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PolitikEuropa

Schon elf Bewerber für Johnson-Nachfolge

10. Juli 2022

Wer tritt die Nachfolge von Boris Johnson als britischer Premier an? Die Konservative Partei drückt bei der Nachfolge aufs Tempo: Das Kandidatenfeld bei den Tories ist groß - und noch läuft die Bewerbungsfrist.

England 10 Downing Street in London | Nach Boris Johnson Rücktritt
Downing Street 10. Wer führt von hier aus demnächst die Regierungsgeschäfte des Vereinigten Königreichs?Bild: Dominic Lipinski/PA Wire/empics/picture alliance

Nach der Rücktrittsankündigung des britischen Premierministers Boris Johnson sind inzwischen elfKandidaten ins Rennen um seine Nachfolge als Tory-Chef eingestiegen. Zuletzt warfen am Sonntag Außenministerin Liz Truss, Handelsministerin Penny Mordaunt und auch der Tory-Abgeordnete Rehman Chishti ihren Hut in den Ring. "Unsere Führung muss sich ändern", sagte Mordaunt. "Es muss weniger um die Person an der Spitze gehen und viel mehr um das Schiff." Die 49-Jährige ist eine vehemente Brexit-Unterstützerin und bei der Parteibasis beliebt. 

Truss erklärte gegenüber der Zeitung "Daily Telegraph": "Ich werde bei dieser Wahl wie eine Konservative kämpfen und wie eine Konservative regieren". Die Kandidatur der 46-Jährigen war erwartet worden.

Jede Menge Bewerber bringen sich in Stellung

Am Samstag hatten mit dem zurückgetretenen Gesundheitsminister Sajid Javid, Finanzminister Nadhim Zahawi sowie dem ehemaligen Gesundheits- und Außenminister Jeremy Hunt drei politische Schwergewichte der Tories ihre Kandidatur erklärt.

Als Favorit der Buchmacher gilt derzeit Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der von zahlreichen einflussreichen Tories unterstützt wird. Allerdings werfen Anhänger des noch amtierenden Premiers Johnson ihm vor, den Regierungschef hintergangen zu haben, wie die Sonntagszeitung "Observer" berichtete. Die anderen Kandidaten, die bisher Interesse bekundet haben, gelten als weniger aussichtsreich.

Verteidigungsminister Ben Wallace, der eigentlich als einer der Favoriten auf Johnsons Nachfolge galt, verzichtete auf eine Kandidatur. Dem 52-Jährigen waren gute Chancen eingeräumt worden, nachdem ihm in Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg eine gute Amtsführung bescheinigt worden und er zum beliebtesten Mitglied der Regierung aufgestiegen war.

Sie sagt Ja, er Nein: Liz Truss und Ben WallaceBild: Rick Rycroft/AP Photo/picture alliance

Im Zentrum des parteiinternen Nachfolgekampfes stehen Fragen nach Steuersenkungen, um die Verbraucher angesichts der explodierenden Inflation zu entlasten. Außerdem geht es um den Umgang mit der EU nach dem Brexit sowie die Zuwanderungspolitik.

Zeitplan soll im Laufe der Woche stehen

Ein Zeitplan für die Wahl des Parteivorsitzenden der konservativen Tories soll am Montag ausgearbeitet werden. Medien hatten zuvor berichtet, die Bewerbungsfrist ende am Dienstag. Anschließend bestimmen die 358 Mitglieder der Tory-Fraktion in mehreren Wahlgängen, bei denen immer die Kandidaten mit den wenigsten Stimmen ausscheiden, zwei Bewerber. Dies soll bis zur Sommerpause des Parlaments am 21. Juli geschehen, sagte der dafür zuständige Parteifunktionär Geoffrey Clifton-Brown. Schließlich entscheiden die Parteimitglieder in einer Stichwahl über den Sieger oder die Siegerin.

Der Premierminister hatte am Donnerstag nach einer beispiellosen parteiinternen Revolte wegen einer Reihe von Skandalen seinen Rücktritt als Parteichef angekündigt. Damit ist auch sein Aus als Regierungschef besiegelt. Wer Parteichef wird, wird auch Premierminister, so die britische Regelung. Johnson kündigte aber an, noch bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt zu bleiben, was bis zum Herbst dauern könnte.

Abgang in Raten. Premier Boris Johnson klebt an seinem AmtBild: Matt Dunham/AP/picture alliance

Der Opposition geht das nicht weit genug. Sie fordert Johnsons sofortiges Aus und eine Neuwahl. Auch in seiner Konservativen Partei gibt es entsprechende Stimmen.

Vorwürfe in Serie ...

Gegen Noch-Amtsinhaber Johnson gibt es unterdessen neue Vorwürfe. Er soll 2008 in seiner Zeit als Bürgermeister von London die Bewerbung einer jungen Frau für einen Job im Rathaus gefördert haben, die ihm wiederum vorwirft, sein Amt für eine sexuelle Beziehung zu ihr genutzt zu haben. Das legen Mitschnitte eines Gesprächs der beiden von 2017 nahe, die die "Sunday Times" veröffentlichte. Downing Street verwies auf Anfrage der Zeitung darauf, dass die Vorwürfe die Zeit vor Johnsons Zeit als Premierminister betreffen. Außerdem wolle man sich zum Privatleben des 58-Jährigen nicht äußern.

as/qu/haz/cwo/ack (dpa, afp)

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