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Scholz: Frieden für die Ukraine, mehr Stärke für Deutschland

2. März 2023

Ein Jahr nach seiner "Zeitenwende"-Rede: Kanzler Scholz wagt eine Bestandsaufnahme zu Russlands Krieg und dessen Folgen.

Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Regierungserklärung im Deutschen Bundestag
Bundeskanzler Scholz bei seiner Regierungserklärung im Deutschen BundestagBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine als Beitrag zur Verteidigung der internationalen Sicherheit hervorgehoben. "Was für eine fatale Ermutigung des Angreifers wäre es, wenn der Bruch des Völkerrechts und der europäischen Friedensordnung belohnt würde", sagte Scholz in seiner Regierungserklärung zum Ukraine-Krieg und dessen Folgen im Bundestag. "Unsere europäische Friedensordnung ist wehrhaft", betonte er und fügte auch mit Blick auf Lehren aus den Weltkriegen hinzu: "Unser 'Nie wieder' bedeutet, dass der Angriffskrieg niemals zurückkehrt als Mittel der Politik."

"Mit der Waffe an der Schläfe lässt sich nicht verhandeln" 

Scholz machte deutlich, dass aus seiner Sicht im Moment nichts dafür spreche, dass Russlands Präsident Wladimir Putin bereit sei, über die Rückkehr zu solchen Grundsätzen und einen gerechten Frieden zu verhandeln. Es gelte aber: "Mit der Waffe an der Schläfe lässt sich nicht verhandeln - außer über die eigene Unterwerfung." Zuletzt habe die Weltgemeinschaft bei der UN-Generalversammlung die klare Botschaft an Putin gesandt: "Ziehen Sie Ihre Truppen zurück - dann ist dieser Krieg augenblicklich vorbei!"

"Liefern Sie keine Waffen an den Aggressor Russland"

Der SPD-Politiker forderte in diesem Zusammenhang China auf, Russland nicht mit Waffenlieferungen zu unterstützen: "Liefern Sie keine Waffen an den Aggressor Russland." Die Führung in Peking müsse vielmehr ihren Einfluss auf Moskau nutzen, "um auf den Rückzug russischer Truppen zu drängen".

Aufmerksame Zuhörer des Bundeskanzlers auch auf den Besucherrängen des Plenarsaals Bild: Annegret Hilse´/REUTERS

Scholz äußerte sich auch zu dem von China vorgelegten Zwölf-Punkte-Plan für ein Ende des Ukraine-Kriegs. Es sei gut, dass Peking darin "die klare Botschaft gegen den Einsatz von Nuklearwaffen" wiederholt habe und sich eindeutig gegen den Einsatz biologischer und chemischer Massenvernichtungswaffen stelle.

"Brauchen eine Produktion von wichtigen Waffen, Geräten und Munition"

Der SPD-Politiker warb zugleich für den Aufbau einer stärkeren heimischen Rüstungsindustrie. "Wir brauchen eine laufende Produktion von wichtigen Waffen, Geräten und Munition." Diese Produktion erfordere langfristige Verträge und Anzahlungen, um Fertigungskapazitäten aufzubauen. "So schaffen wir hier in Deutschland eine industrielle Basis, die ihren Beitrag leistet zur Sicherung von Frieden und Freiheit in Europa."

Bundeswehr: Schleppende Zeitenwende

01:33

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Deutschland sei "im Licht der Zeitenwende widerstandsfähiger geworden", so der Kanzler weiter. Abermals bekannte er sich in seiner Rede auch zum Ziel der NATO-Mitglieder, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben.

"Wir sind gut durch den Winter gekommen" 

Zuversichtlich blickt der Bundeskanzler schließlich auf die Energieversorgung in Deutschland. "Wir sind gut durch diesen Winter gekommen - auch ohne russische Gaslieferungen." Es sei zuvor die Rede von kalten Wohnungen gewesen, von der Zwangsabschaltung ganzer Industriezweige, von Produktionsstillstand, einem "heißen Herbst" und "Wutwinter", so Scholz: "Nichts davon ist eingetreten." Die Gasspeicher seien derzeit noch zu mehr als 70 Prozent gefüllt. "Das ist ein gutes Polster, um sicher auch durch den nächsten Winter zu kommen."

"Was ist eigentlich im zweiten Halbjahr 2022 geschehen"

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, warf in seiner Gegenrede dem Kanzler ein Jahr nach dessen "Zeitenwende"-Rede fehlendes Tempo beim Ausbau der Bundeswehr vor. Der Verteidigungsetat sei trotz der Ankündigung, mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben zu wollen, gesunken. Vom 100-Milliarden-Euro-Sondertopf, dem sogenannten Sondervermögen für die Bundeswehr, seien erst 600 Millionen ausgegeben.

Der Fraktionsvorsitzende der Unionsparteien, Friedrich Merz Bild: Annegret Hilse/REUTERS

Merz: "Was ist eigentlich im zweiten Halbjahr 2022 geschehen, dass diese Zusagen, die sie gegeben haben, auch umgesetzt werden?" Sicherheit in Europa müsse nun gegen Russland organisiert werden. Und dazu müssten Entscheidungen getroffen und nicht nur Regierungserklärungen abgegeben werden, so der CDU-Vorsitzende weiter. 

sti/pg (afp, dpa, rtr)

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