Schock und Trauer in Thailand
29. März 2025
Erschütterungen, Schwankungen und Trümmer. Im Bangkoks Stadtzentrum sind Tausende Menschen aus ihren Häusern geflohen. Ein Hochhaus stürzte ein, Gebäude wackelten, acht Menschen starben.
Die Auswirkungen des Erdbebens in Myanmar waren so stark, dass sie bis in die thailändische Hauptstadt zu spüren waren. Das Beben mit einer Stärke von 7,7 auf der Richterskala hatte sich am Freitag in der Nähe von Mandalay und Sagaing in Myanmar ereignet.
Am Samstag dauerten die Rettungsaktionen für die unter den Trümmern Eingeschlossenen noch an. Die thailändischen Behörden sprachen zunächst von bis zu 110 Vermissten, doch die Angaben ändern sich fortlaufend.
Angst um Angehörige
Für die Rettungsmaßnahmen beginnt nun ein Wettlauf gegen die Zeit. Nach 72 Stunden wird es immer schwieriger, Eingeschlossene noch lebend aus den Trümmern zu bergen.
Laut Suriyan Rawiwan, Leiter der Feuerwehr und des Rettungsdienstes in Bangkok, wurden bis Samstagvormittag 15 Menschen gefunden. Bei den Rettungsarbeiten werden Drohnen und Spürhunde eingesetzt.
Die Menschen in Bangkok befinden sich in einem mentalen Schockzustand und sprechen von einem noch nie dagewesenen Erdbeben. Die Behörden waren auf die Naturkatstrophe nicht vorbereitet.
Im Laufe des Samstags trafen immer mehr Familienangehörige an der Unglücksstelle ein, einige von ihnen waren sichtlich erschüttert und weinten aus Angst um ihre Angehörigen.
Risse in den Decken
Als Reporter bemerkte ich das Erdbeben und die Erschütterungen am frühen Morgen. Ich war noch im Bett und glaubte zuerst, dass es sich um Bauarbeiten handelte.
Dann bemerkte ich, wie die Menschen im Gebäude in Panik gerieten und evakuiert wurden. Als ich die 20 Stockwerke des Hochhauses hinunterlief, sah ich Risse in den Decken, und es lief Wasser an den Wänden herunter. Es war höchste Zeit, das Haus zu verlassen.
Annis Jongpraset, thailändische Staatsangehörige und stellvertretende Managerin im Rembrandt Hotel in Bangkok, die ihr ganzes Leben in der Stadt verbracht hat, ist fassungslos: "Das ist mir noch nie passiert. Ich habe so etwas hier noch nie erlebt", sagte sie der DW.
"Ich dachte, es wäre mein Blutdruck"
Auch der deutsche Tourist Hans S. brauchte eine Weile, um die Lage zu erfassen. "Ich lag auf meinem Bett und spürte, dass sich etwas bewegte. Ich dachte, es sei mein Blutdruck und stand auf, um ihn zu messen. Dann wurden [die Erschütterungen] stärker. Ich befand mich im 29. Stock meines Hotels", sagte er der DW.
Überall in der Hauptstadt wackelten die Gebäude, Swimmingpools auf den Dächern schwabten über und es fielen Trümmer herunter. Der größte Schaden entstand an einem 30-stöckigen Gebäude in Bangkoks Stadtteil Chatuchak.
In der Nähe des stark frequentierten Chatuchak-Marktes stürzte das im Bau befindliche Gebäude ein. Dann stieg eine riesige Rauchwolke von der Baustelle auf. Mehr als hundert Arbeiter, darunter viele Wanderarbeiter aus Myanmar, waren noch auf der Baustelle und wurden verschüttet.
Andrew Storey, ein britischer Auswanderer aus dem Nordosten Englands, befand sich in seinem Büro im 29. Stock. Er sah, wie das massive Gebäude einstürzte.
Staubwolke aus Zement
"Der beängstigendste Moment war, als ich hinüberschaute und sah, wie das Gebäude auf der anderen Seite des Chatuchak-Parks zusammenbrach und plötzlich in Staub gehüllt war", sagte er der DW.
Das Beben vom Freitag veranlasste den thailändischen Premierminister Paetongtarn Shinawatra, den Notstand für Bangkok auszurufen. Noch am Samstag gab er aber Entwarnung: Die Menschen konnten nach den Evakuierungen in ihre Häuser zurückkehren.
Die Behörden verlängerten die Öffnungszeiten öffentlicher Parks für diejenigen, die wegen möglicher Nachbeben des Erdbebens besorgt waren oder für diejenigen, die wegen des ungewöhnlich starken Verkehrs in und um Bangkok nicht nach Hause zurückkehren konnten.
Die Stadtverwaltung von Bangkok teilte außerdem mit, dass sie 130 freiwillige Ingenieure zur Inspektion von Hochhäusern in der Hauptstadt beauftragt hat.
Doch der Schock des Ereignisses vom Freitag ist noch immer in der ganzen Stadt zu spüren. Die Stimmung ist gedämpft. Die Menschen versuchen zu begreifen, was genau passiert ist, sie wollen wissen, ob sich so etwas wiederholen könnte und was man tun kann, um sich zu schützen.