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Schreiben gegen das Schweigen

Ulrike Sommer, Sabine Kieselbach5. Oktober 2015

Mit seinen 17.000 Inseln, 800 Sprachen und 300 Ethnien ist Indonesien ein Land der Superlative. Doch nach wie vor fehlt dem Land eine Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit.

2015 ist für Indonesien auch ein Jahr des Gedenkens. Vor 70 Jahren erklärte sich das Land nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft für unabhängig. 20 Jahre später kam General Suharto durch einen Militärputsch an die Macht. Er veranlasste in den Folgemonaten ein Massaker, dem fast eine Million Menschen zum Opfer fielen. 34 Jahre blieb Suharto an der Macht. Erst 1998 wurde er abgelöst und ein Jahr später erstmals ein Staatspräsident frei gewählt. Nach wie vor fehlt dem Land eine Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit. Diese fordern seit einigen Jahren Schriftsteller ein. Mutige Schriftsteller, die gegen das Schweigen anschreiben. Die DW-Autorinnen Ulrike Sommer und Sabine Kieselbach reisen in das viertgrößte Land der Erde und porträtieren drei von ihnen. Es sind Menschen, die große Opfer bringen, um den Schwächeren eine Stimme zu geben:

Erst ist noch keine hundert Jahre her, seit der Vielvölkerstaat eine gemeinsame Nationalsprache hat: Bahasa Indonesia.


Linda Christanty – Studenten gegen die Militärdiktatur

Die Schriftstellerin und Journalistin Linda Christanty lebt in der Metropole Jakarta. Ende der 1990er Jahre organisierte sie die Studentenproteste und trug dazu bei, General Suharto aus dem Amt zu treiben. Das hohe Risiko ist sie bewusst eingegangen. "Wir waren alle um die zwanzig und wir beschlossen, unser Leben für das Volk zu opfern" – sagt sie. Christanty ist sowohl als Schriftstellerin als auch als Journalistin preisgekrönt. Ihre Erzählungen sind dabei nicht weniger politisch als ihre Reportagen, verfremdet in einer Art magischem Realismus. Dabei geht es um soziale und politische Konflikte, um Unterdrückung und Widerstand, aber auch um Liebe und Vergebung.

Während der Studentenproteste lebte Linda Christanty im Untergrund - unter dem Decknamen „Mirna“.


Azhari Aiyub – Bürgerkrieg und Tsunami

Azhari Aiyub stammt aus Banda Aceh und hat bereits mit 23 seinen ersten Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht, in dem er von den Leiden der Menschen während des Bürgerkriegs zwischen Indonesiens Regierung und der Separatistenorganisation "Free Aceh Movement" erzählt. Der Krieg dauerte von 1976 bis 2005 und ist erst nach dem Tsunami 2004 beendet worden. Bei der verheerenden Naturkatastrophe verlor Azhari seine gesamte Familie. Bis heute kann er nicht darüber sprechen. Seine Trauer hat er in einem Gedicht verarbeitet.

Als der Tsunami Aceh traf, war Azhari Aiayub nicht zuhause. Erst Tage später erfuhr er vom Tod seiner Familie.


Oka Rusmini -Frauenrechte im Kastensystem

Oka Rusmini ist Journalistin, Romanautorin und Lyrikerin. Ihr bekanntester Roman, auf Deutsch "Erdentanz", ist ein Gesellschaftsporträt, das die schwierige Situation von Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft beschreibt, die immer noch von einem Kastensystem dominiert wird. Rusmini beschreibt darin auch eigene Erfahrungen: Weil sie einen nicht-standesgemäßen Schriftstellerkollegen heiratete, wurde sie enterbt und verstoßen.


Sendezeiten:

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Seit 25 Jahren lebt Oka Rusmini auf Bali. Geboren ist sie in Jakarta, ihre Familie gehört zur Kaste der Brahmanen.