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Musik

Schneller, perfekter, leidenschaftlicher

Rick Fulker
30. November 2017

Der Vergleich zweier Musikinterpretationen mag wie der zwischen Äpfeln und Birnen sein: Er liegt in der Persönlichkeit des Künstlers. Den Faktor Mensch unterstreicht ein Klavierwettbewerb in Bonn.

Telekom Beethoven Competition Bonn 2015 - Filippo Gorini
Filippo Gorini spielt zum AuftaktBild: International Telekom Beethoven Competition Bonn/Foto: Dan Hannen

Es gibt kaum einen Klassik-Musiker heute, der sich nicht früher oder später in einem Wettbewerb durchsetzen musste. Einer der wichtigsten Deutschlands im Klassikbereich fokussiert sich auf das Klavier und findet alle zwei Jahre in der Geburtsstadt Ludwig van Beethovens statt. Er wird nach ihm sowie dem ortsansässigen Großkonzern genannt: die Internationale Telekom Beethoven Competition Bonn (ITBCB).

Nach dem "Welcome Concert" am 30. November in der Telekom-Zentrale in Bonn mit dem jungen italienischen Pianisten Filippo Gorini, Preisträger der ITBCB 2015, geht es an neun Tagen weiter. Nach drei Runden treten die drei Finalisten gegeneinander beim Finale am 9. Dezember im Bonner Telekom Forum an. Jeder spielt ein Klavierkonzert Beethovens, bevor die Jury ihre Entscheidung fällt und den Gewinner - oder die Gewinnerin - bekannt gibt.

An dieser siebten Auflage des Wettbewerbs nehmen 25 Pianistinnen und Pianisten aus 17 Ländern teil, die sich in der Vorrunde gegen 100 Mitbewerber durchgesetzt haben. Werke von Ludwig van Beethoven gehören zu den Pflichtstücken in allen Wettbewerbsrunden. Dabei stehen auch andere Stilepochen vom Barock zur Moderne auf dem Programm.

Interaktivität und Publikumsbeteiligung 

Wie bei anderen Musikwettbewerben können Besucher vor Ort alle Runden live verfolgen. Was die ITBCB jedoch von anderen unterscheidet, ist ihr starker interaktiver Charakter: Alle Runden werden im Livestream übertragen, und auch das virtuelle Publikum kann für seinen Favorit abstimmen. Durch das Publikums-Voting kann sogar ein Kandidat in die nächste Runde kommen, auch wenn die internationale Jury anders entschieden hat.

Alles wird aufgenommen und multimedial verbreitetBild: International Telekom Beethoven Competition Bonn/Foto: Dan Hannen

"Wir räumen dem Publikum immer mehr Möglichkeiten ein, am Wettbewerb aktiv teilzunehmen", sagte der künstlerische Leiter und Juryvorsitzende Pavel Gililov im DW-Interview. Den Faktor Konkurrenz spielt Gililov herunter: "Ich sehe unseren Wettbewerb als ein internationales Klavierfestival." Dennoch mit einem Unterschied: "Fürs Publikum hat ein Wettbewerb etwas Romantisches an sich, weil er mit neuen Entdeckungen in Verbindung steht - anders als bei normalen Festivals, wo man ungefähr weiß, was auf einen zukommt."

Ebenfalls ungewöhnlich an der ITBCB ist, dass am Anfang jedem der 24 Teilnehmer 45 Minuten Spielzeit eingeräumt wird. Dabei gehören die anspruchsvollen Spätsonaten Ludwig van Beethovens gleich in der ersten Runde zum Pflichtprogramm. So kann man die Spreu von Weizen trennen, denn, so Gililov, "Bei Beethoven gehört jede Note zum Konzept. Wenn eine fehlt, gibt es einen Riss in der Struktur."

Nach dem Wettbewerb war alles anders

Korrektes Abspielen der Noten und eine tragfähige musikalische Struktur vorausgesetzt, geht es dann ans Eingemachte: an die Leidenschaft, die gerade dieser Komponist fordert. "Beethoven hasste Interpretation ohne Ausdruck", sagt Pavel Gililov. "Um Beethoven zu spielen, muss man eine engagierte Aufführung mit persönlichem Anteil hinlegen - eine, die durch das eigene Herz geprägt ist."

Einer, der vor zwei Jahren nach einvernehmlicher Meinung genau das getan hat, war der damals 20-jährige Italiener Filippo Gorini. Diesmal bestritt er das "Welcome Concert" am Vorabend der Competition - für ihn eine besondere Herausforderung, verriet er der DW, denn "ich habe die Verantwortung zu zeigen, ob ich mich weiter entwickelt habe oder ob ich den Preis, den ich vor zwei Jahren gewonnen habe, verdient habe".

Bild: Internationale Telekom Beethoven Competition Bonn (ITBCB)

Nach diesem Preis hat sich für Gorini viel verändert. Einerseits muss er mit zahlreichen Terminen, Anfragen und Sonderforderungen von Konzertagenten und CD-Labels zurechtkommen. Dafür gab es aber auch eine erfreuliche Entwicklung: "Ich muss das Repertoire nicht mehr danach aussuchen, was bei einem Wettbewerb ankommt. Jetzt lerne ich die Musik, die ich am meisten liebe - und spiele nur die Stücke, die ich liebe." 

Als Medienpartner der ITBCB übertragt die DW das Abschlusskonzert am 9. Dezember um 19.00 Uhr CET live auf dw.com/kultur und dw.com/culture. Die Sendung euromaxx berichtet ebenfalls über den Wettbewerb. Ferner begleitet ein Blog auf dw.com/musik das Geschehen vom Anfang bis hin zum heißen Schluss der Wettbewerbstage - mit Eindrücken, Kurz- und Hintergrundberichten, Interviews und Fotos. Mit dabei sind vier Studenten vom Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln, die ihre Kenntnisse vom Musikjournalismus bei der DW intensivieren.

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