Umweltaktivistengruppe um die US-Künstlerin Haseltine Pozzi, die auf die Zunahme von Plastikmüll aufmerksam macht.
Bild: Washed AshoreDer Wegwerf-Raum des britischen Künstlers Nick Wood wurde aus 15.000 Plastikflaschen hergestellt. Ungefähr diese Zahl an Wasserflaschen wandert in Großbritannien jede Minute in den Müll. Auch Wood will vor den verheerenden Auswirkungen von Plastik auf die Ozeane warnen. Zu sehen war sein "Space of Waste" im Mai 2018 im Londoner Zoo.
Bild: Imago/Zumapress/S. ChungDas Plastik-Problem rangiert auf der Agenda der EU in Brüssel inzwischen ganz oben. Künftig sollen Plastikbesteck, Ohrenstäbchen oder Strohhalme aus den Geschäften verschwinden. Der slowenische Künstler "The Miha Artnak" hat schon 2011 auf die Verschwendung vor dem EU-Parlament in Brüssel mit einem Plastik-Monster aus 40.000 Wegwerf-Teilen aufmerksam gemacht.
Bild: picture-alliance /AP Photo/Y. LoggheAfrikanische Masken haben eine lange Tradition, die der Künstler Ed Franklin Gavua aus Ghana aufgreift. Mit seiner Kollektion macht er auf die Wegwerfmentalität aufmerksam, die auch in Afrika grassiert. Er recycelt alles, was er auf der Straße findet oder was die Menschen bei ihm abliefern. Außerdem sammelt er Spenden, um die Strände vor der Hauptstadt Ghanas von Müll zu reinigen.
Bild: Ed Franklin GavuaDass man den Plastik-Müll auch sinnvoll nutzen kann, zeigt der Kanadier Robert Bezeau. Auf der 62 Quadratmeter kleinen Insel Isla Colon, die zu Panama gehört, fallen jährlich etwa 1,5 Millionen Plastikflaschen an. Er sammelte einen Teil davon auf seinem Grundstück und baut aus ihnen Gebäude, wie diese Burg aus PET-Flaschen. Sogar ein Schulgebäude ist aus dem Wegwerf-Baumaterial entstanden.
Bild: Oliver RistauSchon seit mehr als 20 Jahren schickt der Kölner Künstler HA Schult seine "Trash People", seine Müllmenschen, rund um die Welt. Sie waren schon auf der chinesischen Mauer, dem Roten Platz in Moskau oder vor den Pyramiden von Gizeh ausgestellt. HA Schult nennt sie auf seiner Homepage auch die "Flüchtlinge der Konsumgesellschaft".
Bild: picture-alliance/dpa/S. KembowskiDer Katalane Joan Miró (1893-1983) sammelte schon als Kind an den Stränden Strandgut. Erst viel später, mit über 80 Jahren, verarbeitete er seine Fundstücke zu phantasievollen Skulpturen. Er schuf eine Welt riesiger Monster und abstrakter Figuren. Ob er dabei auch ökologische Interessen verfolgte, ist eher unwahrscheinlich. Das Müllproblem in den Ozeanen war damals noch nicht so drastisch.
Bild: picture-alliance/dpa/M. ReadPlastikspielzeug, Wasserflaschen, Zahnbürsten - sie alle müssen irgendwohin, wenn sie nicht mehr verwendet werden können. Oft genug findet man sie an Stränden oder im Meer wieder.
Ein strengerer Umweltschutz steht mittlerweile auch auf der Agenda der Europäischen Kommission, die auf die Reduktion von Plastikprodukten setzt. 2014 beschloss die EU, dass im Jahr 2017 nur noch die Hälfte der Plastiktüten und bis 2019 nur noch 20 Prozent hergestellt werden. Ab 2030 sollen alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein.
Diese Woche hat sich die EU-Kommission außerdem dafür ausgesprochen, noch drastischer gegen Plastikmüll vorzugehen. Kaffeestäbchen zum Umrühren, Strohhalme oder Plastikbesteck sollen verboten werden. Diese typischen Einmalartikel, die oft nur für fünf Minuten in Verwendung sind, brauchen 500 Jahre, um zu verrotten. Sie sollen künftig durch recyclebares Material ersetzt werden.
Kreativer Umgang
Aber was passiert mit dem Plastik, das jetzt schon überall herumliegt? Künstler und Designer weltweit haben in den letzten Jahrzehnten kreative Umgangsformen entwickelt. Umweltbewusstsein bewies sogar schon der katalanische Surrealist Joan Miró (1893-1983), der in seinen letzten Lebensjahren auf Mallorca lebte und für einige seiner Skulpturen herumliegendes Strandgut aufsammelte und verwendete.
Fünfzig Jahre später nennt sich der 1967 in Ghana geborene Künstler Ed Franklin Gauva die "Stimme des Abfalls". Er verwandelt Müll in Masken.
In unserer Bildergalerie stellen wir einige innovative Methoden des künstlerischen Recyclings vor.