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Katastrophe

Schon 60 Tote nach Dammbruch-Katastrophe

28. Januar 2019

Die Schlammlawine von Brumadinho gibt nur noch Leichen frei. Die Hoffnung, Überlebende finden zu können, tendiert inzwischen gegen null. Der verantwortliche Bergbau-Konzern muss Millionen als Strafe zahlen.

Verzweifelte Suche: Ein Rettungshubschrauber überfliegt die Schlamm-Massen von Brumadinho (Foto: picture-alliance/AP Photo/A. Penner)
Verzweifelte Suche: Ein Rettungshubschrauber überfliegt die Schlamm-Massen von BrumadinhoBild: picture-alliance/AP Photo/A. Penner

Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 60 gestiegen, 305 Menschen wurden noch vermisst, wie die Zivilschutzbehörde mitteilte. Die Zahl der Toten dürfte demnach noch weiter steigen. "Es sind viele Vermisste. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie tot sind, ist erheblich gestiegen", sagte der Minister für regionale Entwicklung, Gustavo Canuto. Rund 200 Feuerwehrleute und 13 Hubschrauber sind an den Such- und Bergungsarbeiten nahe der Ortschaft Brumadinho beteiligt.

Israel schickte 130 Soldaten und 16 Tonnen Material an die Unglücksstelle, um bei den Such- und Bergungsarbeiten zu helfen. Darunter sind Ärzte und Ingenieure mit modernstem technischen Gerät, mit dem Menschen in bis zu zehn Metern Tiefe aufgespürt werden können. Auch Spürhunde gehören zu dem israelischen Rettungsteam.

Ohne Worte Bild: picture-alliance/AP/L. Correa

Bus mit Leichen entdeckt 

Am Sonntag wurde die Suche vorübergehend eingestellt, weil ein zweiter Damm zu brechen drohte. Nach Wiederaufnahme der Rettungsarbeiten wurde dann ein Bus mit Leichen entdeckt. Unklar ist aber derzeit noch, wieviele Tote es im Inneren des Fahrzeugs gab. Der Damm an der Mine des brasilianischen Bergbau-Konzerns Vale war am Freitag gebrochen. Eine Schlammlawine aus einem Rückhaltebecken für Bergbauabfälle war über Teile der Anlage und benachbarte Siedlungen hinweggerollt. Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman. Er sprach von einer "fürchterlichen Tragödie". Das Umweltministerium kündigte eine Strafe in Höhe von 250 Millionen Reais (58 Millionen Euro) gegen den Konzern an. Insgesamt ergossen sich nach Angaben von Vale rund zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm über die Anlage und die nahe liegenden Siedlungen.

Der Chef des Bergbau-Konzerns Vale, Fábio Schvartsman (links), gibt sich vor der Presse reumütigBild: Reuters/P. Olivares

Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein, um die Verantwortlichen für das Unglück zu ermitteln. "Wir tun alles, um die Sicherheit und Stabilität der Dämme sicherzustellen", sagte Schvartsman in einer Erklärung. Der TÜV Süd hatte die Dämme im vergangenen Jahr geprüft, wie das Unternehmen in München auf Anfrage bestätigte. "Wir werden die Ermittlungen vollumfänglich unterstützen und den Ermittlungsbehörden alle benötigen Unterlagen zur Verfügung stellen", teilte der TÜV Süd mit.

"Ein Umweltverbrechen, das bestraft werden muss"

Im Jahr 2015 gab es in Minas Gerais schon ein ähnliches Unglück. Bei der "Tragödie von Mariana" kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Seinerzeit kamen 19 Menschen ums Leben. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und vergiftete den Fluss Rio Doce auf einer Länge von rund 650 Kilometern. Bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe. "Diese neue Katastrophe ist die traurige Konsequenz davon, dass die brasilianische Regierung und die Bergbauunternehmen nichts dazugelernt haben", sagte Nilo D'Ávila von der Umweltorganisation Greenpeace. "Das ist kein Unfall, sondern ein Umweltverbrechen, das bestraft werden muss."

Steinmeier und Merkel kondolieren

In Deutschland zeigten sich Politiker erschüttert über die Katastrophe. So sprachen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Kondolenztelegrammen dem Land ihre Anteilnahme aus. "Mit Entsetzen habe ich die furchtbaren Bilder der Schlammlawinen nach dem Dammbruch in Minas Gerais gesehen", schrieb Steinmeier an Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und den vermissten Menschen sowie bei ihren Familien."

Merkel schrieb an Bolsonaro, sie habe "mit tiefer Betroffenheit" von dem Unglück erfahren. "Ich hoffe inständig, dass noch weitere Menschen gerettet werden können." Die Kanzlerin sprach den Brasilianern ihre "tief empfundene Anteilnahme" aus.

sti/pg (afp, dpa)