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Schmerzhafte Einschnitte bei Karstadt

15. Juli 2014

Ein neuer Investor ist nicht gefunden, daher muss der Karstadt-Konzern weiter versuchen, allein auf die Beine zu kommen. Nichts sei mehr sicher und es werde "schmerzhafte Einschnitte" geben, so der Aufsichtsratschef.

Karstadt Hamburg 11.07.2014
Bild: picture-alliance/dpa

Es sind keine guten Nachrichten für die 17.000 Mitarbeiter des angeschlagenen Karstadt-Konzerns. Sie müssten mit tiefen Einschnitten in das Filialnetz von Karstadt rechnen, sagte Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Zwar gebe es noch keine konkreten Schließungsbeschlüsse, "aber das Unternehmen macht sich seit einiger Zeit berechtigte Sorgen um die Profitabilität von mehr als 20 Häusern." Das entspricht etwa einem Viertel der bundesweit 83 Karstadt-Häuser.

"Es wird schmerzhafte Einschnitte geben müssen, um dem gesunden Kern eine Zukunft zu geben", betonte Fanderl. Mit Einschnitten sei auch in der Essener Hauptverwaltung und in der Logistik zu rechnen, so Fanderl. "Die Kraft der Karstadt-Filialen, zu hohe Zentral- und Logistikkosten zu tragen, ist genauso begrenzt wie die Fähigkeit, auf Dauer eine zu große Zahl unprofitabler Standorte zu betreiben."

Sanierungskonzept in Arbeit

Das Management arbeite mit Hochdruck daran, dem Aufsichtsrat und den Arbeitnehmergremien "zeitnah" ein umfassendes und belastbares Sanierungskonzept vorzuschlagen. Mit allen Vertragspartnern des angeschlagenen Warenhausunternehmens sollen Gespräche geführt werden. Mit dem Warenkreditversicherer des Unternehmens sei eine Verlängerung des Vertrages um ein Jahr erreicht worden. Damit ist das für das Unternehmen besonders wichtige Weihnachtsgeschäft gesichert. Karstadt habe auch genug Liquidität und sei handlungsfähig, versicherte Fanderl. Karstadt verdiene aber "über die Ladenkasse noch immer kein Geld".

Nicolas Bergruen hatte vor fünf Jahren Karstadt für einen Euro gekauftBild: picture-alliance/dpa

Keine Erholung nach der Insolvenz

Karstadt schreibt seit Jahren rote Zahlen und hatte 2009 Insolvenzantrag gestellt. Investor Nicolas Berggruen hatte den Karstadt-Konzern im Juni 2010 für den Symbolpreis von einem Euro übernommen. Seither versucht der defizitäre Kaufhof-Konkurrent, wieder auf Kurs zu kommen. Kritiker werfen dem Eigentümer vor, dem Unternehmen die für eine Sanierung notwendige Finanzspritze bislang versagt zu haben. Die 28 Sporthäuser sowie die drei Premiumhäuser Kadewe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München wurden im vergangenen Jahr an eine Investorengruppe um den österreichischen Immobilienentwickler René Benko und den israelischen Geschäftsmann Beny Steinmetz verkauft.

Zuletzt wurde die frühere Ikea-Managerin Eva-Lotta Sjöstedt für das verbliebene Warenhausgeschäft geholt. Die Hoffnungsträgerin hatte erste Vorschläge für die Neuaufstellung ausgearbeitet. Doch vor einer Woche warf sie nur knapp fünf Monate nach ihrem Amtsantritt das Handtuch. Sie sehe keine Basis mehr für den von ihr angestrebten Sanierungsprozess, hatte die Schwedin überraschend Anfang vergangener Woche erklärt.

Auch Eva Lotta Sjöstedt brachte keine Erlösung für KarstadtBild: picture-alliance/dpa

Anfängliche Gerüchte, dass der österreichische Karstadt-Investor Benko auch den Rest der Warenhaus-Kette kaufen würde, wurden Medienberichten zufolge inzwischen entkräftet. Das Paket wäre für ihn nur interessant, wenn Karstadt-Eigentümer Berggruen ein schlüssiges Sanierungskonzept vorlege, was er bislang nicht habe liefern können.

iw/qu (dpa, afp, rtr)

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