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Schmuck ist Macht

Christine Gruler3. Juli 2002

Seit über 100 Jahren schreibt Cartier Schmuckgeschichte. Teile der legendären Sammlung "Art de Cartier" sind jetzt in Berlin zu sehen. Ettore Sottsass, der Alt-Star des italienischen Designs, hat den Schmuck inszeniert.

Ettore Sottsass hat die Cartier-Juwelen auch mit dem Objektiv festgehalten.Bild: Sottsass Associati

Türsteher in elegantem Schwarz stehen vor dem Eingang des Vitra Design Museums. Sie haben einen millionenschweren Schatz zu bewachen - und Klasse zu repräsentieren. Cartier ist eines der renommiertesten Schmuckhäuser der Welt.

Ruhm und Glamour

Diadem, Cartier Paris, 1914Bild: Nick Welsh/ Cartier

Dunkel ist es in der Ausstellungshalle. Eine "Ahnengalerie" berühmter Cartier-Träger empfängt den Besucher im Eingangsbereich - von Königin Elisabeth von Belgien über die Herzogin von Windsor bis zum Maharadscha von Patiala. Auffallend darunter: Das Porträt der mexikanischen Schauspielerin Maria Felix, deren Hals zwei von Cartier 1966 kreirte Krokodile zieren.

Im Innern der Halle des ehemaligen Abspannwerks hat Sottsass, Kurator und Gestalter der Schau, einen Umgang geschaffen. Die Besucher werden um schreinartige Vitrinen gelenkt, aus denen die Schmuckstücke aus dem Dunkel aufscheinen:

Collier "Crocodiles", Catier Paris, 1975Bild: Cartier

Hier funkelt silbern ein Diadem, dort prahlt ein Collier in knalligem Grün. Auch Gruppen von Accessoires sind zu sehen: wie in sanftem Perlmutt schimmernde Zigaretten-Etuis etwa oder Necessaires aus den 20er Jahren in chinesischem Design. Wir erfahren, dass Mrs. Cole Porter das Armband "Tutti Frutti" trug. Und dass der Maharadscha von Nawanagar die "Elephant Mystery Clock" anfertigen ließ.

Am Ende sind sie schließlich wieder da - die Krokodile der mexikanischen Schauspielerin. Diesmal im Original: Goldgelb und Smaragd leuchtet das Collier aus dem Dunkel der letzten Vitrine.

Detail Collier, Cartier London, 1936Bild: Nick Welsh/ Cartier

Schmuck ist Ausdruck von Macht

Keiner anderer als Ettore Sottsass, das Reptil in der Riege moderner Produktdesigner, hätte die Hauptthematik der Cartier-Juwelen so perfekt inszenieren können: Schmuck ist Ausdruck von Macht.

"Elephant Mystery Clock", Schmuck-Uhr von Cartier Paris, 1928Bild: Welsh/ Cartier

Die hinter dieser Formel stehende Mystik bricht mit allen gestalterischen Codes modernen Designs. Während im Design die Gesetze der Konstruktion und der Logik dominieren, gelten für den Schmuck ganz andere Regeln. Immer steht Schmuck in enger Beziehung zum menschlichen Körper.

Verschiedene Themen lassen sich, so Sottsass, erkennen. Auf eines allerdings konzentriert er den Blick des Betrachters: "Wenn man mächtig ist, muss man den anderen zeigen, dass man mächtig ist."

Weniger ist mehr

Collier und Armband, Cartier Paris, 1936Bild: Welsh/ Cartier

Aus etwa 2000 Schmuckstücken hat der in Italien lebende Designer ca. 200 ausgewählt. Qualität vor Quantität – diesem Grundprinzip seiner eigenen Gestaltung bleibt er auch bei der Präsentation der Cartier-Juwelen treu. "Jedes Schmuckstuck", sagt Sottsass, "musste so dargeboten werden, dass es die ungeteilte Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht – als wäre es das einzig sichtbare Objekt."

Doch nicht nur die Reduktion auf wenige Objekte ist das Geheimnis, sondern auch Konzentration: niemals werden mehr als drei Juwelen an einem Ausstellungsplatz gezeigt. Große leere Flächen trennen die Schmuckstücke und lassen dem Betrachter Zeit, deren Präsenz wirken zu lassen.

Wie sagte Ettore Sottsass einst: "Sollten wir jemals gerettet werden, dann von der Schönheit."

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