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Kaum Frauen im Top-Management

14. Mai 2018

Beim internationalen Vergleich des Frauenanteils im Top-Management der größten Börsenunternehmen hinkt Deutschland hinterher. Laut einer Studie besetzen in den USA und Schweden doppelt so viele Frauen Vorstandsposten.

Illustration Frauen im Vorstand
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Frauen im Topmanagement würden in Deutschland als schwierige Herausforderung wahrgenommen, in anderen Ländern sehe man dagegen neue Möglichkeiten, heißt es in einer aktuellen Studie der deutsch-schwedischen Allbright Stiftung. Danach belegt Deutschland bei einem Vergleich des Frauenanteils in den Vorständen großer Börsenunternehmen hinter Frankreich, Großbritannien, Polen, den USA und Schweden den letzten Platz.

Zwar seien die Vorstände der großen DAX-Konzerne schon weiblicher und internationaler als die kleiner und mittlerer deutscher Börsenunternehmen, doch erreichten sie am Stichtag der Studie, dem 1. April 2018, nur einen Frauenanteil von zwölf Prozent.

"Verkrustete Strukturen"

"Verkrustete Strukturen und das Festhalten am Gewohnten bremsen nicht nur die Entwicklung des Frauenanteils in deutschen Konzernen", heißt es dazu aus der Geschäftsführung der Allbright Stiftung. "Ein weiteres Zurückbleiben bei Diversität und Digitalisierung wäre mit Blick auf den internationalen Wettbewerb gefährlich." Es brauche eine grundsätzliche Änderung der Denkweise in den deutschen Konzernen, denn ein höherer Frauenanteil in den Vorständen könne ein hervorragender Treiber des notwendigen Wandels sein, so der Stiftungs-Vorstand.

Unternehmen wie Apple, IBM, Volvo, Coca-Cola oder Hennes & Mauritz hätten laut der Studie zum Teil bereits deutlich mehr als 30 Prozent Frauen in ihren Vorständen. Ebenso L'Oréal und Danone in Frankreich, Unilever in Großbritannien oder Energa in Polen. Deutschland sei das einzige Land in diesem Vergleich, in dem keines der großen Börsenunternehmen überhaupt einen Frauenanteil von 30 Prozent im Vorstand erreicht.

90 Prozent der großen Börsenunternehmen in den USA hätten mehrere Frauen im Vorstand - in Deutschland sei das die Ausnahme und gelinge nur bei Allianz, Daimler, SAP und Siemens. Eine Frau könne in Deutschland Bundeskanzlerin werden, aber nicht CEO: Deutschland sei das einzige Land im Vergleich, in dem kein einziges der großen Börsenunternehmen einen weiblichen Vorstandschef habe, heißt es in der Studie.

Frauen müssen "gewollt" sein

Gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien wichtig für einen hohen Frauenanteil im Management. Der Ländervergleich zeigt jedoch: Wirklich entscheidend sei die Einstellung der Unternehmen: Wenn Frauen und Vielfalt im Top-Management strategisch gewollt sind, steige der Anteil signifikant, unabhängig von den Rahmenbedingungen.

So sei in Schweden der Frauenanteil in den Vorständen trotz jahrzehntelang bester Bedingungen erst dann größer geworden, als die Unternehmen die betriebswirtschaftliche Relevanz gemischter Unternehmensführung realisiert hätten. Die USA sind laut der Studie das Land mit den schlechtesten Rahmenbedingungen, doch nutzten die Unternehmen die weiblichen Ressourcen am konsequentesten und erreichten so den höchsten Frauenanteil in den Vorständen.

Die Allbright Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und Berlin.Sie setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein. Die privat finanzierte Stiftung wurde 2011 in Stockholm vom schwedischen Unternehmer Sven Hagströmer ins Leben gerufen, seit März 2016 gibt es eine deutsche Schwesterstiftung in Berlin. Nach eigenen Angaben verweist der Name Allbright auf den Ansatz, Führungsteams mit "the brightest", den Begabtesten, zu besetzen, anstatt sich auf die Rekrutierung aus einer immer gleichen homogenen Gruppe zu beschränken.

ul/dk (Allbright Stiftung)

 

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