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PolitikKenia

Scholz macht sich für größere Nutzung von Geothermie stark

6. Mai 2023

Die größte Geothermie-Anlage Afrikas ist die letzte Station eines dreitägigen Besuchs des Kanzlers auf dem Kontinent. Von der Erdwärme-Nutzung in Kenia sollte sich Deutschland inspirieren lassen, empfiehlt Olaf Scholz.

Kanzler Scholz in Afrika | Kenia Geothermiewerk Olkaria
Kanzler Olaf Scholz schneidet das Band an einer neuen Turbine des Kraftwerks Olkaria durchBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Zum Abschluss seiner Afrika-Reise hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz für eine deutlich stärkere Verwendung der Erdwärme als Energiequelle in Deutschland ausgesprochen. "Geothermie ist an viel mehr Stellen in Deutschland möglich, als viele heute denken", sagte er beim Besuch der größten Geothermie-Anlage Afrikas in Olkaria in Kenia. Das Potenzial werde auch in Deutschland als sehr groß eingeschätzt. Deshalb würden jetzt alle Geodaten und Informationen gesammelt, "damit der Mut wächst", diese teils kilometertief in der Erde liegenden Energiequellen auszuschöpfen. Der Kanzler hatte erst Ende April eine Geothermie-Anlage in Schwerin besucht und plant eine weitere Visite bei einer Anlage in Potsdam kommende Woche.

Scholz war nach einem Kurzbesuch in Äthiopien bereits am Donnerstagabend in Kenia eingetroffen. Der Besuch der Geothermieanlage in Olkaria rund 120 Kilometer nordwestlich von Nairobi war sein letzter Programmpunkt vor dem Rückflug nach Berlin. Die insgesamt fünf Kraftwerke am Rande des Nationalparks Hell's Gate (Tor zur Hölle) produzieren fast die Hälfte des Stroms, der in Kenia verbraucht wird.

Die Lage des Landes entlang des ostafrikanischen Grabenbruchs, der durch die Abspaltung der arabischen Erdplatte von der afrikanischen entstand, und die vulkanische Aktivität der Region bieten gute Bedingungen für die Nutzung von Erdwärme. Das Potenzial der Geothermie wird dort auf 10 Gigawatt geschätzt. Unklar ist allerdings, ob dieses auch in Gänze genutzt werden kann.

Von Kenia lernen

Deutschland könne von Kenia lernen, wenn es darum gehe, seine natürlichen Gegebenheiten zu nutzen, sagte Scholz. "Wir haben in Deutschland keine vulkanischen Regionen wie diese hier, aber wir haben viele Gegenden und Landschaften, in denen Geothermie gute Voraussetzungen hat." Scholz plädierte dafür, die Nutzung der Erdwärme in Deutschland noch einmal neu zu bewerten. "Die Potenziale werden sehr hoch eingeschätzt. Mit moderner Technologie haben wir auch die Möglichkeit, dass wir besser feststellen können, ob Bohrungen erfolgreich sein werden."

Aus Geothermie kann sowohl Wärme als auch Strom gewonnen werden. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat bereits Anfang des Jahres eine Offensive zum Erdwärme-Ausbau in Deutschland angekündigt. Bei der Tiefengeothermie wird Erdwärme durch Bohrungen bis zu mehreren Kilometern Tiefe genutzt. Einer Studie mehrerer großer deutscher Forschungszentren zufolge könnte damit mehr als ein Viertel des jährlichen deutschen Wärmebedarfes abgedeckt werden.

Kenia setzt auf erneuerbare Energiequellen

Der Kanzler würdigte auch, dass Kenia - schneller als geplant - bereits bis 2030 seine gesamte Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen beziehen will. Man habe die nötigen Entscheidungen getroffen, "damit wir ein Tempo erreichen, um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen", sagte Scholz mit Blick auf die Bundesrepublik. Bis 2030 werde Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen herstellen können.

Kenia ist zwar Vorreiter bei der Nutzung der erneuerbaren Energien. Das Land produziert allerdings laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien nur rund 12 Gigawattstunden (GWh) Strom, das deutlich stärker industrialisierte Deutschland fast 50-mal so viel.

Deutschlands Engagement bei grünen Energieprojekten in Kenia - insbesondere im Bereich der Geothermie - hat eine lange Tradition. Bereits seit mehr als 20 Jahren investiert Deutschland unter anderem durch die staatliche Förderbank KfW sowie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in entsprechende Projekte. Auch an dem Aufbau der Geothermie-Anlage Olkaria war Deutschland mit Millionen-Investitionen beteiligt.

Das Erdwärme-Kraftwerk Olkaria gilt als Vorzeigeprojekt sauberer Energiegewinnung (Archivbild)Bild: Natalia Matter/epd/IMAGO

Hoffnungsträger Wasserstoff

Künftig will Deutschland zudem einen Fokus auf den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Kenia legen. Ob Deutschland mittelfristig von Wasserstoffimporten aus Kenia profitieren kann, ist aktuell zwar noch fraglich. Für Kenia bietet der grüne Wasserstoff, der mit aus erneuerbarer Energie gewonnenem Strom produziert wird, jedoch große Potenziale.

Bereits am Freitag würdigte Kenias Präsident William Ruto Deutschlands Unterstützung in die grüne Energiewirtschaft: "Dass 92 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen durch unser Netz fließt, liegt an den substanziellen Beiträgen durch deutsche Technologie und deutsche Investitionen." Zugleich forderte Ruto von der deutschen Politik, sich international stärker dafür einzusetzen, dass die Industriestaaten mehr Investitionen in grüne Energieprojekte im globalen Süden bereitstellen.

kle/qu (dpa, rtr)