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Politik

Scholz beschwört Energiepartnerschaft mit Kanada

22. August 2022

Der Bundeskanzler und sein Gastgeber, der kanadische Regierungschef Trudeau, überspielen gewandt die riesigen Hindernisse, die kurzfristigen Energielieferungen nach Europa entgegenstehen.

Kanada I Bundeskanzler Scholz Besuch
Große Pläne: Bundeskanzler Olaf Scholz (links) bei Kanadas Premier Justin TrudeauBild: Paul Chiasson/AP/picture alliance

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit Kanada im Energiesektor hervorgehoben. Das nordamerikanische Land werde bei der Produktion grünen Wasserstoffs eine zentrale Rolle spielen, sagte der SPD-Politiker in Montreal nach einem Treffen mit Premierminister Justin Trudeau. Scholz kündigte an, die Zusammenarbeit auf diesem Feld auszubauen. Für eine Übergangszeit werde aber auch Flüssiggas benötigt, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren.

Russland sei kein zuverlässiger Geschäftspartner, erklärte der Kanzler. Überall in Europa seien Gaslieferungen mit Hinweis auf technische Gründe reduziert worden, welche es in Wahrheit nie gegeben habe. Es komme darauf an, zusammenzustehen, um nicht in die "Falle" des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu tappen, der die Weltgemeinschaft spalten wolle.

"Eine echte Herausforderung"

Trudeau sagte, man werde den Export von Flüssiggas (LNG) über den Atlantik prüfen. Eine der Herausforderungen rund um LNG sei die Höhe der Investitionen in die nötige Infrastruktur. "Wir prüfen jedoch alle anderen Möglichkeiten, um den Deutschen und Europäern kurzfristig zu helfen, da sie im kommenden Winter vor einer echten Herausforderung stehen."

Längster Antrittsbesuch: Der Kanzler nimmt sich für das Gastland gleich drei Tage ZeitBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine und westlicher Sanktionen gegen Moskau sind russische Energielieferungen in die EU mit großer Unsicherheit behaftet. Die seit längerem andauernde Reduktion des Gasflusses durch die Pipeline Nord Stream 1 um 80 Prozent ist aus deutscher Sicht rein politisch motiviert, wie die Bundesregierung mehrfach betonte - und keineswegs technisch, wie der Kreml seinerseits erklärte.

Protest von Umweltschützern

Kanada verfügt über große Erdgasvorkommen. Für eine Ausfuhr nach Europa fehlen allerdings LNG-Exportterminals an der Ostküste und entsprechende Pipelines innerhalb des riesigen Landes. Umweltschützer wenden sich vehement gegen derartige Projekte, über die die jeweilige Provinzregierung zu entscheiden hat.

Scholz wird auf seiner mehrtägigen Reise von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sowie von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation begleitet, zu der auch der scheidende VW-Chef Herbert Diess gehört. Kanada ist Deutschlands Partner in der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten des Westens (G7) und in der NATO.

jj/hf (dpa, rtr)